Lasst die Alten reden

Jolanda

Jolanda und Jon sind schon 60 Jahre verheiratet. Die 81-Jährige ist die Tochter eines Wirtes und war lange im Service tätig. Ihr Vorbild aber, war eine befreundete Coiffeuse. Denn eigentlich hätte Jolanda schon als kleines Kind lieber diesen Beruf ausgeübt. Doch durch den Familienbetrieb und die Strenge der Eltern war dies nicht möglich. Die Geburt von ihrem ersten Sohn mit 21 Jahren wird Jolanda niemals vergessen. Diese ebnete den weiteren Lebensweg als fürsorgliche Mutter, begrub aber auch gleichzeitig den Traum, einmal eine Lehre als Coiffeuse zu machen.

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Jon

Angefangen als Handwerker, bis hin zu über 40 Jahren als Lokomotivführer bei der Rhätischen Bahn und zurück nach Landquart in die Werkstatt als Handwerksmeister, hat der 85-Jährige einiges erlebt. Früher sind seine Frau Jolanda und er am liebsten nach Italien oder Spanien in die Ferien gefahren. Heute ist das fast zu weit und beide suchen sich lieber ein regionales Ferienziel aus. Die beiden gehen heute immer noch gerne tanzen, die Schlagerparade in Chur überlässt er aber den Jüngeren. Am wichtigsten sind ihm seine vier Kinder und der Kontakt zur gesamten Familie.

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Margrith

Die 84-jährige ehemalige Primarlehrerin und ihr Mann Willy gehen sehr gerne in ihr Maiensäss im Prättigau, um dort die Ruhe zu geniessen. Margrith und Willy sind 58 Jahre verheiratet und haben zusammen drei Kinder und drei Enkel. Reisen war und ist immer noch eines ihrer grössten Hobbys. Dadurch, dass ihr Mann bei der Bahn arbeitete, haben beide oft vergünstigte Tickets bekommen, mit denen sie die Schweiz entdecken konnten. Zudem sind sie früher oft gesegelt. Heute löst Margrith gerne Kreuzworträtsel und liest häufig.

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Willy

Der ehemalige Mitarbeiter der SBB und Rhätischen Bahn ist auf dem Bauernhof seiner Grosseltern aufgewachsen. Von ihnen hat der heute 80-Jährige sehr viel Toleranz gelernt. Sein grösstes Vorbild war darum auch sein Grossvater. Immer wenn er zu Hause war, hing Willy an seinem Hosenbein. Er war auch einer der wenigen in der Umgebung, die während des 2. Weltkriegs ein Radio besassen und so lauschte Willy oft der Stimme aus dem “Kasten”. Willy wäre vor zwei Jahren fast an einer Lungenembolie gestorben, doch das hat er ganz einfach weggesteckt, wie er sagt.

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Hanni

Das Vorbild von Hanni war früher Coco Chanel. Die 84-Jährige arbeitete als junge Frau zuerst als Modistin (Hutmacherin) und wollte dann nach Paris, um Modezeichnerin zu lernen. Doch kurz davor verliebte sie sich in einen Bündner und entschied sich für ein Leben in den Bergen. Heute ist sie geschieden. Nach ihrer Scheidung lernte Hanni Podologin und eröffnete ein Geschäft in Chur. Mit 69 Jahren beendete sie ihre Karriere wegen der Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Mit ihren 3 Kindern ging sie früher immer nach Brissago in die Ferien. Das Meer ist ihr bis heute sehr wichtig. Sie bezeichnet sich selber als Wasserpflanze.

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Trudi

Die 81-jährige Hausfrau ist mit ihrem Mann Ueli schon 58 Jahre verheiratet. Aufgewachsen ist sie auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, den ihre Eltern geführt haben. Das Landleben bot zwar immer viel Abwechslung, jedoch musste Trudi vor allem im Sommer sehr viel mithelfen. Im Winter arbeitete Trudi oft im Gastgewerbe. Durch die Landwirtschaft und die fehlende Freizeit konnte Trudi nicht so viel lernen, wie sie es sich gewünscht hätte. Früher verbrachte sie oft Zeit mit Handarbeiten und Stricken.

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Ueli

Nach der Lehre als Bauschreiner arbeitete der heute 81-Jährige zwölf Jahre lang bei der Post und anschliessend zog es ihn zur Stadtpolizei Chur, bei der er 30 Jahre lang geblieben ist. Vorbilder waren seine Eltern, aber auch die Kollegen, die ihm das Schiessen bei der Polizei beigebracht haben. Seine Hobbys waren Eisenbahn-, Flieger- und Helikoptermodelle, zu denen er eine Leidenschaft entwickelte, die bis heute anhält. Er wird nie vergessen, dass er 1972 aus Versehen von einem Polizeikollegen angeschossen wurde, als sich ein Schuss aus der Pistole löste und durch zwei Türen um 2 mm seine Schlagader im Genick verfehlten.

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Elfride

Die 88-Jährige geht immer noch regelmässig schwimmen, laufen, jassen und zum Turnunterricht. Sie fühlt sich noch gar nicht so alt. Sie verreist auch immer noch mehrmals pro Jahr. Wenn sie zu Hause ist, kocht die gebürtige Italienerin sehr gerne oder löst Kreuzworträtsel und liest. Gelernt hat sie Hauswirtschaft und unterstützte später jahrelang als Kindermädchen eine Familie. Sie hasst Menschen, die lügen und verbringt ihre Zeit am liebsten mit ihrer Familie. Elfride war 33 Jahre verheiratet, bevor ihr Mann verstorben ist. Seitdem ist sie alleine, doch das macht nichts, eine grosse Liebe hätte sie ja schon gehabt und das reiche, sagt sie.

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Ida

Die 69-Jährige ist nächstes Jahr genau 50 Jahre mit ihrem Mann Benjamin verheiratet. Noch immer gehen sie oft nach Italien in die Ferien. Die ehemalige Büro- und Verkaufsangestellte ist auch nach der Pension noch sportlich unterwegs und hat mit ihrem Mann zwei Kinder. Die Geburten dieser Zwei waren die schönsten Tage ihres Leben. Aufgewachsen ist sie in einem Mehrgenerationenhaus mit ihren Grosseltern. Früher seien so ältere Personen viel weniger alleine gewesen. Auch Ida bedauert, dass ihre Generation weniger die Möglichkeit hatte, das zu lernen, was jeder einzelne sich insgeheim gewünscht hätte.

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Benjamin

Benjamin ist ehemaliger Maschinenschlosser. Obwohl er nur glückliche Erinnerungen an seine frühere Arbeit hat, bereut er bis heute, dass er damals sein Ingenieurstudium nach zwei Semestern abgebrochen hat. Neues zu lernen ist ihm sehr wichtig. Deswegen besuchen seine Frau und er immer noch regelmässig Vorträge zu verschiedensten Themen. Benjamin hasst Lügen und Falschheit und liebt Fleischvögel mit Kartoffelstock. Der schönste Tag in seinem Leben war die Hochzeit mit seiner Frau Ida.

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