Entspannende Momente beim Kaffeemobil auf dem Märtblatz

Marktleben

Die Marktfahrer, eine Gemeinschaft für sich

Ein kalter Donnerstagmorgen im April. Die Marktstände sind schon aufgebaut, als ich um acht Uhr auf dem Platz eintreffe. Es sind noch nicht viele Menschen unterwegs, trotzdem hat es schon einige Kunden, welche bei den verschiedenen Ständen einkaufen. Marktfahrer, welche gerade keine Kundschaft bedienen, unterhalten sich miteinander oder helfen beim Aufbau. Die dick eingemummelten Marktfahrer bereiten sich auf den Arbeitstag vor, die Stimmung ist friedlich. Auf dem Platz sind verschiedene Stände anzutreffen. Es gibt einige Gemüse- und Obststände, wo man frische und regionale Ware einkaufen kann. In den letzten Jahren haben ausserdem die Imbissstände zugenommen, welche Sandwiches, gegrilltes Hähnchen oder Ähnliches verkaufen. Zwischen den Ständen, welche Ketten oder Unternehmen angehören, gibt es aber auch noch kleine, unabhängige Verkäufer. Rolf handelt seit bald vierzig Jahren mit Gemüse. Für ihn sind seine Stammkunden sehr wichtig.

Marktplatz Basel mit Rathaus im Hintergrund

Verändertes Einkaufsverhalten

Einige der Marktfahrer sind schon seit Jahrzehnten auf dem Basler «Märtblatz» anzutreffen. Die Stammkunden kennen sie und kommen regelmässig vorbei. Deshalb ist es für die kleineren Marktstände, welche keinem grossen Geschäft angehören wichtig, jeden Tag auf dem Platz zu sein. Auf die Frage, was sich in den letzten Jahren verändert hat, geben viele die Antwort, dass immer weniger Kunden auf den Markt kommen. Das Einkaufsverhalten hat sich sehr verändert. Ein Grund sieht die Blumenverkäuferin Verena darin, dass die Bewohner von Basel und der Umgebung über die Grenze fahren und in den grossen deutschen Supermärkten einkaufen gehen.

Marktplatz Basel mit Rathaus im Hintergrund

Geteiltes Leid ist halbes Leid

Die Marktfahrer kommen aus der Umgebung und treffen sich jeden Tag auf dem Marktplatz in Basel. Die meisten sind täglich und oftmals ganztags dort anzutreffen. Bei Schnee und Kälte, bei Regen oder bei Hitze, ganz nach dem Motto: «Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Ausrüstung.» Die Marktfahrer und die umliegenden Geschäfte bilden eine «Community», wie Jürgen sagt. «Man friert zusammen und man schwitzt zusammen», sagt der Obstverkäufer.

Marktplatz Basel mit Rathaus im Hintergrund

Ein sozialer Beruf

Trotz der abnehmenden Kundschaft und dem teilweise ähnlichen Angebot einiger Stände besteht keinerlei Konkurrenzkampf unter den Marktfahrern. Die Gemeinschaft untereinander sei sehr wichtig, sagen alle Befragten. Es bildet sich eine Zusammengehörigkeit und man arbeitet miteinander, nicht gegeneinander. Man ist füreinander da, wenn Hilfe benötigt wird. Viele nennen dies und den Umgang mit den Kunden als ihren Grund, weshalb sie seit Jahren gerne auf dem Markt arbeiten und dies auch in Zukunft weiter tun möchten.

Marktplatz Basel mit Rathaus im Hintergrund

Entstehung des Marktplatzes

Der Marktplatz war schon immer ein Ort, an dem wichtige Geschäfte erledigt wurden. Schon vor Jahrhunderten vereinigten sich dort Handel, Verkehr und Politik. Früher hiess der «Märtblatz» Kornmarkt und bis ins 15. Jahrhundert wurde nur Getreide, Wein, Holz, «Mues», Heu und Stroh gehandelt. Obst, Gemüse, Eier, Butter, Hühner und Gänse wurden bis circa 1420 auf dem Münsterplatz verkauft. Nur den Anwohnern des Marktplatzes war es erlaubt, dort auch Lebensmittel anzubieten. Deshalb entwickelte sich nach und nach der Marktplatz und wurde zum eigentlichen Umschlagplatz für Lebensmittel. Im 19. Jahrhundert wurde schliesslich durch den wachsenden Marktbetrieb eine Vergrösserung des Platzes geplant.

Marktplatz Basel mit Rathaus im Hintergrund

Marktfahrer mit Leib und Seele

Auch heute noch ist der Markt im Zentrum der Stadt ein beliebter Treffpunkt, welcher auch die Touristen anzieht. Speziell aufgefallen ist die friedliche und positive Stimmung der verschiedenen Verkäufer. Trotz den sich verändernden und erschwerten Bedingungen leben die Marktfahrer ihren Beruf mit Leib und Seele, stehen bei Regen und Schnee jeden Tag auf dem Platz und bedienen ihre Kundschaft. Man spürt, dass sie sich gegenseitig kennen und unterstützen, statt bekämpfen. Man kann nur hoffen, dass sich die positive Stimmung und die Gemeinschaft der Marktfahrer hält und man noch lange auf dem Markt einkaufen, einen Kaffee trinken oder jemanden zum Plaudern treffen kann.

Marktimpressionen