幕墙背后 – Hinter den Fassaden

Hongkong, die Stadt der Extreme. Imposante Hochhäuser, leuchtende Neonschilder – doch hinter den schillernden Fassaden brodelt eine Krise. In einer der am dichtesten besiedelten Metropolen der Welt kämpfen tausende Menschen mit unbezahlbaren Mieten und einem Leben auf engstem Raum. Käfigwohnungen, oft nur wenige Quadratmeter gross, lassen keinen Platz für Privatsphäre oder Licht.

Flucht in die digitale Welt: Chow ist eines von vielen Kindern, die der beengten Realität ihres Zuhauses entkommen wollen.

Mit einem Einheimischen erkundete ich ein Viertel, das uns in diese bedrückenden Räume führte: stickige Luft, beklemmende Enge und ein Leben zwischen Resignation und Hoffnung. Eine Familie lebt mit fünf Personen auf 12 Quadratmetern – kein Raum für Träume, und doch träumen sie.

Was hinter Hongkongs Fassaden geschieht, erfahrt ihr in meiner Kurzreportage: Hier geht’s zur Story.

(pru)

Idee & Umsetzung

Hongkong hat mich schon immer fasziniert – ebenso wie das Thema Wohnkultur. Als ich zum ersten Mal von den sogenannten «Coffin Homes» hörte – diesen winzigen, beengten Wohnungen inmitten einer der teuersten Städte der Welt – war ich zutiefst schockiert und wollte mehr darüber erfahren. Schon früh war mir klar, dass die Umsetzung dieses Projekts eine Herausforderung sein würde. Ohne die Hilfe eines Kontaktes vor Ort in Hongkong wäre dieses Vorhaben wahrscheinlich nicht möglich gewesen.

Schon vor der Reise war mir bewusst, dass es schwer werden würde, Zugang zu solchen Wohnungen zu bekommen. Doch wie herausfordernd es tatsächlich war, hat mich überrascht. Nach intensiver Recherche blieb mir keine andere Wahl, als vor Ort Menschen zu suchen, die bereit waren, uns ihre Türen zu öffnen. Erst durch die Unterstützung von Vin, einem lokalen Fotografen, wurde das Projekt überhaupt umsetzbar. Er half mir nicht nur sprachlich – denn viele Menschen in diesen Vierteln sprechen kein Englisch –, sondern verstand auch die kulturellen Unterschiede, die den Zugang erleichterten.

Dennoch standen wir oft vor verschlossenen Türen. Zwei Fremde mit Kameras vor der Tür? Kein Wunder, dass kaum jemand öffnen wollte. Die stickige Hitze, die ständige Ablehnung und die anstrengende Umgebung brachten uns an unsere Grenzen. Gerade als wir fast aufgeben wollten, öffnete Chow, ein kleiner Junge, seine Tür. Dieser Moment war ein Wendepunkt – nicht nur für das Projekt, sondern auch für mich persönlich.

Learnings

Ich habe gelernt, wie wichtig Geduld, Offenheit und Fingerspitzengefühl sind, wenn man auf fremde Menschen in unbekannten Kulturen trifft. Besonders der schüchterne Junge hat mich bewegt, der sichtbar mit Scham kämpfte. Damit umzugehen, war nicht leicht, aber auch eine wertvolle Erfahrung. Es braucht Zeit, Vertrauen aufzubauen und zu verstehen, dass Menschen unterschiedlich ticken. 

Im Rückblick hätte ich gerne auch die glänzende, wohlhabende Seite Hongkongs dokumentiert, um einen stärkeren Kontrast zum Projekt zu schaffen. Eines wurde mir klar: So wichtig Planung auch ist, vor Ort sind Flexibilität und die Fähigkeit, sich auf unerwartete Situationen einzustellen, entscheidend. Dieses Projekt hat mir gezeigt, wie viel hinter den Fassaden steckt – sowohl in der Stadt als auch in den Menschen.