2. Teil – Tell me your story …

… about war

Fiorella B., in Rom geboren und aufgewachsen, bekam als kleines Mädchen mit ihrer 7-köpfigen Familie die Zeit des 2. Weltkrieges zu spüren. Heute ist sie Mutter dreier Kinder und Grossmutter von sechs Enkelkindern.

Darf ich vorstellen: Meine Nonna (Grossmutter). Fiorella ist 89 Jahre alt und immer noch auf Zack. Sie lebt mit ihrem Ehemann in einer heimeligen Gemeinde im Kanton Bern. Sie liest leidenschaftlich gerne Bücher, tauscht sich gerne über politische Themen aus, kommuniziert mit uns Enkelkindern via Whatsapp (inkl. Emojis) und ist zudem die beste Köchin der Welt.

Wir assen sogar Brot mit Würmern drin.

Fiorella B.

In ihrer Vergangenheit durchlief Fiorella einige schöne wie auch tragische Ereignisse, die ihr ganzes Leben veränderten – manche aus Eigenwillen, manche nicht. Im Rahmen meines Projektes «Tell me your story» (bisher nur via Desktop-Ansicht verfügbar) erzählt sie mir in ihrer Muttersprache über ihre Erlebnisse während der Kriegszeit. Damit ihr auch vollumfänglich in den Genuss der Erzählungen meiner Nonna kommt, habe ich ihre Geschichte für euch auf Deutsch übersetzt (wobei die deutschen Untertitel der Atmosphäre und dem schönen Klang der italienischen Sprache bei Weitem nicht gerecht werden).

(spu)

Idee

Schon zu Beginn hatte ich die Intension, ein Projekt zu machen, für das ich in die Videoproduktion eintauchen werde. Zugegeben, in der Film- und Videoproduktionswelt fühle ich mich nicht gerade am wohlsten. Aber genau aus dem Grund wollte ich es wagen und mich selbst daran versuchen, eine Videoproduktion von A – Z selbst machen und zu organisieren. Hinzu kam, dass ich mich im Programmieren ebenfalls ein wenig herausfordern wollte – somit entstand das Projekt „Tell me your story“.

Ich habe mir überlegt, wovon ich gerne ein Video machen möchte. Klar war, ich möchte etwas sinnvolles auf die Beine stellen. Ich selbst schaue mir gerne Videos von inspirierenden Persönlichkeiten an. Also zählte ich eins und eins zusammen und daraus entstand mein Video und meinen OnePager. Mit „Tell me your story“ wollte ich eine Plattform schaffen, wo die Geschichten verschiedenster Menschen ihren Platz finden.

Ich hatte mich dazu entschieden, meine Grossmutter als Teil meines Projektes zu machen. Sie erlebte als kleines Mädchen mit ihrer Familie in Rom den 2. Weltkrieg – wenn das keine Story zum erzählen ist!

Produktion

Für dieses Video war ich sozusagen ein Einmann-Team. Mit Corona wollte ich so oder so nicht riskieren, dass noch mehr Menschen zu meiner Grossmutter nach Hause kommen. So kombinierte ich einen längst fälligen Grosseltern-Besuch mit den Dreharbeiten und dem Interview für «Tell me your story». Bis wir aber zu dem Zeitpunkt überhaupt angelangt sind, war viel passiert. Ursprünglich hatten wir bereits einen Termin im September fürs Filmen abgemacht. Ich hatte auch schon das ganze Filmmaterial ausgeliehen und abgeholt, als meine Grossmutter notfallmässig ins Krankenhaus musste. Die Dreharbeiten fanden also nicht statt und ich brachte das Material wieder retour. Ganz lange war kein weiteres Treffen in Sicht, da mein Schul/Arbeitsalltag mit diesem meiner Grossmutter (mit vielen Arztterminen etc.) plus den Ausleihslots der Materialausleihe nicht kompatibel war. Gedanklich legte ich mir bereits einen Plan B zurecht, bis es schlussendlich doch noch geklappt hat. Da meine Grossmutter grosse Angst vor dem Virus hat, musste ich ihr versprechen, dass ich alleine käme und die Corona-Verhaltensregeln beachte – was für mich selbstverständlich war. Und so konnte ich eines schönen Winternachmittags zu ihr rausfahren und sie erzählte mir ihre Geschichte. Während der Dreharbeiten kam es zu einigen «Störgeräuschen» wie die Sirene des Krankenwagens. Aber da ich meine Grossmutter nicht noch zusätzlich (über)fordern wollte und sie gerade im Erzähl-Flow war, habe ich sie nicht unterbrochen. Auf eine Art und Weise passt das Sirenengeräusch sogar zu dem Thema 😉 Als kurze Zeit später aber die Kirchenglocken anfingen zu läuten, mussten wir doch kurz unterbrechen.

Postproduktion

Die Prostproduktion war mit Abstand die zeitintensivste Arbeit des Videos. Als erstes transkribierte ich die ganzen Audiofiles, um einen roten Faden generieren zu können resp. mir die besten Antworten/Antwortpassagen aus den verschiedenen Anläufen heraus zu picken und zusammen zu fügen – dies war nicht ganz einfach, da Fiorella viel erzählte und manchmal aber auch Sätze anfing zu bilden, die sie später nicht ganz fertig artikulierte. Dann bastelte und bearbeitete ich die Aufanhmen und Tonspuren im Adobe Premiere Pro zu einem Video zusammen. Ich liess sie in ihrer Muttersprache sprechen, da es so ein schöneres Zuhörerlebnis ist und zudem war es für sie einfacher zu erzählen. Für die Übersetzung ins Deutsche bediente ich mich an der Caption-Funktion von Premiere Pro. Dies war eine knifflige Detailarbeit, da ich auf das Tempo achten musste und auf die Länge der Sätze, damit sie nicht länger als zwei Reihen jeweils waren.

Dann bastelte ich am Audio herum, passte die Lautstärke an und legte einen Denoise-Effekt darüber. Dies sollte das Rauschen des Mikrofons im Hintergrund einigermassen dämpfen. Danach kreierte ich das Intro, die Bauchbinde und den Abspann.

Ich als Perfektionistin exportierte das Video mehrmals und suchte nach Verbesserungspotential.

Fazit & Learnings

Durch die vergangene Arbeit am ersten Video des «Tell me your story»-Projektes nahm ich den Flow mit in dieses hinein. Es fiel mir wesentlich leichter, die Premiere Pro-Werkzeuge effizient zu nutzen. Zudem habe ich gelernt, dass ich in Zukunft das ganze Material eines Videoprojektes nicht in der iCloud, sondern lokal auf meinem Laptop speichern muss, da sonst der Rechner die verwendeten Videosequenzen nicht mehr lokalisieren kann – dies ist mir leider bei meinem ersten Video passiert. Und leider ist die Bildqualität nicht die Beste … das liegt daran, dass ich meine eigene Spiegelreflexkamera (Canon) benutzt habe. Nächstes Mal werde ich auf alle Fälle eine aus der Materialausleihe mitnehmen.

Ich bin sehr happy, dass meine Grossmutter für das Interview zugesagt hatte. Es ist für mich nicht selbstverständlich, da sie doch schon ein gewisses Alter hat und oft sehr müde ist – plus Corona-Situation. Zudem war sie paar Monate vorher auch im Krankenhaus und hatte einige Schicksale zu verarbeiten, wie etwa den Tod ihres Bruders und dessen Frau, die beide am gleichen Tag an Corona in Rom gestorben waren. Ich finde, meine Grossmutter eine sehr zu respektierende, liebevolle und starche Persönlichkeit und ich hoffe, dass ich noch einige Jahre ihren Geschichten lauschen darf.