Ein Stück Leben
Das Filmprojekt «Ein Stück Leben» dreht sich um eine simple und doch so komplizierte und vielschichtige Miskommunikation zwischen zwei Freundinnen. Rahmen dafür bietet ein einziges kurzes Gespräch.
Ein Haufen Post-It’s in der Eduzone und einige geöffnete Matedosen vor einer Schar halberschlagener, aber höchst motivierter MMPler:innen. Das war der Anfang dieses Projekts. Etwas mit Film sollte es werden, soviel war klar. Viel mehr aber eben nicht.
Nun blicken wir zurück auf ein Projekt, das uns als Team mehr gefordert, aber auch mehr zusammengeschweisst hat, als wir uns das zu Beginn erhofft hatten. In Zusammenarbeit mit den beiden Schauspieler:innen Mae und Alina von der Hochschule der Künste Bern ist der Film «Ein Stück Leben» entstanden.
Inhalt
Lisha und Amelie sind eng befreundet. Ihre Freundschaft basiert auf regelmässigen Treffen. «Ein Stück Leben» behandelt einen kurzen Abschnitt – eigentlich nur ein Gespräch – ihrer Beziehung. Der Kern des Projekts ist die Misskommunikation, die aufgrund der unterschiedlichen Energielevel der Freundinnen entsteht. Dadurch baut sich im Verlauf des Gesprächs spürbar ein Konflikt auf.
Wir haben uns dazu entschieden, beim Colour Grading zwei Versionen zu erstellen. Eine in Farbe und eine in Schwarz und Weiss.
Eintauchen in die Produktion
Das Projekt «Ein Stück Leben» entfaltet sich nun auch auf einer eigens dafür kreierten Website, die es ermöglicht, tiefer in die Hintergründe und Feinheiten des Films einzutauchen. Dieser digitale Raum dient als erweiterte Plattform, um die komplexen Dynamiken zwischen Lisha und Amelie zu beleuchten und den Kernkonflikt ihrer Misskommunikation zu erforschen.
(mst)
Pre-Production
Idee:
Ein letztes Gruppenprojekt für eine Videoproduktion. Das war unsere Ausgangslage. Von Beginn an war klar, dass wir gemeinsam einen fiktiven Kurzfilm umsetzen wollen, jedoch der Rahmen und das Thema mussten wir noch bestimmen. Wir trafen uns alle für eine Brainwriting-Session und Schrieben Themen, welche uns im Alltag beschäftigen auf Post-It-Zettel. So einigten wir uns schlussendlich auf die Themen Freundschaft und Empathie. Zusätzlich war es uns von grosser Wichtigkeit, dass der Film den Bechdel-Test besteht. Das bedeutet, dass mindestens zwei Frauen vorkommen, diese miteinander sprechen und es im Gespräch nicht nur um einen Mann geht.
Der Zeitdruck war von Anfang an gross und unsere erste Priorität lag in einer möglichst guten Qualität der Produktion. Dies bedeutete, dass wir die Komplexität der Story und der Locationauswahl sehr zurückschrauben mussten.
In diesem Rahmen erarbeiteten wir ein Skript mit einer einzelnen Szene, für welche wir zwei SchauspielerInnen und zwei Produktionstage benötigen.
Planung:
Die grösste Herausforderung der Planung war das Casten der SchauspielerInnen und das Finden einer Location. In dieser kurzen Zeitspanne gelangte es uns leider nicht, die Szene in einer Bar zu drehen, weshalb wir spontan auf eine WG der Teammitglieder zurückzugriffen. Im Nachhinein war das sogar sehr gut, da wir den kompletten Freiraum hatten und wir auf niemanden Rücksicht nehmen mussten.
Auch bei der Suche nach zwei SchauspielerInnen hatten wir anfangs nicht viel Glück. Nach langer Suche fanden wir jedoch zwei Schauspiel-StudentInnen der Hochschule der Künste Bern (Alina und Mae), die extra nach Chur gereist sind.
Das Equipment liehen wir teils von der Ausleihe der FHGR und teils von der Videofirma eines Teammitgliedes aus.
Produktion
Produktionstag 1
Am ersten Tag ging es um das gegenseitige Kennenlernen, die Dialogfindung und den groben Ablauf der Story. Wir haben im Skript absichtlich keinen fixen Dialog geschrieben. Dies gab uns die Möglichkeit, gemeinsam mit Alina und Mae ein authentisches Gespräch zu erarbeiten. Parallel konnten wir bereits einige Kameraeinstellungen und die Lichtsetzung für den Drehtag bestimmen. Die Stimmung war von Anfang an sehr positiv und gelassen. Das Team harmonierte auch auf Anhieb mit den beiden SchauspierInnen. Somit fühlten wir uns am Ende des Probetags bereit und waren guter Dinge, dass der Drehtag ein Erfolg wird.
Produktionstag 2
Die Crew traf sich frühmorgens um gemeinsam das Setup für die Szene aufzubauen. Da die Szene am Abend spielte, dunktelten wir die Fenster komplett mit Molton ab. Die Kamera und der Ton konnten wir problemlos aufstellen, jedoch stellte sich das Lichtsetup als sehr schwierig heraus. Bis wir den gewünschten Look erzielten, ging es mehrere Stunden. Um das Kamerabild noch etwas weicher zu gestalten, verwendeten wir zusätzlich eine Nebelmaschine. Insgesamt machten wir sechs verschiedene Kamera- und Lichteinstellungen, die in 40 Takes resultierten.
Die Zusammenarbeit mit den beiden SchauspielerInnen verlief super, sie hatten sehr viel Geduld mit uns und eine hervorragende schauspielerische Leistung erbracht.
Postproduction
Schnitt:
Unsere grösste Herausforderung war, «Kill your darlings». Es gab viele tolle Momente, aber nur ein kleiner Teil hat es in die endgültige Story geschafft. Es war sehr interessant zu sehen, wie gut alles zusammenpasste, obwohl es improvisiert war. Die ganze Szene wurde aus vielen verschiedenen Takes zusammengeschnitten, damit Rhythmus und Story stimmig waren.
Color Grading:
Beim Color Grading sind wir etwa sechsmal drübergegangen, bis wir das Ergebnis hatten, das wir wollten. Da die Wände alle weiss waren, war die Farbseparation für uns nicht einfach, ohne dass es unnatürlich wirkte. Die Schwarz-Weiss-Version war in dieser Hinsicht einfacher für uns. Dort bestand unsere Herausforderung darin, die richtige Balance zwischen Schärfe und Weichheit zu finden. Wir haben sicherlich etwa eine Stunde an der Kontrastkurve gearbeitet.
Sound Design:
Da das Richtmikrofon nicht immer optimal bei den Schauspielerinnen und Schauspielern platziert werden konnte, hatten wir viel Hall im Raum auf den Aufnahmen. Zusätzlich war jedes Rascheln auf dem Sofa hörbar. Das Herausfiltern mit Izotope RX war für uns nicht einfach und war bis zum Schluss nicht perfekt. Da es zwei verschiedene Mikrofone waren, mussten wir viel mit Equalizern (EQs) arbeiten, damit sie gleich klingen, und es ist uns bis zum Ende nicht gelungen, dass sie exakt gleich klingen.
Multimedialer Aspekt:
Um das Projekt multimedial umzusetzen, haben wir neben dem Kurzfilm auch eine Webseite erstellt und Hintergrundmaterial gesammelt. Auf der Webseite kann man die Team Mitglieder sehen, wie der Film geplant und umgesetzt wurde und dazu gibt es noch einen Info Teil zum Bachdel Test. Beim Programmieren gab es vereinzelt Schwierigkeiten, die Webseite so umzusetzen, wie sie geplant war. Das Endprodukt kommt dem Design nach langem Tüfteln sehr nahe. Eine Sache, die leider nicht funktioniert hat, ist die Anbindung an eine API. Ursprünglich war für den Bachdel-Test Teil ein Serious Game angedacht. Doch die Verbindung zur API schlug fehl aufgrund der CORS-Policy des Browsers. Auf der Dokumentation der API konnte ich nichts dazu finden. Um dies zu umgehen, versuchte ich mit einem Server-Proxy zu arbeiten, doch leider hat dies nicht funktioniert. Auch ist die Webseite responsiv und sollte auf allen Geräten gut aussehen.
Das Hintergrundmaterial war schnell gesammelt. Insgesamt machten wir 539 Behind-the-Sceens Fotos. Die ausgewählten kamen auf die Webseite.