Trostlose Timelapses – oder: Wie auch ich die Nordlichter verpasste

Bei solchen «oder»-Titeln rechne ich jeweils mit etwa 200 Seiten, die in einer für Jugendliche verständlichen Sprache eine Abenteuergeschichte erzählen. Ich möchte aber keine grossen Erwartungen wecken. Digezz ist ja nicht umsonst das Fach, in welchem einem der Erfolg nicht vorgeschrieben wird.

Es begann am 11. Mai 2024, als meine Timelines auf Social Media voller Nordlichtfotos und ich ein bisschen enttäuscht war, sie am Vorabend nicht live gesehen zu haben. Jemand im Internet behauptete, dass man sie auch an diesem Abend wieder sehen würde, und weil diese Art von Quelle höchst vertrauenswürdig ist, fuhr ich um 22:00 Uhr los. Zwischen zwei Berner Agglomerationsgemeinden stellte ich meine Kamera (Lumix GH5) in Richtung Norden mit einer Belichtungszeit von 50 Sekunden auf. Es hiess in manchen Posts, dass man die Nordlichter auf der Kamera viel besser sehen würde, was durchaus stimmen mag, wenn sie überhaupt da sind. Die Kamera erfasste zwar einen schönen Nachthimmel, aber keine Polarlichter. Weil ich eh schon hier war, richtete ich sie dann nach Süden, wo die Silhouetten der Bäume schöner waren, und wartete knapp zwei Stunden daneben (Video siehe Beitragsende).

Die Kamera und ich hatten ein Missverständnis. Alle 50 Sekunden ein Foto mit 50 Sekunden Belichtungszeit hiess für mich, dass eins gerade abgeschlossen war, bevor das nächste begann. Die Kamera nahm es aber doppelt so gemütlich, was im Umkehrschluss halb so viele Fotos bedeutete. Tja.

Aufgeben wollte ich die Zeitraffer noch nicht. Zwei Wochen später begann die Lewisia auf meinem Balkon erneut zu blühen, weshalb ich eine etwas günstigere Kamera daneben stellte, deren Primärzweck eigentlich nächtliche Wildtierfotografie durch Bewegungsauslöser ist. Diese stufte ich als wetterfester ein, weswegen ich sie auch über mehrere Stunden unbeaufsichtigt liess.

Wie Timelapse Nr. 2 und 3 zu entnehmen ist, muss ich diesen Modus nur einzustellen, wenn ich keinen Toaster mit Fotografiefunktion zur Verfügung habe. Es folgte ein Trauerspiel in drei Akten von Timelapse Nr. 4, 5 und 6, die zwar diesmal mit der GH5 gemacht wurden und schärfetechnisch entsprechend besser sind. Trotz jeweiliger Anpassungen an die Mankos des vorherigen Versuchs brachten diese aber aufgrund eines ungünstigen Zusammenspiels von Wetter, pflanzlichen Bedürfnissen und der Digezz-Deadline fürs Frühlingssemester auch keine Augenweiden hervor. Bei wechselhaften Lichtbedingungen könnte es mit Landschaften besser klappen, weil sie sich nicht wenige Meter vor der Linse befinden. Vielleicht probiere ich das im nächsten Semester.

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(eli)

Timelapse 1: Objektiv mit tieferer Blendenzahl als 2.8 nehmen oder ISO höher einstellen, dann kann ich die Verschlusszeit verkürzen und bekomme im Dunkeln mehr Bilder raus

Timelapse 2: Kamera in der Nacht ausschalten, das UV-Licht reflektiert auf die Distanz zu stark. 30 Sekunden Intervall leeren die Batterie unnötig schnell. Kamera auf ein Stativ schrauben oder anderweitig befestigen, von einer leicht schrägen Fensterbank wird sie früher oder später abgeworfen. Das Timing wäre gut gewesen, eine Blüte rechts entfaltet sich.

Timelapse 3: Kamera auf ein Stativ schrauben, damit das Bild gerade ist. Kamera verwenden, deren Bildqualität und -format dem Jahr 2024 würdig ist. Intervall von 120 Sekunden passt.

Timelapse 4: Mit einem Auto-ISO, einem Diffusor oder einfach der Wahl eines bedeckten anstatt strahlend sonnigen Tages könnte man das schwindende Abendlicht wahrscheinlich ein Stück weit ausbalancieren. Timing unpassend, die Blüten sind bereits ausgebildet und sonst passiert nicht viel. Intervall von 60 Sekunden passt, 75% geladener Akku war nach 3.5 Stunden leer.

Timelapse 5: Vorbereitung durch Antrocknen lassen und danach starkes Giessen in den Bewegungen der Blätter sichtbar, aber das bewölkte Vormittagswetter erzeugt einen Stroboeffekt. 100% geladener Akku war trotz verlängertem Intervall von 90 Sekunden nach 4h leer, Intervall könnte ich bei der Kamera mit dem Einsatz von nur einem Akku entsprechend verkürzen.

Timelapse 6: Belichtung durch Auto-ISO etwas besser, 60 Sekunden Intervall passt. Ausser ein paar bewegenden Strukturen am Himmel passiert aber nichts.