fabricâine – Reise und Produktion

Rumänien ist nur eines von vielen Ländern weltweit, welches über eine problematisch hohe Hundepopulation verfügt. Trotz des geltenden Kastrationsgesetzes, das vielfach missachtet wird, steigt die Hundezahl weiter. Wir wollten wissen, was dahintersteckt und haben uns vor Ort ein Bild über die Situation gemacht.

Gemäss einem Bericht von PETA aus dem Jahr 2021 gibt es in Rumänien rund 170 staatliche Tierheime. Seit 2014 dürfen diese aufgrund einer Gesetzesänderung Hunde nach 14 Tagen Obhut töten. Das Fangen von Hunden ist für viele zum Beruf geworden – Mitglieder der sogenannten «Animal Police» erhalten pro eingefangenen Hund eine Prämie. Ein Teufelskreis: Durch die Missachtung des Kastrationsgesetzes werden täglich neue Hunde auf die Welt gebracht und gleichzeitig verlieren Hunde in öffentlichen Heimen durch Euthanasie ihr Leben.

Vorbereitung
Nachdem wir im letzten Semester ein Konzept zu einer Dokumentation der Strassenhund-Situation in Rumänien erarbeitet haben, ging es nun an die konkrete Umsetzung. Dazu gehörte…
…die Planung unserer Reise nach Rumänien samt Unterkunft vor Ort.
…die Suche nach Interviewpartner:innen und Koordination der Termine.
…die Erstellung der Interviewfragen, das Ausleihen unseres Equipments in der Ausleihe Chur.
…die Erstellung von Dokumenten wie der Drehgenehmigung sowie auch allgemeine administrative Abklärungen wie allfällige Impfungen.

Zudem war Brainstorming auch hinsichtlich unserem Doku-Format gefragt, denn wir hatten bis kurz vor Abreise noch keinen Namen und dementsprechend kein Logo. Unverhofft kommt oft: «fabricâine» wurde an einem unserer vielen späten Abende im Medienhaus in Chur geboren.

CD mit Logo, Schriften und Farben von fabricaine

Dank unserem Kontakt zu einer Schweizer Tierschutzorganisation konnten wir Organisatorisches zur Reise und Unterkunft schnell abwickeln. Zudem konnten wir einige Tierschützer:innen in der Region Baia Mare kontaktieren und mit ihnen ein Datum für unseren Besuch festlegen. Der Kontakt und die Abwicklung war unkompliziert, alle waren direkt bereit, bei unserem Projekt mitzuwirken. Überraschenderweise verliefen die Unterhaltungen hauptsächlich über Facebook, da viele der Verantwortlichen über diese Plattform kommunizieren.

Kurz vor der Reise kauften wir uns Arbeitshosen und liessen uns gegen Tollwut impfen, um vor Ort auf alles vorbereitet zu sein. Zusätzlich testeten wir zur Vorbereitung das ausgeliehene Equipment. Leichter gesagt als getan, denn wir hatten einiges ausgeliehen und mussten alles schriftlich mit Seriennummer und Wert erfassen, um allenfalls Papiere für den Zoll zu haben. Nichtsdestotrotz waren wir schlussendlich sehr froh, dass wir alles über die Schule organisieren konnten.

Anreise
Am 19. März 2024 ging es dann los Richtung Baia Mare, Rumänien. Die Anreise bestritten wir mit dem Auto, welches für die erwähnte Schweizer Tierschutzorganisation im Land bleiben wird. Es war eine knapp 14-stündige Autofahrt, welche uns von Deutschland über Österreich und Ungarn bis zum Ziel Rumänien führte. 

Auf unserem Instagram-Kanal @fabricaine haben wir hierzu ein Reel sowie einen Beitrag hochgeladen.


Durch vertiefte Recherche konnten wir weitere Kontakte in Rumänien sowie auch in der Schweiz ausfindig machen. Zudem konnten wir uns im Verlauf der Vorbereitung gut vernetzen und erhielten so weitere Kontakte von Personen, welche wir anschreiben konnten. Insgesamt führten wir acht Interviews durch, zwei in der Schweiz, sechs in Rumänien.

Tierschutzorganisation Vier Pfoten, online
Mit dieser internationalen Tierschutzorganisation standen wir bereits vor unserer Reise in Kontakt. Sie verfügen nicht direkt über ein Projekt in Rumänien, sondern sind auf die weltweite Problematik von unter anderem Strassenhunden spezialisiert. Ihr Ziel ist es, das allgemeine Tierleid auf der ganzen Welt zu minimieren. Das Gespräch war vor allem hilfreich, um Insights zum Thema zu erhalten. Zudem war es eine gute Vorbereitung auf die Reise und die weiteren Interviews. So konnten wir bereits einige Fragen abändern oder hinzufügen. 

Mehr zur Organisation unter vier-pfoten.ch erfahren. 

Susy Utzinger Stiftung, Kollbrunn
Die Stiftung ist weltweit aktiv und hat sich zum Ziel gesetzt, das Tierleid zu lindern. Dies in Form von Weiterbildungsangeboten für Fachkräfte, Kastrationsaktionen oder der allgemeinen Aufklärung der Bevölkerung zum Thema Tierleid auf der Welt. Zu ihrer Arbeit gehört auch die Unterstützung von Tierheimen. So auch das privat geführte Arce lui Noe, welches wir in Cluj besuchten.

Wir durften Susy Utzinger nach unserer Reise an ihrem Standort in Kollbrunn besuchen.

Mehr über die Stiftung unter susyutzinger.ch erfahren.

Rumänien
Vor Ort haben wir in unserer Woche sechs verschiedene Tierheime und Projekte besucht. Unser Ausgangsort war dabei Baia Mare.

Karte von Rumänien mit markierten Orten Baia Mare, Bistrita, Cluj, Zalau
Wir waren im Nordwesten von Rumänien unterwegs
Banner Angels Paw Pack

Rano & Huutch, Lăpușel
Die Schweizer Tierschutzorganisation hält ihre Hunde in einer Gruppe. So leben die Hunde nicht in einem Käfig, sondern können sich frei auf dem privaten Grundstück bewegen. Vereinzelt leben Hunde getrennt von der Gruppe, da sie nicht kompatibel sind. Der rumänische Angestellte wohnt auf dem Grundstück in einem bescheidenen Wohncontainer. Er widmet sein Leben vollkommen dem Tierschutz beziehungsweise dem Tierwohl.

Die Organisation möchte pro Monat einen Hund weitervermitteln. Als Vertrauter der Tiere kennt der Verantwortliche auf dem Platz seine Hunde alle sehr gut. Dadurch können sie spezifischer vermittelt werden und eine allfällige Inkompatibilität mit den potenziellen Besitzern können eher vermieden werden.

Mehr zur Organisation unter rano-huutch.ch erfahren.

Centrul de gestionare caini fara stapan, Cluj-Napoca
Das Zentrum für heimatlose Hunde ist ein öffentliches Tierheim, in welchem die Hunde nicht nach 14 Tagen eingeschläfert werden. Sobald ein Hund zu ihnen gebracht wird, wird das Tier kastriert, geimpft und gechipt. Danach wird er einzeln oder mit anderen Hunden in einen Käfig gebracht. Dort wartet er dann auf eine neue Besitzerin oder einen neuen Besitzer. 

Die Verantwortlichen werden von der Stadt bezahlt. Einige von ihnen sind Tierärzte, andere sind für die Fütterung oder Administratives zuständig. Die Hunde werden von überall adoptiert. Einige von ihnen leben bei Einheimischen, andere wurden auch bereits von England übernommen.

Das Public Shelter hat keine aktive Website.

Arca lui Noe, Cluj-Napoca
Die Tierschutzorganisation betreibt ein privates Shelter etwas abgelegen vom Stadtzentrum Cluj. Die Verhältnisse sind sehr einfach gehalten. Die Hunde leben je nach Kompatibilität mit anderen in einem Gehege, andere leben auch einzeln. Das Gehege befindet sich draussen. Damit die Hunde nicht frieren, verfügt jeder eingezäunte Platz über Hundehütten, welche mit Stroh gefüllt sind. 

Die Organisation hat zwei Festangestellte, welche sich um die Hygiene und die Fütterung der Tiere kümmern. Daneben sind sie auf die Unterstützung von Volunteers angewiesen. Finanziert werden sie durch Spenden. Teilweise erhalten sie Hilfe von internationalen Organisationen wie der Susy Utzinger Stiftung. 

Mehr zur Organisation unter arcaluinoe.org erfahren. 


Privates Shelter, Zalău
Das Tierheim in der Nähe von Zalău wird privat von einem Betreiber geführt. Er bezahlt einen Angestellten, viele der Kosten trägt die Organisation «Ein Herz für Streuner». Die restlichen Helfer:innen arbeiten freiwillig und erhalten somit keine Bezahlung. Sie beherbergen bis zu 80 Hunde und versuchen, so vielen Hunden wie möglich zu helfen. Gemäss Angaben der Tierschützer:innen vor Ort wird im Public Shelter in Zalău das Gesetz zur Einschläferung von Hunden angewendet. 

Während unserem Besuch erlebten wir per Zufall die Rettung eines Hundes mit, der von Personen in der Umgebung gesichtet wurde. Er war verletzt und hinkte. Er ist nur einer von vielen Hunden, welcher von Einheimischen gesehen wird. Unsere Interviewpartnerin Henriette teilte uns mit, dass sie ihre Nummer nicht einfach herausgibt. Sonst hätte sie nonstop Nachrichten betreffend Hunden, welche gerettet werden müssen. 

Mehr zu diesem Standort unter einherzfuerstreuner.de/privates-shelter-zalau erfahren.


Public Shelter Bistrita
Gemäss eigenen Angaben ist das öffentliche Tierheim rund 1.500qm gross und verfügt über ca. 94 Zwinger. Diese sind zwischen 1.7qm und 3.4qm gross. Nach der Übernahme der Shelterleitung durch die Tierschutzorganisation «Ein Herz für Streuner» wurden einige Renovationsarbeiten vorgenommen. Die Organisation übernimmt zudem die Kosten für Futter und medizinische Behandlungen.

Vor Ort durften wir mit Roxana sprechen, eine örtliche Tierärztin, welche eng mit dem Shelter zusammenarbeitet. Während unserem Besuch bekamen wir einerseits Einblicke in das öffentliche Tierheim, andererseits besuchten wir ihre Praxis und konnten so auch eine andere Seite des Tierschutzes ansehen.

Mehr zu diesem Standort unter einherzfuerstreuner.de/offentliches-shelter-bistrita erfahren.


Public Shelter Baia Mare
Das öffentliche Tierheim beherbergt über 400 Hunde in knapp 200 Zwingern. Darunter befinden sich eine Vielzahl an Welpen. Wie wir von Monika erfahren haben, ist eine solche Umgebung für Junghunde besonders gefährlich, weil ihr Immunsystem noch nicht vollständig intakt ist. So kommt es auch mal vor, dass Welpen im Tierheim sterben. Um die Fortpflanzung zu stoppen, werden die Hunde direkt nach Einzug kastriert. 

Dieses öffentliche Shelter war das grösste Tierheim, welches wir besucht haben. Einerseits waren die Verhältnisse wegen der hohen Hundeanzahl eindrücklich zu sehen. Andererseits ist es auch das Shelter, indem Yuri, Leah’s Hund, die ersten Monate seines Lebens verbrachte. Somit waren die Eindrücke nochmals anders als bei anderen Tierheimen.

Auch dieses öffentliche Shelter wird von der Organisation «Ein Herz für Streuner» unterstützt.

Mehr unter einherzfuerstreuner.de/offentliches-shelter-baia-mare erfahren.

Trailer
Wir kamen mit vielen Eindrücke zurück in die Schweiz. Nach der kurzen Erholung und Einordnung der gemachten Erfahrungen ging es Schlag auf Schlag weiter. Denn wir hatten ein Ziel: Eine Dokumentation über die Strassenhunde von Rumänien. Zuerst erstellten wir unseren Instagram-Kanal, danach kam ein YouTube-Account dazu und schlussendlich realisierten wir noch eine Website. Dies im Zuge unseres Trailers, welcher an der MMP Movie Night im blue Cinema in Chur am 6. Juni 2024 Premiere feierte.

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Behind the Scenes

(pru)

Ausgangslage
Dank unserem Konzept aus dem letzten Semester hatten wir eigentlich schon den Grundstein für das Projekt gelegt. Trotzdem gab es noch viel zu tun. Reise buchen, Protagonist:innen aufgleisen oder CI/CD ausarbeiten. Auch die Terminfindung war ein wenig schwierig, da wir in der angepeilten Woche eigentlich Unterricht hatten. Zum Glück konnten wir dieses Problem aber lösen.

Reise
Vor der Reise mussten wir viel organisieren, von Arbeitshosen über Kameras, Materiallisten für den Zoll, Einverständniserklärungen, Notfallapotheke und Zusatzversicherungen. Im Nachhinein waren einige Sachen nicht unbedingt nötig, die Reise verlief ziemlich reibungslos und auch mit den Interviewpartner:innen hatten wir vorwiegend Glück. Wir hatten eine volle Woche und fast jeden Tag einen Dreh mit langen Anfahrtszeiten, weshalb wir leider unseren Instagram-Kanal ein wenig vernachlässigten.

Instagram
Nach unseren Startschwierigkeiten ist unser Instagram-Kanl gut angelaufen. Wir haben darauf geachtet, einen guten Mix zwischen Beiträgen und Reels zu schaffen, wobei vor allem die Reels eine gute Reichweite generierten. Da wir in diesem Semester viel zu tun hatten und auch noch die Studienwoche in Rotterdam dazwischenkam, waren wir in der Contentplanung nicht ganz so konstant wie gewünscht.

Trailer
Um uns ein wenig mehr Motivation zu verschaffen, haben wir uns mit dem Trailer an der MMP Movie Night angemeldet. Dieses Datum konnten wir auch einhalten.

Website
Kurz vor der Movie Night haben wir uns entschieden, auch die Website in Angriff zu nehmen. Die haben wir mit w3.css umgesetzt, was sich als sehr einfach und nützlich herausgestellt hat.

Fazit
Wir sind mit dem Projekt grundsätzlich zufrieden. Wenn man zurückblickt, haben wir innerhalb kurzer Zeit Einiges schaffen können. Und dies trotz aller anderen Projekte und Verpflichtungen, welche wir bewirtschaften. Obwohl es schwierig ist, gerade bei einem solchen freien Projekt den Fokus beizubehalten, ist es eines, welches unser sehr am Herzen liegt. Ausserdem haben alle Tierschützer:innen in unserem Projekt gefragt, ob sie unseren Film auf ihrer Plattform zeigen dürfen. Somit hätten wir eine gute Basis, um eine Reichweite unserer Dokumentation zu erhalten.

Nichtsdestotrotz möchten wir uns keinen Druck machen. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, unseren Film im September 2024 zu veröffentlichen. So haben wir hoffentlich genügend Zeit, um uns fokussiert mit der Doku auseinanderzusetzen und einen Film zu erstellen, welcher hoffentlich die Bevölkerung auf das Thema Strassenhunde und Kastration sensibilisiert.