Ach, die lieben Walliser

Die Walliser tendieren dazu, sich selbst zu beweihräuchern. Sie «plöffen» (Walliserdeutsch für angeben) gerne und stellen sich selbst in ein gutes Licht. Mit einem Augenzwinkern ist das allerdings nicht immer so.

Im Tagesanzeiger vom 26. November 2010 ist eine TV-Kritik zu lesen. «König Fussball, Kaiser Sepp» ist eine Dokumentation, die damals noch im SF gelaufen ist. Dabei ging die Dok vor allem auf die Skandale der letzten 12 Jahre ein und nahm Sepp Blatter – ehemaliger Fifa-Präsident, Visper und damit Oberwalliser – in die Pflicht. Sepp Blatter wehrte sich naturgemäss.

«Stimmt alles nicht. Ich müsste superblöd sein, wenn ich das gemacht hätte. So dumm kann nicht mal ein Oberwalliser sein.»

Sepp Blatter im Dok-Film «König Fussball, Kaiser Sepp»

Seither ist viel Zeit vergangen. Und trotzdem – die Fifa kommt nicht aus den Negativschlagzeilen raus. Dies hat mit dem nächsten Oberwalliser zu tun, der den wohl mächtigsten Verband der Welt führt. Gianni Infantino – jetziger Fifa-Präsident, Briger und damit Oberwalliser – hat das «Heww nid im gliichu Schiirli» (Walliserdeutsch für «ist kein Freund von») wie Sepp Blatter.

Jahresrückblick 2022

Weil im Jahre 2022 wiederum viel passiert ist, das man erzählen könnte, darf natürlich ein Jahresrückblick nicht fehlen. Als Song nehme ich jeweils das erfolgreichst releaste Lied des Jahres (Harry Styles – As It Was). Dazu begleite ich mit Ukulele und fasse unter dem Grundbegriff Satire die unvorteilhaftesten Fauxpässe des Oberwallis in einem Lied zusammen. Als Refrain funktioniert die Aussage von Blatter (So blöd kann nicht mal ein Oberwalliser sein), die ins Walliserdeutsche übersetzt wurde (Eso tumm cha doch kei Hiesige sii). Aufgegriffen werden die Themen Walliserkanne Zermatt, Gianni Infantino und die Reaktionen auf den Schneemangel/Klimawandel.

Der Songtext

Corona im Land
Scheiss drauf uberall bikannt
D Walliser Channa z Zermatt
Het öi hiir nu Schlagziile gmacht

Im Januar schooo
Isch z erschtusch Urteil üssachoo
Das uberrascht ja scho fascht
Statt d Wirtu geits um en Gascht

Iuiuiuiuiu (Polizei-Sirene)

Di Polizii
Isch mier schissuglich
Eso tumm cha doch kei Hiesige sii

Chlag fer Chlag
Der Staat es Blag
Eso tumm cha doch kei Hiesige sii

(Pfeifersolo)

Churz druf chunnt öi är
D Wält red z ganz Jahr fame Närr
Alli zwei Jahr en WM seit der Infantinoo
Dass d Afrikaner nimme uber z Mittelmeer miesse choo

Monät dernah
Het der Gianni sicher kei Liechte kah
Und seit vor de Medie ganz cool
Är si jez Araber und schwul

Olé Olé Olé (Fussballfans)

D westlich Wält
Hetmu z wenig Gäld
Eso tumm cha doch kei Hiesige sii

Är freut schi schoo
Z Katar z wohnuu
Eso tumm cha doch kei Hiesige sii

(Pfeifersolo)

Und de nu diz
Kei Schnee und die Pischte fer nix
Statt Schneeschüeh und Stäcke und Schgii
Sind im Dezember, d Wanderschüeh derbii

Fer di Züekunft tüetmu reagieru
Neuji Lifta und Schneekanone installieru
Das isch de vilichter alles fer d Chatz passiert
Will der Petrus d Minustemperatüre ignoriert

Uiuiuiuiui (Jammern)

Drunner embri
Keis wiis darfer brüü
Eso tumm cha doch kei Hiesige sii

Ohni Schnee
Tourismus adé
Eso tumm cha doch kei Heisige sii

(Pfeifersolo)

(mou)

Idee und Motivation

Die Idee entstand bereits während des Jahres. Musik hat die Kraft, etwas auszudrücken, was mit blossen Worten nur halb so gut rüberkommt. Gekoppelt mit Satire wirkt alles halb so tragisch. Ich habe mich gefragt: Welches sind die Punkte, welche das Wallis gegen aussen als «Die Leute hinter den Bergen» dastehen lassen. Diese wollte ich in einem Song Ende Jahr auf sarkastische Art zusammenfassen.

Konzeption und Umsetzung

Erstmals galt es, sich auf drei Themen zu konzentrieren. Zu viele Köche verderben den Brei, zu viele Themen verderben einen Inhalt. Deswegen musste ich die Themen eingrenzen. Danach habe ich den Song ausgewählt und mit der Ukulele den Musikbett aufgenommen. Zusätzlich habe ich auch bereits die Pfeifersolos aufgenommen. Dann ging es ans Texten. Hierzu habe ich ebenfalls pro Strophe ein Thema des Themas integriert. Wichtig war dabei, dass sich die Strophen reimen. Als letzter Schritt musste ich die Strophen dann noch einsingen. Ich habe bewusst auf die perfekte Gesangsqualität verzichtet, da es nicht um die Musik, sondern um den Inhalt gehen sollte.

Learning und Fazit

Rückblickend würde ich das Ganze auch als Video produzieren und anschliessend breiter veröffentlichen, als ich es dieses Mal getan habe. Ich habe den Song vielen Bekannten gezeigt, welche mir ans Herz legten, ihn zu veröffentlichen. Mit einem Video hätte ich wohl noch mehr Leute erreichen können, als ich es rein in einer Audioproduktion geschafft habe.