Alte Mären – Frische Träume
Wer das Stichwort «Harmoniemusik» hört, rümpf vermutlich zuerst die Nase. Denn nur die wenigsten Leute können etwas damit anfangen. Die Harmoniemusik Vaduz beweist aber jährlich, dass sie mit ihrer Inszenierung mit der Zeit geht und begeistern kann.
Die Harmoniemusik Vaduz (HMV) wurde 1863 gegründet und zählt aktuell einen Mitgliederbestand von ca. 45 Musikantinnen und Musikanten, der sich aus allen Altersgattungen zusammensetzt. Das Ensemble setzte sich ursprünglich aus Holz- und Blechbläsern zusammen und besteht heute aus Querflöte, Oboe, Klarinette/Bassklarinette, Saxophon, Waldhorn, Trompete, Posaune, Euphonium, Bass und Schlagwerk.
Seit der Pandemie fand der alljährliche Vereinshöhepunkt zum ersten Mal wieder mit zahlreichen Gästen und ohne Massnahmen oder Einschränkungen statt. Die HMV lud unter der musikalischen Leitung von Attila Buri am Samstag, 19. November 2022 zum Jahreskonzert ein.
Unter dem Motto «Alte Mären – frische Träume» entführten sie ihre Gäste in die Welt der Träume und Märchen. Für das Stück «Traum Maschine» von Komponist Thiemo Kraas hatte die HMV mit Schauspielerin Christiani Wetter einen besondern Gast aufgeboten. Als Erzählerin erweckte sie auf der Bühne die Geschichte zum Leben. Auch die jährlichen Auszeichnungen und Glückwünsche an die Jubilaren kamen nicht nicht zu kurz. Mit einer Dauer von über zwei Stunden zauberten die Musikantinnen und Musikanten ein Feuerwerk von klassischem und modernen Klängen in den Vaduzer Saal.
Vor längerem habe ich beim Verein platziert, dass sie bei allfälligem Interesse einer Aufzeichnung des Konzertes gerne auf mich zukommen sollen. Als die Anfrage zur Videoaufnahme des Konzertes im November eintraf, zögerte ich nicht. Jedoch gestand ich auch, dass dies für mich die erste Konzertaufnahme ist und ich noch nie mit mehreren Videokameras gleichzeitig gearbeitet habe. Nichts desto trotz nahm ich die Herausforderung an.
Als jährlicher Besucher des Konzertes wusste ich schon, wie die Location aussieht und wie der Konzertablauf in der Regel von Statten geht. Trotzdem gab es einige wichtige Punkte, worüber ich recherchieren musste. Einerseits wie nehme ich das Ensemble mit wenige Equipment am besten auf, andererseits welche Kameras und mit welchen Einstellungen erziele ich ein gutes Ergebnis.
Während den Vorbereitungen plante ich mit zwei Kameras (Sony PXW-Z90) aus der Ausleihe und mit meiner Sony A7 III zu arbeiten. Also reservierte ich das Equipment bei der Ausleihe und fuhr nach Chur, um es abzuholen. Am selben Tag studierte ich noch die Bedienungsanleitung, schaute ein paar Tutorials an und testete Zuhause die Kameras mit unterschiedlichsten Settings.
Sowohl an der letzten Probe als auch der Generalprobe war ich jeweils 5 Stunden vor Ort, um das Programm zu studieren, entsprechende Notizen zu machen und einige Testaufnahmen mit der Kamera anzufertigen. Im Saal stellt ich dann fest, dass der Event-Techniker bereits dafür sorgte, dass über dem Ensemble ein Mikrofon für die Audioaufnahme angebracht wird. So konnte ich vereinbaren, dass ich nach dem Konzert die rohen Audiodateien für meine Post Produktion bekomme. Mit meiner Ansprechperson der HMV besprach ich mein Aufnahmekonzept und diskutierten noch gewisse Details.
Zuhause sichtete und kontrollierte ich die unterschiedlichen Testaufnahmen, daraus konnte ich dann schliessen, welche Einstellungen besser passen. Die letzten Vorbereitungen bestanden darin, das Equipment vorzubereiten und die finalen Settings an den Kameras vorzunehmen.
Am Drehtag war ich dann rund zwei Stunden vor Türöffnung im Saal und baute meine Ausrüstung auf, wobei die Zeit knapp wurde, bis wirkliche alles so Stand und Funktionierte wie ich es wollte. Die zwei Sony Z90 positionierte ich jeweils als feste Kameras auf die Stative einmal mittig und einmal rechts. Die A7 III setzte ich links oben auf der Galerie ein, um damit flexibel schwenken und zoomen zu können. Die Aufnahmen in UHD kosteten mich relativ viel Akku und ich musste zwischen dem Konzert wechseln, bei einem nächstes Mal werde ich die Kamera über Stromanschluss betreiben.
Währen der Pause tausche ich zur Sicherheit die Speicherkarten und setzte einen neuen Akku ein. Vor Ort begann ich noch mit der Datensicherung auf externe SSD, denn was gibt es schlimmeres als einen Datenverlust. Der 2. Teil startete leicht früher, als auf dem Ablaufplan notiert war, somit musste ich mich beeilen, die Aufnahme bei allen Kameras zu starten. Schlussendlich reichten meine Akkus doch noch knapp aus, um die letzen Minuten des Konzertes inklusive Zugaben aufzunehmen, bevor diese komplett Leer waren. Nach dem Konzert begann ich gleich mit dem Abbau und sicherte die Daten. Zuhause habe ich dann über 300 GB Daten nochmals auf meine NAS gespiegelt, um auf Nummer sicher zu sein.
Als es um die Post Produktion ging, organisierte ich mir die Audiodateien und sichtete die ganzen Aufnahmen. Relativ viel Vorbereitung, um mit einen möglichst sauberen Workflow effizient zu arbeiten. Als ich die Dateien dann im Premiere öffnete, waren die Farben komplett überbelichtet und ausgefranst, was für einen Schreckensmoment sorgten. Jedoch stellte ich zum Glück fest, dass beim Erstellen der Proxys nicht der richtige Farbraum hinterlegt war und das zur Fehlanzeige führte. Für den Rohschnitt ordnete ich zuerst alle Aufnahmen den passenden Spuren zu und synchronisierte diese mit dem Audio-File des Veranstalters. Einige Teile musste ich von Hand anpassen, da der Veranstalter mir eine geschnittene Version zukommen liess. Deshalb habe ich dann versucht die Originalen zu bekommen, die ich dann zum Glück noch bekam. Trotz Backups der Premiere-Datei gab es leider ein schwerwiegendes Problem und es gewisse Audio-Spuren schlugen nicht mehr aus. Mehrere Stunden versuchte ich das Problem zu lösen aber nur noch ein Neubeginn half. Als ich dann den Rohschnitt ein 2. Mal fertig hatte, ging ich zum Feinschnitt über und suchte jeweils die passende Kamera aus, kreierte einen Vor- und Abspann und führte das Color-Grading aus. Beim Color-Grading war die Herausforderung die einzelnen Szenen, dem stets wechselndem Bühnenlicht anzupassen und zu korrigieren. Zum Schluss habe ich noch das Audio überarbeitet, damit möglichst ein harmonischer und kraftvoller Klang entsteht.
Alles in allem eine aufwendige und lehrreiche Erfahrung, dessen Learnings bei zukünftigen Produktion einfliessen werden.