Another Life – ein Kurzfilm

Dieser Kurzfilm ist den Genres Horror und Thriller zuzuordnen und rein fiktiv. Er spielt in der aktuellen Zeit und behandelt das Thema Nahtoderfahrung.

Ich wollte schon länger mal einen richtig cinematischen Kurzfilm drehen, hatte aber nie wirklich Zeit dafür und mir fehlte der Mut, anzufangen, da ich Angst hatte zu scheitern. Da wir nun gezwungen waren, ein Projekt zu realisieren und meine Ursprungsidee, ein Musikvideo zu drehen, rechtlich zu teuer wurde, entschied ich mich, diesen Wunsch umzusetzen. Hat es sich gelohnt? JA! Verzweifelte ich? Und wie. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen und ich bin echt verdammt stolz darauf.

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Um etwas multimedialer zu arbeiten, führte ich nebenbei noch einen Instagram-Account. Der ist zwar etwas mager, aber ihr bekommt Einblicke in die Post-Production, die Drehtage und ein paar Artworks, welche ich für den Film erstellte.

(eli)

Idee:

Ursprünglich wollte ich ein Musikvideo zu dem Linkin-Park-Song «final Masquerade» drehen. Da es aber eine Weile ging, bis ich wusste, ob ich die Rechte bekommen würde, überlegte ich mir eine Alternatividee. Ich wollte beim Filmen bleiben, weshalb mir schnell klar wurde, einen Kurzfilm zu drehen. Als ich einen Preisvorschlag für die Urheberrechte erhielt, wusste ich, das wird nichts mit dem Musikvideo. Also setzte ich mich an meinen Kurzfilm. Ich wusste erst gar nicht, in welche Richtung ich gehen möchte, also brainstormte ich alle Ideen, welche mir einfielen. Da wurde mir bewusst, dass ich noch einige Filme drehen möchte. Dann sortierte ich aus und nach sehr viel überlegen entschied ich mich für die Umsetzung einer Nahtoderfahrung im Horror-Setting. Die Idee bot mir viele kreative Möglichkeiten und ich musste mich nicht auf realistisches fokussieren. Zu fiktional konnte der Film aber auch nicht werden, da ich noch keinerlei Erfahrung mit CGI habe. Das musste ich bei der Planung beachten.

Umsetzung:

Die Idee stand und nun ging es an das Planen. Um eine Vorstellung zu bekommen, wie mein Film aussehen soll, erstellte ich ein kleines Moodboard. Dort landeten sehr viele Waldbilder darauf und der Sensenmann kam auch mal vor. Generell war es sehr düster und kalt, perfekt für Horror. Mithilfe des Moodboards schrieb ich alle Ideen auf. Eine Idee war, bei einem Unfall alle Erinnerungen zu durchleben, die andere hatte mit Selbstmord zu tun, das war mir aber zu dunkel. Eine weitere war todkrank zu sein und vor dem Tod in den Träumen zu flüchten. Ich hatte noch weitere, aber die sind unwichtig für den Prozess. Keine gefiel mir so richtig, aber als ich mir alle nochmals durchlas, kombinierte mein Kopf automatisch den Unfall mit der Flucht vor dem Tod – und zack – ich hatte DIE Idee. Das war meine erste konkrete Idee, eine andere habe ich mir gar nicht überlegt. Im Nachhinein betrachtet, ist das nicht das beste, was ich machen konnte, denn vielleicht wären mir noch bessere Sachen eingefallen, hätte ich mich mehr mit der Idee weiter auseinandergesetzt, als den ersten Gedanken dazu zu verfolgen.
Ich verfasste ein erstes, sehr grobes Drehbuch. Dort schrieb ich die Handlung des Filmes grob auf. Das Drehbuch änderte ich etwa fünf Mal. Der Anfang sollte zuerst in einem Krankenbett spielen und die Protagonistin verliert ihr Bewusstsein und rennt dann vor den Tod weg. Das konnte ich aber nicht umsetzen, da ich nicht einfach mal in einem Krankenhaus filmen kann. Die zweite Idee war, dass die Protagonistin immer wieder Visionen vom Tod – à la Wednesday Adams – hat. Aber auch das wäre nicht so leicht umzusetzen. Dann schrieb ich die erste Unfallszene mit dem Fahrrad und dem Auto. Automatisch sah ich das Bild vor mir und wusste, das ist die Anfangsszene. Die mittlere Szene wollte ich erst in einem weissen, leeren Raum drehen, der die Gedankenwelt darstellt, aber mir war keine Location bekannt und nach langer Recherche fand ich auch keine, die passen könnte. Also entschied ich mir kurzerhand dazu, im Kinderzimmer zu drehen und dort eine Art Erinnerungsdurchlauf zu inszenieren. Die dritte Szene sollte eigentlich die letzte sein. Für sie hatte ich eine klare Vorstellung und änderte nur minimale Details. Der Schluss kam mir sehr spontan in den Sinn, dass die Protagonistin doch in einer gewissen Weise tot ist, ihm nicht entfliehen konnte. Drehbuch stand, nun ging es an die Shotlist und das Storyboard. Das war relativ simpel, da ich den Film teils gut vor Augen hatte. Ich schrieb alles im Detail auf und dann kam das Storyboard… und das zu zeichnen dauerte Ewigkeiten. Dort merkte ich, dass viele Szenen, so wie ich sie mir vorstellte, gar nicht funktionierten, also musste ich diese umdenken. Ich fing auch hier etwa drei Mal von vorne an, da ich nie zufrieden war und sehr perfektionistisch an die Sache ran ging. Das verlängerte den Prozess extrem, dafür hatte ich gute Ideen. Leider nahm mir der Perfektionismus aber den Spass am erstellen des Storyboards, weshalb es mit der Zeit sehr hässlich gezeichnet wurde.
Nun hatte ich alles und musste nur noch Locations suchen und meine Kolleginnen anfragen, ob sie Zeit haben, zu schauspielern, sie sagten glücklicherweise zu. Auf Google Maps suchte ich einen geeigneten Wald mit hohen Bäumen und wenig Unterholz. Meine ausgesuchten Locations klapperte ich ab. Die ersten vier entsprachen nicht meiner Vorstellung – zu viel Unterholz, zu steil, man sieht Häuser durch, nicht gruselig genug. Die Letzte war jedoch ein Jackpot und war genau, wie ich es mir vorstellte: leichte Steigung, in der Nähe eines Weges, schlanke Nadelbäume, viel Moos und Totholz. Die beiden anderen Locations fand ich schnell, eine Szene drehten wir in meinem Zimmer, die andere ein paar Strassen entfernt von meinem Haus. Nun bereitete ich nur noch mein Zimmer vor mit den Erinnerungsfotos und Kindersachen, damit es authentisch rüberkommt.
Dann kam das Filmen. Hier warf ich das komplette Storyboard über Board, da ich trotz häufigen Neuanfangens immer noch schwer umsetzbare Szenen hatte. Also freestylte ich. Ein paar Szenen hatte ich davon noch im Kopf und filmte aus meiner Vision heraus. Das kann ich nicht empfehlen. Ich hatte zwar noch eine Shotlist und richtete mich mehr danach, aber ich hatte Angst, Details zu vergessen, Übergänge falsch zu planen oder einen Denkfehler zu machen. Ich hätte mich noch intensiver mit dem Storyboard auseinandersetzen müssen, aber die Motivation fehlte mir mit der Zeit dafür. Es schlichen sich auch Filmfehler ein, wie z.B das Auto, was im Tunnel steht und dasselbe ist, mit dem die Protagonistin angefahren wird. Ein Makel, welches mich sehr nervt. Ansonsten machte das Filmen sehr viel Spass und meine Kolleginnen machten einen super Job. Jedoch muss ich lernen, öfter zu sagen, wenn sie etwas nicht so gut gespielt haben, das habe ich öfters ignoriert und musste dafür etwas Qualität einbüssen. Das ist zwar meckern auf hohem Niveau, aber ich wollte das beste aus dem Film herausholen.
Das Wetter spielte an den Drehtagen auch immer mit und die Technik funktionierte anstandslos. Ab und an assistierte Kim als Tonfrau, wenn sie gerade nicht vor der Kamera stand und ich schlecht gleichzeitig filmen und Tonaufnahmen machen konnte. Sie folgte meinen Anweisungen, nachdem ich ihr das Gerät erklärt hatte und worauf sie achten soll. Trotzdem konnte ich das meiste alleine filmen und aufnehmen.
Kim und ich schminkten Aline gemeinsam für die Schlussszene. Sie setzte die Grundlagen und ich arbeitete Details aus. Wir bildeten ein echt gutes Team. Auch Nadja übernahm einmal den Job als Kamerafrau und rannte hinter und neben Aline her, da ich das selbst nicht konnte aufgrund eines relativ frisch operierten Knies.
Die Szenen waren im Kasten und ich konnte schneiden.
viel dazu sagen kann ich nicht, ausser das ich eine Menge ausprobierte, einige Shots nicht benutzte, da sie überflüssig oder irreführend waren. Ich musste auch die Anfangssequenz nachfilmen – von Nahaufnahme der Biene bis zu den Füssen auf dem Fahrrad – weil ich diese vergessen hatte.
Ich verbrachte eine sehr lange Zeit auf Artlist, um die besten Lieder zu finden, welche die ganze Stimmung unterstreichen. Diese musste ich noch selber zusammenschneiden, damit sie zum Schnitt des Videos passen. Auch die weiteren Soundeffekts zu finden, war nicht immer einfach, vor allem das Sounddesign beanspruchte sehr viel mehr Zeit als gedacht. Der Gesamtschnitt dauerte fast zwei Wochen. Viel schieben, löschen, aussortieren, Töne suchen, Fehler versuchen zu vertuschen, color grading, Bilder stabilisieren und und und.
Das Intro wollte ich erst animieren, bekam aber nichts gutes hin, weshalb mir die spontane Idee kam, meinen Vater als Sensenmann zu verkleiden und ihn vor dem Tunnel, wo der Unfall passiert, zu filmen. Diese Shots gefallen mir verdammt gut.
Auch die Jumpscare-Idee kam sehr spontan, aber ich wollte noch etwas mehr Horror im Film haben und fand die Idee lustig, Leute zu erschrecken. Dann animierte ich das Outro und voilà – der Film war fertig.
Nebenbei versuchte ich den Instagramkanal zu pflegen, aber der geriet sehr in Vergessenheit.
Die Filmplakate zu gestalten machte mir auch viel Spass und ich entdeckte die Schrift «Midnight Moon» per Zufall, aber sie passte perfekt zu meinem Film. Ich experimentierte auch hier eine Weile rum, bevor ich mich für ein simples Design entschied und versuchte, viel mit dem Colorgrading zu unterstreichen.

Reflexion:

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir das Projekt sehr viel Spass gemacht hat. Ich würde gerne weitere Filme dieser Art drehen! Auch Regie zu führen, verantwortlich für die Kamera, Ton und Schnitt zu sein, gefiel mir sehr gut und ich lernte einiges an Fachwissen dazu. Aber es gab auch Momente, wo ich das ganze Projekt am liebsten über Board geworfen hätte, weil ich zu ungeduldig und perfektionistisch war. Das Storyboard gegen den Schluss fertig zu hetzen, war ein Fehler und ich hätte einige Haare später beim Schnitt behalten können, hätte ich es genauer geführt und nicht den Mut verloren. Das nehme ich für nächste Projekte mit. Positiv war aber das improvisieren. Ich kann mich auf meine Stärken und meine Vision verlassen und natürlich auf meine Schauspieler. Sie gaben immer wieder gute Inputs, wenn ich mal ratlos hinter der Kamera war, weil ich etwas nicht so umsetzen konnte, wie geplant und auch das mir den Mut nahm. Ich hätte öfters einen kühlen Kopf bewahren sollen und auch mal mehr Zeit nehmen, um minimale Details zu ändern, das Auto umzuparken oder meinen Kolleginnen zu sagen, den Shot nochmals zu spielen. Es war zwar mein erstes Projekt, aber das hätte ich besser machen können. Planung und Kommunikation ist das A und O bei solch einem Projekt. Trotz meiner Ungeduld ist der Film echt gut geworden, fast so, wie ich ihn mir vorstellte. Nicht so perfekt wie erwünscht, aber das ist auch schwer zu erreichen.
Das einzige, was mich massiv stört, ist die schlechte Qualität des Videos auf Youtube. Eigentlich habe ich es in Full HD aufgenommen, aber es wird sehr verpixelt dargestellt.