Berge sind die Thermometer unseres Planeten

Titelbild von Tina Gerber für Bergfotografie

Seit einem Jahr habe ich regelmässig meine Kamera gezückt, um die faszinierende Entwicklung von Gletschern und Bergen einzufangen. Diese eisigen Landschaften sind mehr als nur malerische Kulissen – sie erzählen stille Geschichten des Wandels und der Vergänglichkeit. In diesem Blogbeitrag teile ich meine persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, welche technischen Details dabei wichtig sind und wie du die dramatischen Veränderungen der Gletscherlandschaften dokumentieren kannst.

Die Faszination der Bergfotografie

Bergfotografie ist mehr als nur das Abbilden von Gipfeln und Tälern. Es geht darum, die Erhabenheit der Natur, die Klarheit der Luft und das Spiel von Licht und Schatten einzufangen. Lass mich dir erzählen, warum Bergfotografie so faszinierend ist.

Die Magie der Berge

Es gibt nichts Vergleichbares zu den ersten Sonnenstrahlen, die über einen schneebedeckten Gipfel gleiten, oder dem Moment, wenn die Wolken sich lichten und einen atemberaubenden Blick auf das Tal freigeben. Jedes Mal, wenn ich in die Berge gehe, fühle ich mich wie ein Entdecker, der eine neue Welt betritt. Die Vielfalt der Landschaften und die ständigen Wetteränderungen machen jeden Ausflug einzigartig.

Die Herausforderung

Bergfotografie erfordert mehr als nur technisches Können. Es braucht Geduld, Ausdauer und oft auch körperliche Anstrengung. Die Ausrüstung muss sicher verstaut werden, während man steile Pfade erklimmt oder sich durch tiefen Schnee kämpft oder durch schmale Felsenwege geht. Aber genau diese Herausforderungen machen die Belohnungen umso süsser. Jede erfolgreiche Aufnahme ist das Ergebnis von harter Arbeit und Durchhaltevermögen.

Technische Details und Ausrüstung

Kamera und Objektive

Für die Bergfotografie benötigst du keine High-End-Ausrüstung, aber einige grundlegende Dinge sollten nicht fehlen:

  • Kamera: Eine DSLR oder spiegellose Kamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten.
  • Objektive: Ein Weitwinkelobjektiv (z.B. 16-35mm) für Landschaftsaufnahmen und ein Teleobjektiv (z.B. 70-200mm) für Detailaufnahmen und Kompressionseffekte.
  • Stativ: Ein stabiles Stativ ist essenziell, besonders für Langzeitbelichtungen und Aufnahmen bei wenig Licht.

Wichtige Einstellungen

  • Blende: Eine kleine Blendenöffnung (hohe Blendenzahl, z.B. f/11 bis f/16) sorgt für eine große Tiefenschärfe.
  • ISO: Halte den ISO-Wert so niedrig wie möglich (z.B. ISO 100) für die beste Bildqualität.
  • Verschlusszeit: Passe die Verschlusszeit den Lichtverhältnissen an. Bei stürmischen Bedingungen oder für die Darstellung von Bewegung (z.B. Wasserfall) sind kürzere oder längere Verschlusszeiten notwendig.

Tipps und Tricks für Bergaufnahmen

Die richtige Tageszeit

  • Goldene Stunde: Die erste Stunde nach Sonnenaufgang und die letzte Stunde vor Sonnenuntergang bieten das beste Licht.
  • Blaue Stunde: Die Zeit kurz nach Sonnenuntergang oder vor Sonnenaufgang bietet weiches, diffuses Licht und dramatische Farben.

Perspektive und Komposition

  • Vordergrund einbeziehen: Ein interessanter Vordergrund kann dem Bild Tiefe verleihen.
  • Linien und Formen: Nutze natürliche Linien (z.B. Flussläufe, Pfade) zur Führung des Blickes.
  • Rahmen: Nutze natürliche Rahmen wie Bäume oder Felsen, um das Hauptmotiv hervorzuheben.

Die schmelzenden Gletscher dokumentieren

Warum ist das wichtig?

Gletscher sind ein Indikator für den Klimawandel. Ihre dramatische Schmelze in den letzten Jahrzehnten zeigt die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Umwelt. Durch die Dokumentation dieser Veränderungen kannst du zur Bewusstseinsbildung beitragen.

Meine persönlichen Erfahrungen

Im Sommer 2023 hatte ich das aussergewöhnliche Privileg, fast jedes Wochenende auf einem Gletscher in der Schweiz zu verbringen. Diese regelmässigen Besuche haben mir erlaubt, die Veränderungen hautnah mitzuerleben und zu dokumentieren. Die kühle Luft, das Knirschen des Eises unter meinen Füssen und die spektakulären Landschaften, die sich vor meinen Augen entfalteten, waren unvergesslich.

Fotografische Begleitung; Jürg Kaufmann

Ein besonderes Highlight war die zweitägige Begleitung eines Gletscherprojekts mit dem renommierten Fotografen Jürg Kaufmann. Ich durfte Jürg bei seinem Projekt begleiten und seine Arbeit fotografisch dokumentieren. Dieses Projekt, das nun über mehrere Jahre fortgeführt wird, soll das Schmelzen der Gletscher kontinuierlich beobachten und aufzeigen. Jürg installierte dabei zwei Kameras am Morteratschgletscher, die fortlaufend Bilder machen, um die Veränderungen des Gletschers zu dokumentieren. Die Zusammenarbeit mit Jürg war eine unglaublich lehrreiche Erfahrung. Seine Expertise und Leidenschaft für die Gletscherfotografie inspirierten mich und vertieften mein Verständnis für die technischen und ästhetischen Aspekte dieser speziellen Fotografie.

Fototipps für Gletscheraufnahmen

  • Langzeitvergleich: Fotografiere denselben Gletscher über Jahre hinweg aus derselben Perspektive, um die Veränderungen zu dokumentieren.
  • Details festhalten: Fotografiere Risse, Schmelzwasser und andere Details, die den Rückgang des Gletschers verdeutlichen.
  • Drohnenfotografie: Drohnen bieten einzigartige Perspektiven und ermöglichen Aufnahmen von schwer zugänglichen Stellen.

Geschichten erzählen

Persönliche Anekdoten

Ein besonders eindrucksvolles Erlebnis hatte ich im Sommer 2023, als ich den Aletschgletscher besuchte, auf welchen ich seit Jahren ein Auge habe. Der Rückgang war erschreckend deutlich sichtbar, für das braucht man leider keine hochauflösende Kamera. Man konnte es sogar ohne Brille mit den blossen Augen sehen.

Ein weiteres Highlight war eine Winterwanderung im Dezember 2023. Es war ein klarer, kalter Tag, und ich war frühmorgens unterwegs, um das erste Licht einzufangen. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen, und die Stille der Berge war fast greifbar. Als die Sonne schliesslich über den Horizont kam, erstrahlten die Gipfel in goldenem Licht – ein Moment, den ich nie vergessen werde und der in meinen Fotos lebendig bleibt.

Fazit

Bergfotografie ist eine lohnende, aber anspruchsvolle Kunstform, die Geduld, Planung und technisches Know-how erfordert. Gleichzeitig bietet sie die Möglichkeit, die dramatischen Veränderungen unserer Umwelt zu dokumentieren. Also, pack deine Kamera ein, zieh die Wanderschuhe an und mach dich auf den Weg in die Schweizer Berge – die nächsten atemberaubenden Fotos warten schon auf dich!

(eli)

Schwierigkeit, Veränderungen in nur einem Jahr festzuhalten: Es war eine enorme Herausforderung, die Veränderungen der Gletscher in nur einem Jahr zu dokumentieren. Die Naturprozesse sind langsam und subtil, sodass deutliche Unterschiede oft erst über längere Zeiträume sichtbar werden. Dies erschwerte es, beeindruckende und aussagekräftige Bilder zu erzielen, die die dramatischen Veränderungen vermitteln.

Verkauf des ersten Bergbildes: Mein erstes Bergbild konnte ich erst nach knapp einem Jahr verkaufen. Dies zeigt, wie schwierig es ist, den richtigen Moment und das perfekte Bild einzufangen, das bei Käufern ankommt. Diese Erfahrung lehrte mich Geduld und Ausdauer, zwei essenzielle Eigenschaften in der Bergfotografie.

Zeitaufwand für Fotografie und Bildbearbeitung: Ich habe die Zeit, die sowohl die Fotografie als auch die Nachbearbeitung der Bilder in Anspruch nimmt, unterschätzt. Die Arbeit an den Bildern ist ebenso intensiv wie bei der Porträtfotografie, wenn nicht sogar zeitaufwändiger. An einigen Bildern saß ich mehr als zwei Stunden, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Diese intensive Nachbearbeitung ist notwendig, um die volle Pracht der Berglandschaften zur Geltung zu bringen, erfordert jedoch erheblichen Zeitaufwand und Hingabe. Nun kann ich jedoch stolz auf eine Galerie zurückblicken, welche mehr als 200 High-End Bilder beinhaltet. Aktuell sind noch keine Bilder veröffentlicht, jedoch beabsichtige ich in naher Zukunft ein «Bildershop» zu machen.

Die richtige Uhrzeit finden: Eine der größten Herausforderungen war es, die richtige Uhrzeit für die Aufnahmen zu finden. Das Licht verändert sich in den Bergen ständig, und die besten Lichtverhältnisse sind oft nur für kurze Zeit vorhanden. Diese flüchtigen Momente perfekt einzufangen, war eine kontinuierliche Herausforderung.

Herantasten an die richtigen Kameraeinstellungen: In der Natur kann man nicht einfach pauschale Kameraeinstellungen verwenden, die immer passen. Jede Situation und jedes Lichtverhältnis ist einzigartig, was bedeutet, dass ich jedes Mal neu experimentieren und mich herantasten musste, um die optimalen Einstellungen zu finden. Diese Unsicherheit verlangte Flexibilität und schnelles Anpassen, was jedoch auch meinen fotografischen Fähigkeiten zugutekam.