Bern in Bildern
Eine analoge Bilderreihe, die einen authentischen Einblick in das WG-Leben Berner Studierender bietet.
Auf der Kommode eines WG-Zimmers: Ein bunter Mix aus Schulmaterialien, Kosmetikprodukten und Schmerztabletten – eine lebendige Collage des täglichen Lebens. Diese Szene ist nur eines von zwölf Bildern meiner Analogbildreihe, die das Studierendenleben in Bern einfängt. Authentisch und lebendig, gibt die Serie einen intimen Einblick in das WG-Leben Berner Studierender.
Ende Januar erreichte mich eine Anfrage aus dem Berner Online-Magazin «Hauptstadt». Ich bekam die Gelegenheit, die Reihe «Bern in Bildern» zu fotografieren. Besonders reizvoll war für sie, dass ich noch Studentin bin. Da die Redaktion ihren Sitz diesen Monat für eine Woche an die Uni Bern verlegt hatte, wollten sie das monatliche «Bern in Bildern» thematisch anpassen. Ich hatte die Möglichkeit, eine Bilderserie zu fotografieren, mit der wir uns als Studierende alle identifizieren können.
Der Hauptstadt Artikel
Ich hatte ausserdem die Gelegenheit, einige Fragen zu beantworten, die in einen Artikel über meine Bilder eingeflossen sind. Hier folgt der Text:
«Die Fotografie ist quasi ein Familienerbe, das mein Grossvater mir hinterlassen hat – ein Schrank voller Fotoausrüstung. Doch trotz der grossen Auswahl ist die kleine Point-and-Shoot Kamera meiner Grossmutter meine treueste Begleiterin.
In der analogen Fotografie ist es mir, besonders aus finanziellen Gründen, nicht möglich, viele Bilder desselben Moments zu schiessen. Jede Aufnahme ist ein kostbares Ergebnis und bleibt bis zum Entwickeln eine Überraschung. Genau dieser Prozess macht für mich den Reiz der analogen Fotografie aus – der Moment der Wahrheit, wenn man das Bild zum ersten Mal sieht, ist unvergleichlich.
Für diese Serie habe ich zunächst die Universität Bern als Schauplatz gewählt. Ich musste jedoch schnell feststellen, dass die dort entstandenen Bilder nicht das widerspiegelten, was ich mir vorgestellt hatte. Erst als ich anfing, in verschiedenen Wohngemeinschaften zu fotografieren, konnte ich persönliche Momente aus dem Student*innenleben einfangen. Bern spielt sich nicht nur draussen ab, sondern auch drinnen, insbesondere für Studierende während der Prüfungsphasen. Meine Bilder sollen einen Einblick in diesen manchmal sehr hektischen und koffeingetränkten Alltag gewähren.
Mein Lieblingsbild aus dieser Serie ist das Foto mit den benutzten Kaffeetassen im Abwaschbecken. Es ist schlicht, steht aber vermutlich repräsentativ für die Spültröge vieler Studierender in Bern.
Stilistisch nutze ich oft und gerne den Blitz meiner Kamera und versuche bewusst Unschärfen in meine Bilder zu integrieren. Ich finde, dass dies den Fotos eine gewisse Dynamik und Lebendigkeit verleiht. Das Bewegte, Bunte, Chaotische und Ungewöhnliche ziehen mich auch an, wenn ich in der Stadt unterwegs bin. Meine Neugier führt mich stets dorthin, wo die Norm durchbrochen wird.»
Den ganzen Beitrag findest du hier.
(eli)
Ich verbrachte mehrere Tage an der Uni, erkundete verschiedene Orte und experimentierte mit verschiedenen Szenerien. Trotz einiger interessanter Aufnahmen war ich nicht vollständig zufrieden. Ich habe eine Vorliebe für Lichteffekte, Farben und Elemente, die aus dem Gewöhnlichen herausstechen. Während eines Besuchs bei einer Freundin in ihrer WG wurde mir klar, warum nicht die Innenaufnahmen in den Mittelpunkt stellen? Studenten:innen, besonders während der Lernphase, verbringen viel Zeit zu Hause. Bern lebt nicht nur draussen, sondern auch drinnen. Die WG meiner Freundin und zwei benachbarte WGs boten ideale Voraussetzungen. Unordentliche Zimmer, Essen im Bett, Rauchen am Fenster – all das verlieh den Bildern Authentizität.
Für die Fotografie nutzte ich meine kleine Olympus Mju II Point-and-Shoot-Kamera und Kodak VR Plus 400 Farbfilme. Auf dem Uni-Campus wollte ich nicht zu sehr auffallen und echte, nicht gestellte Bilder einfangen. Diese Kamera, die ich stets dabei habe, erzeugt zudem einen wunderbaren, leicht verschwommenen Blitz-Effekt.
Was würde ich anders machen?
Hätte ich die Chance, den Auftrag nochmals auszuführen, würde ich von Anfang an die Universität verlassen und direkt in den WGs fotografieren. Dieser Schritt war jedoch ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses. Zudem hätte ich in besseren Film investiert. Ich griff auf sehr alte und schlecht gelagerte Kodak VR Plus 400 Farbfilme zurück und steckte dann sehr viel Geld in die Entwicklung und das Scannen in hoher Auflösung. Zur Verteidigung meiner Wahl: Der Film hatte bisher immer hervorragende Ergebnisse geliefert, obwohl er teilweise abgelaufen war, was möglicherweise den ISO-Wert beeinträchtigte. Dennoch waren die Ergebnisse zufriedenstellend und liessen sich mit etwas Bearbeitung in Lightroom problemlos optimieren. Ich bekam viel gutes Feedback und der Verantwortliche von «Bern in Bildern» meinte er hätte es sich nicht besser vorstellen können.