Black Jack Videokurs

Vorbereitung:

Bislang bezeichnete ich mich als Fan von Black Jack und geniesse ab und zu die Stimmung im Casino. Ganz spontan bin ich auf die Idee gekommen, die Regeln in irgendeiner Form meinen Mitschüler_Innen zu erklären. Bislang haben wir im MMP Studium das «Erklärstück» nicht behandelt und wurde von unserem Dozenten als eines der schwierigsten Werke betitelt. Bei dieser Arbeit lernte ich auch, wieso. Das Fach Konvergent produzieren eignet sich jedoch super, sich an Projekte zu wagen, welche neu und voller Überraschungen sind. Als aller erstes hatte ich ein paar Filmausschnitte im Kopf vom Endprodukt. In dem sah ich mich selber, wie ich a la Peter Lustig das Spiel erkläre. Dies funktioniert jedoch nur, wenn ich mich mit dem Thema auskenne. Ich bemerkte schnell, nur Black Jack «spielen» zu können reicht bei weitem nicht. In mühseliger Kleinarbeit durchforstete ich Webseiten, Wikipedia Artikel und Lernvideos auf englisch und deutsch. Dabei ist mir aufgefallen, dass das Spiel je nach Land unterschiedlich gespielt wird. Nur mit den Spielregeln vertraut zu sein reicht jedoch nicht. Ich hatte vor, das Spiel aus Sicht eines Croupiers zu machen. Meine Schauspielleistung und Aufmerksamkeitsspanne von einem Goldfisch reichen nicht, nur so zu tun als ob. Als Übung stellte ich mir selbst ein hochwertiges Black Jack Set zusammen. Karten mit grossem Index zu erhalten war noch das einfachste. Da ich im Video auch die amerikanische Spielweise erkläre, benötigte ich spezielles Equipment, welches ich mir aus Amerika liefern liess. Dabei handelt es sich um den sogenannten Tablepeeker. Dieser ist normalerweise fest mit dem Tisch verbaut. Da ich jedoch keine Möglichkeit hatte, dies so anzuwenden, konstruierte ich ein Blech als Halter. Eine gute Kollegin von mir, welcher in einer Metallbaufirma arbeitet, fertigte mir das Teil zu einem guten Preis an.  Bei vielen Spielen, allein mit mir selber, zog ich Abende lang Karten und habe mir mit Hilfe von Videos das komplette Wissen des Croupiers angeeignet, sowohl die europäische Verison als auch die Amerikanische. Einige Casinobesuche nutzte ich auch, um Handgriffe zu beobachten und mein Wissen zu perfektionieren, da ich dort von Experten lernen konnte. Leider war es mir nicht gestattet, im Casino Bad Ragaz zu drehen. Trotzdem begann ich damit, sämtliches Wissen zu gliedern und habe dabei gemerkt, dass das Projekt ein riesen Ausmass annimmt. Noch während der Vorbereitung habe ich mich umentschieden und drei, statt ein Video zu drehen. Aus den Facts wurde anschliessend der Komplette Text für die Aufnahmen ähnlich eines Drehbuchs gestaltet.

Technik

Da Casinos ein heikler Ort für Filmaufnahmen sind, musste ich mir selbst helfen. In einem Kellerabteil bewahre ich eine Greenscreen und Kamera auf. Da ich schon immer eine GoPro Kamera wollte, eignete sich nun dieses Projekt eine zu kaufen, denn ich habe geplant, das Video auch aus der Vogelperspektive zu filmen. Als nächstes erstellte ich das Set, welches aus einer Systemkamera auf einem Telepromter, einer GoPro an einem Kamerakranen und enorm viel Beleuchtung bestand. Da das Video schlussendlich komplett mit Greenscreen Technik realisiert wurde, musste ich einen Black Jack tisch gestalten. Ein grüner Untergrund bildete die Basis, worauf ich mit Illustrator eine geeignete Beschriftung gestaltet habe. Dies war zwingend nötig, da ich Greenscreen auf mehreren Ebenen angewendet habe, statt nur im Hintergrund und andererseits, da ich auch Referenzpunkte benötigte zum Interagieren. Für das Blech (Tablepeeker) musste ich eine Zeichnung machen. Um Kosten zu sparen wurde es aus Stahl gefertigt, welcher nicht rostfrei ist. In weiser Vorahnung habe ich das Teil grün lackiert. Dieses, sowie die weiteren Gegenstände (Karten, Schuh, Halter) sind die einzigen echten Dinge im Video (inklusive mir). Für die Dreharbeiten wurde der komplette Text in einen Telepormter geladen. Um einen gute Tonqualität zu erhalten, benutzte ich getrennt von der Kamera das Rode Mik Funklavalier in Verbindung mit dem Zoom H6. Mit der Handhabung beider bin ich dank AVE schon ein bischen vertraut. Wie im Video zu sehen, bin ich seit dem letzten Hemdkauf gewachsen und ich musste mir Hosenträger und Fliege besorgen, um den Look des Cropiers zu erhalten. Die Aufnahmen habe ich alleine durchgeführt, in dem ich nacheinander die Geräte auf Record schaltete, und anschliessend vor der Kamera moderiert habe. Das hatte zurfolge, dass die Aufnahmen enorm langsam voran gingen, die SD Karten jedoch schnell überfüllt waren. Es war neu für mich, mehrmals SD Karten auszulesen und zu formatieren für ein einziges Projekt.

Postproduction

Als aller erstes erstellte ich mit dem Programm POSTHASTE ein neuer Projektordner. Dieser wurde stetig mit den Aufnahmen befüllt. Bevor ich mich an den Grobschnitt gewagt habe, musste ich den Hintergrund kreieren. Dafür durchstöberte ich Fotos zum Thema Casino. Das Problem dabei ist, dass Fotos von Innenräumen der Casinos enorm selten zu finden sind. Sehr häufig gibt es nur Detailaufnahmen von Karten, Roulette oder Automaten. Ausserdem benötigte ich einen passenden Vordergrund. Es musste ein halbrunder, blanker Tisch sein, sowie eine passende Ansicht für die Vogelperspektive. Das Video wollte ich musikalisch untermalen und habe dafür Lieder mit Jazzgenere gesucht. Mit alledem eröffnete ich ein Projekt auf Premiere Pro. Ich importierte die Aufnahmen und ordnete diese chronologisch. Dies erleichterte mir das Synchronisieren der Video und Audiospuren. Danach musste ich etliche Stellen entfernen. Den groben Rest bündelte ich in 3 Teile und fügte den Hinter/Vordergrund hinzu. Da die Greenscreen nicht grossgenug war, das ganze Bild zu füllen, musste ich mit Schnittmasken arbeiten.

Fazit und Learnings

Es war zwar schön, ein Projekt mit so viel Leidenschaft gestalten zu können, jedoch brauchte der Technikaufwand etliche Nerven. Rückblickend mag dies daran liegen, dass ich alles im Alleingang gemacht habe. Ich werde in meinem ganzen Leben nie wieder versuchen, ein audiovisuelles Werk als Produzent, Informationsquelle sowie Moderator durchführen. Die Aufnahmen fielen mir enorm schwer, da ich mehrere Geräte gleichzeitig bedienen musste und mich anschliessend vor der Kamera zu richten in der Hoffnung, dass irgendetwas davon auf der SD Karte landet. Die Fehlerquellen summierten sich mit den Geräten. Ich da ich keine Möglichkeit hatte, dies live zu prüfen, bemerkte ich erst im Nachhinein, ob die Szene funktionierte. Ich habe bitter gelernt, dass die Systemkamera, jeweils nach 30 Minuten die Aufnahme stoppt. Etliche Aufnahmen sind fehlerhaft oder unvollständig und mussten wiederholt werden. Diese innere Unruhe macht sich auch an der Art wie ich vortrage sichtbar. Ich konnte mich nicht ausschliesslich aufs Erzählen konzentrieren. Dies führte zu Versprechen und somit zu Unterbrüchen. Jedes Mal musste der Telepromter wieder auf den Anfang des Textes gestellt werden. Einerseits frage ich mich, wie es gewirkt hätte, wenn ich frei heraus gesprochen hätte. Andererseits ist es mir nicht möglich, den enormen Informationsgehalt, welcher das Video beinhaltet, strukturiert zu merken. Durch die Effekte nahm die Postproduktion mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Ich wagte mich an Animationen, jedoch sind meine Fähigkeiten noch sehr beschränkt. Daher habe ich ein passendes Minor ausgewählt. Wenn ich das Video noch einmal machen müsste, würde ich mich für eine echte Location entscheiden.