Challenge accepted

Was man nicht alles für gute Schokolade tut. Natürlich handelt es sich bei der Aussage lediglich um eine Hyperbel. In dieser Challenge geht es um viel mehr – um neue Skills und Freude an der Musik. Noch besser, wenn das, wortwörtlich, mit Schokolade verschmilzt.

Als ein Freund, Joel Goldenberger, über seinen Instagram-Account eine Challenge ins Leben rief, fühlte ich mich zunächst nicht richtig angesprochen. Eine persönliche Nachricht von ihm änderte das jedoch. Ich entschied mich: Challenge accepted.

Die Challenge unter seinem Insta-Post lautete: Mache ein Cover von dem Song «About Christmas Time». Der Hauptgewinn: ein 100 CHF Gutschein von Läderach.

Wenn das nicht mal ein Argument ist. Spätestens nachdem ich mich die ersten Minuten hinsetzte und den Song, den ich ohnehin schon gerne hatte, analysierte, wurde mir klar, dass es mir definitiv nicht um die Schokolade geht. Vielmehr begann ich Freude an neuen Ideen und Möglichkeiten zu entwickeln. Ich stellte mir zu Beginn die Frage, worauf es bei einem Song-Cover eigentlich ankommt und habe mich für folgende Punkte entschieden:

  • Inhaltliche Quintessenz heraushören oder erspüren
  • Melodien, Hooks, Instrumente und andere Besonderheiten raushören
  • Entscheiden, welche Teile man nachspielen oder imitieren kann und welche nicht
  • Passende Software und Equipment, Instrumentalkenntnisse sind von Vorteil
  • Passende Klänge finden und sie entsprechend nachbearbeiten
  • Einzelne Spuren und Elemente aufnehmen
  • Stundenlang herumprobieren und bearbeiten

Besonders Punkt 1 ist für mich immer wieder wichtig.

Hat man nicht zumindest probiert, die Quintessenz eines Songs zu verstehen oder was der Songwriter kommunizieren möchte, sollte man kein Cover ausarbeiten.

Das ist sicherlich eine gewagte Aussage und nicht immer einfach umzusetzen. Mein Vorteil ist nicht nur, dass der Songwriter meines Coversongs einfach gute Musik macht, sondern auch, dass er ein Freund ist. Also stellte ich ihm ein paar Fragen, die mir bei der Beschäftigung mit seinem Song in den Sinn kamen. Folgend ein Auszug aus dem kleinen, persönlichen WhatsApp-Interview mit Joel Goldenberger:

Zu Weihnachten gibt es viele unterschiedliche Meinungen: Die einen lieben es, die anderen hassen es. Du beschreibst deine Weihnachtszeiten in deinem Song so: «Let me tell you about Christmas Time, about these days I’ve learnt to fly.» Was genau meinst du damit? Inwiefern kann diese «Zeit» dich beflügeln?
«In der Weihnachts- und Adventszeit habe ich gelernt zu fliegen – in der Familie vor allem. Diese Zeiten haben mich immer sehr gestärkt und ich hatte immer Vorfreude auf Familienfeste. Es ist so eine schöne Atmosphäre. Alle waren gut drauf, alles war schön hergerichtet, es gibt gutes Essen – das habe ich als Kind sehr toll gefunden. Natürlich habe ich mich auch immer auf die Bescherung gefreut. Bis heute hält das noch an. Ich freue mich noch immer auf Weihnachten. Natürlich ist es nicht mehr das Gleiche, wie es als Kind war. Aber dieses Gefühl vom Fliegen bleibt.»

Das verrückte Video, das ich für das Cover gemacht habe, soll eine Art Collage der lustigsten Weihnachtsmomente darstellen. Ganz nach dem Motto: «Years went by but up to now I feel the Joy.» Wenn du in einem Bild deine lustigste Weihnachtssituation beschreiben müsstest, was wäre es?
«Ich glaube, es sind immer Sachen, die schief gehen. An Weihnachten läuft doch noch häufig etwas anders, als man es geplant hatte. Das könnte man in einem Video super lustig darstellen: Ein Weihnachtsbaum, der umfällt, Essen, das auf den Pulli spritzt – oder so. Etwas, was die andere Seite von Weihnachten darstellt – nicht die idyllischen Weihnachtsmomente, sondern halt reale Weihnachten.»

Heutzutage ist die Welt so bunt und schrill. Es gibt quasi jede Art und Weise, um seinem Innenleben einen Ausdruck zu verleihen. Warum hast du gerade das Songwriting/die Musik als deinen Ausdruck gewählt?
«Für mich ist Musik die beste Art und Weise, auszudrücken, was in mir vor sich geht. Das mit einer Melodie verbinden zu können, singend zu sagen. Es fällt mir nicht immer leicht, Leute auf etwas anzusprechen oder zu sagen, was mich beschäftigt. Singend kann ich das besser zum Ausdruck bringen und auch sagen: ‹Der Song ist für dich. Hör doch mal rein. Wenn ich ein Bild malen müsste, ginge es schon irgendwie, meinem Inneren Ausdruck zu verleihen. Aber es berührt mich gar nicht so. Manchmal breche ich auch einfach in Tränen aus, wenn ich einen Song schreibe oder anhöre. Es springt einfach mehr auf meine Gefühle an, darum habe ich mich für diesen Weg entschieden und bin gespannt, was noch alles aus meinem Herzen rauskommen wird.»

Weihnachten ist für einige Menschen eine Zeit des Stillwerdens und Reflektierens. Gibt es etwas, was dir in dieser Zeit neu bewusst wird? Und werden wir diese Erkenntnis vielleicht in einem deiner künftigen Songs hören?
«Mir wird immer wieder neu bewusst, wie stressig manche Leute in der Weihnachtszeit unterwegs sind. Ihr Fokus liegt häufig auf den falschen Sachen. Viele wissen gar nicht, um was es an Weihnachten wirklich geht – gerade an Weihnachtsfeiern, auf denen ich manchmal Musik mache und irgendwelche Leute noch eine Rede halten. Manchmal stört es mich, worauf der Fokus gelegt wird. Reden, die oberflächlich sind und den Wert des Festes nie wirklich ansprechen. Das wünsche ich mir für die nächsten Jahre: Dass es den Menschen wieder neu bewusst wird, worum es an Weihnachten geht. Dass Jesus auf die Welt gekommen ist, um uns Menschen zu retten. Ich wünsche mir, dass andere das auch so spüren dürfen, wie ich es in der Weihnachtszeit spüren darf.
Ich denke, ich werde nicht so schnell wieder einen Weihnachtssong schreiben, in dem das zum Ausdruck kommt. Aber ich habe mal einen Traum gehabt, ein Coveralbum zu machen (wie Michael Bublé oder Lauren Daigle) mit Lieblings-Weihnachtssongs von mir. Und darin sollte es dann hoffentlich zum Ausdruck kommen.»

Danke Joel für die Beantwortung der Fragen!

Mit einem Topf voll Inspiration und kreisenden Gedanken entwickelte sich nach und nach meine Interpretation des Songs. Somit wünsche ich dir frohe, belebende Weihnachtstage.

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(mou)

Musik
Vorbereitung
Zuerst habe ich mich ans Piano gesetzt, um eine für mich passende Tonart zu finden. Joel hat eine grosse stimmliche Range, weshalb seine Songs für mich nicht immer ganz leicht singbar sind.

Recording
Nachdem ich die Grundmelodien und Stimmungen des Pianos rausgehört und notiert hatte, stellte in Logic Pro X das Tempo ein und fing an, Teil für Teil einzuspielen. Ich teilte ein in Intro, Verse, Pre-Chorus, Chorus und Bridge. Nicht alle Teile sind durchweg mit Piano untermalt, da sich der Song durch einige Off-Beat-Breaks oder A-Capella-Stellen auszeichnet.
So ging ich mit weiteren Instrumenten auch vor. Im Endeffekt bestand das Projekt zwischenzeitlich aus fast 20 Spuren. Dazu zählen verschiedene Pianos, Orgel, Beats, Schellenkranz, Glockenspiel, etc. pp. Und natürlich Stimmen. Am Ende ist weniger doch meistens mehr.
Der Song hat stellenweise einstimmige Passagen, aber auch dreistimmige. In meinem provisorischen Bett-Tonstudio, umhüllt von Decken, sang ich also zuletzt auch diese ein.

Nachbearbeitung
Das ist wahrscheinlich der grösste Teil des Prozesses, hin zu einem fertigen Song. Und auch der Aufwändigste, zumindest für mich. Es ist ein ständiges Vor und Zurück. Ich habe nächtelang rumgeschraubt. An passenden Klängen, balanciertem Mixing, Effekten etc.

Video
Idee
Wenn ich über dieses Lied nachdenke, bleibt mir immer die Zeile: „Years went by but up to know I feel the joy“. Drum war klar, das Video müsste irgendetwas beinhalten, das Freude in einem erweckt. Ein Treffen mit Freundinnen erschien mir die perfekte Gelegenheit, ein paar unserer ohnehin lustigen gemeinsamen Momente festzuhalten.

Dreh
Gott sei Dank willigten meine Freundinnen ein, ihren Teil zu diesem Video beizutragen. Nach kurzer Zeit verliebten auch sie sich in den Gedanken, möglichst skurrile Szenen einzufangen. Mit einem Glas Wein in der Hand kramten wir Weihnachtsschmuck aus, zündeten den 10-Stunden-YouTube-Knister-Kamin an und filmten mit dem iPhone los. Alles Weitere kann man im Video betrachten. Danke für eure Hilfe, liebe Freundinnen. Herausfordernd war auf jeden Fall die Frage, in welchem Format das Video sein sollte. Es war ja schliesslich für Instagram. Drum entschied ich, im Nachhinein nicht ganz nachvollziehbar, Hoch- und Querformat zu filmen. Für den Collagenstil passte es zumindest.

Schnitt
Das Video sollte eine alberne Videobuchcollage darstellen – mit Erinnerungen der schönsten Weihnachtsmomente. Also zog ich zunächst alle Dateien in Premiere Pro und synchronisierte die Spuren mit dem Song. Das war so viel Arbeit, hätte ich nie gedacht. Da ich verschiedene Spuren gleichzeitig laufen lassen wollte, mussten die Videos alle übereinander liegen. Bei so vielen Spuren verlor ich zeitweise fast den Überblick. Eine Collage, ähnlich wie ein Fotobuch, braucht einen Papierhintergrund. So wurde der Hintergrund weiss. Hilfslinien sollten mir helfen, die Videos zumindest annähernd auf ähnlicher Höhe anzuordnen. Wenn man genau hinsieht, sieht man, dass die Videos ein wenig versetzt sind. Das ist tatsächlich einfach ungenaue Arbeit, die ich aufgrund von Zeitdruck nicht mehr korrigierte. Ebenso habe ich keinerlei Colorcorrection- oder grading gemacht. Auch sonst ist mir bewusst, dass es sich um ein amateurhaftes Video handelt.

Digezz
Ich war zwischenzeitlich stark verzweifelt, weil ja so eine Optik niemals aus den Händen einer Multimedia Producerin kommen dürfte. Und gleichzeitig muss ich mir eingestehen, dass ich Lernende bin und vermutlich immer bleiben werde. Ich hatte nicht im geringsten vor, dass dieses Projekt soviel Zeit in Anspruch nehmen würde. Als es das jedoch tat, holte ich mir bei allen Beteiligten die Erlaubnis ein, diesen Beitrag hier zu veröffentlichen. Lieben Dank an Alle! Nun überwinde ich meine Selbstkritik – die bereichern, aber auch zerstören kann – und präsentiere hier meine Babyschritte in Richtung «Laufen lernen»(metaphorisch gesprochen).

Und: Danke, liebe Jury! Ich freu mich, meine Freunde mit Schokolade eindecken zu können.