Content Production im grössten Pfadilager der Schweiz
In den Medien war es diesen Sommer überall zu lesen: Über 30’000 Pfadis aus der ganzen Schweiz trafen sich für ein unvergessliches Zeltlager im Goms VS. Während zwei Wochen war Goms die zweitgrösste Walliser Stadt – mit Restaurants, Bühne, Shops, etlichen Zelten und vielen Helfern. Darunter: ein Video Team.
30’000 Schweizer Pfadis in einer Zeltstadt während zwei Wochen. Stell dir diese Dimensionen mal vor. Nach etwa fünf Jahren Planung galt es während den zwei Lagerwochen ernst: Der Lagerbetrieb inklusive Wasserversorgung, Nahrungsmittel, Toiletten usw. musste funktionieren. Heute ist neben den Grundbedürfnissen auch ein grosses Bedürfnis an Kommunikation vorhanden, genauer gesagt an Video-Content. Und genau in so einem Team durfte ich während der ganzen Lagerzeit tagtäglich Videos drehen, schneiden und verwerten.
Organisation
Unser Team bestand aus ca. 12 Nasen – reichlich wenig für 30’000 Personen. Unser Ziel war jedoch umso einfacher: Das Lager mit allen Facetten abbilden. Wir organisierten uns meist auftragsbasiert: wollte jemand ein Video, fragte er uns an. Hatten wir Leerlauf (was selten vorkam), tauchten wir einfach so ins Lagerleben ein und probierten die Stimmung aufzufangen. So war ich meistens zu zweit oder zu dritt unterwegs. Eine bis zwei Kameras und noch jemand für die Organisation oder für Interviews.
Ein typischer Tag
Ein typischer Tag startete für das Videoteam, genannt movaTV um etwa 8:30 Uhr. Wir trafen uns, besprachen, was alles anstand, teilten uns auf. Danach organisierten wir uns in den zugeteilten Teams: Da praktisch nie Zeit für ein grosses Konzept oder Storyboard blieb, war eine kurze Besprechung im Team unabdingbar. Und danach hiess es: «Let’s shoot!» Oft hatten wir das Material um ca. 14:00 Uhr im Kasten. Doch dann fing es erst an: Bis am Abend um 19:00 Uhr musste der Beitrag à je ca. 2 min komplett fertig sein. Soll heissen, in 5h Material sichern, sichten, Aussagen selektieren, schneiden, Color Correction, Sound Abmischung. Meist eine stressige Zeit, da ich oft noch unterbrochen wurde.
Am Abend wurde dann alle Beiträge des Teams (ca. 3 Beiträge pro Tag) mit einer Moderation in einer Tagesschau zusammengeschnitten. So wussten alle Teilnehmenden, was an diesem Tag auf dem Lagerplatz alles lief.
Nicht alle Beiträge schafften es jedoch in Tagesschaus, da wir diese nicht künstlich in die Länge ziehen wollten.
Die Produktionen
Was wir alles während zwei Wochen produziert haben, findest du hier in diesen Playlists.
(mou)
Idee & Motivation
Da ich als langjähriger Pfadi mir das Bundeslager nicht entgehen lassen wollte, suchte ich schon früh nach Möglichkeiten, mich im Bundeslager 2022 zu engagieren. So landete ich im movaTV (Video Crew des Bundeslagers).
Konzeption & Umsetzung
Konzeption… Schwieriges Thema. Im Vorfeld des Lagers war ich nicht sonderlich gross involviert, dies wurde hauptsächlich durch unsere Teamleitung abgedeckt. Dennoch brauchte es ja für jedes einzelne Video ein Konzept oder eher eine Idee. Da meist gerade am Morgen die Tagesaufgaben für jedes Teammitglied verteilt wurde, fehlte auch entsprechend die Zeit für ein sauberes Konzept. Es war meist mehr eine Leitidee, die man sich im Zweier-Filmteam zusammenschustern musste. Je nach dem mit wem man eingeteilt war, funktionierte dies wunderbar – oder eben nicht. Ich wünschte mir dort mehr Zeit, bin mir jedoch bewusst, dass dies fast unmöglich ist. Doch genau dieser Umstand frass in der Postproduction extrem viel Zeit. Durch ein fehlendes Konzept oder ein klares Storyboard nur mit einer Leitidee war das Aufziehen einer gewissen Dramaturgie on the go extrem schwierig und führte zu vielen Iterationen oder auch zu einem kompletten Neustart in der Postproduction.
Die Umsetzung an sich war toll. Durch das, dass man sich das «Konzept» gleich vorhin ausgedacht hatte, kam eine tolle Dynamik und Kreativität auf. Auch vor Ort mit den Protagonist*innen oder Interviewees verliefs einwandfrei (Pfadi Spirit for the win).
Was beim Durchlesen des Artikels nach leichter Arbeit klingt, war schon sehr viel. Es war stressig, alles in einen Tag zu «prügeln» und am Abend den finalen, fertig abgemischten Schnitt für die Tagesschau zu haben (inkl. Color Correction und Soundabmischung). Auch nach dem fertigen Schnitt gab es immer Dinge zu tun: Material sauber verräumen, für Ordnung darin sorgen (da alles Videomaterial von uns privat mitgebracht wurde!), Akkus laden, eventuell einen Dreh für die Nacht oder den morgen früh vorbereiten, Dinge abklären. Ein Tag endete oft erst um 8 oder 9 Uhr abends mit einem wohlverdienten Bier in der Leiter-Beiz (;
Selbstkritik & Lessons Learnt
Sind die Produktionen auf einem hohen Niveau? Nein definitiv nicht. Aber sie erreichen ihr Ziel und repräsentieren das ganze Lager mit all seinen Facetten. Die Qualität und insbesondere die Qualitätskontrolle war mir ein Dorn im Auge. Wir kennten uns alle mit Kameras aus, aber jeder auf seinem Niveau. Und dies führte zu Schwierigkeiten bei einer einheitlichen Qualität. So musste ich mal einspringen, und allen einen Input übers Soundabmischen geben, damit wir alle auf dem gleichen Kenntnisstand sind. Hier nehme ich für mich mit, dass ich mich bei Projekten mit so einer durchmischten Truppe im Vorfeld Gedanken um Prozesse und einheitliche Standards (wie das Abmischen auf -16LUFS) mache.