Crowdfunding für ä tolls Erläbnis
Armut in der Schweiz? Existiert die wirklich auch hierzulande? Wirklich? – JA! Und zwar ist sie höchstwahrscheinlich gar nicht mal so weit von dir weg. Nachbarn, Freunde, Bekannte, Verwandte – Da muss man doch was machen, denkst du? JA! Aber erst einmal von Anfang an…
Für knapp 700’000 Schweizerinnen und Schweizer liegt ein Kinobesuch, Freunde zu sich nach Hause einzuladen oder ein Ausflug in den Zoo nicht drin. Diese Zahl wächst durch die momentanen Umstände in der Wirtschaft sogar noch weiter an. In Anbetracht der Einwohnerzahl unseres Landes beläuft sich dieser Wert auf ca. 10 Prozent der Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze in einem der reichsten Länder der Welt leben.
Acht junge Menschen aus der Region Basel machen sich für genau diese Ärmsten der Schweiz stark: Das ist der ZOLLiTAG vom 27. Februar 2021. Ich durfte in ihrem Auftrag ein Video produzieren, welches ermutigen sollte, einen Teil zu diesem Projekt beizutragen. Schaut selbst rein (Anm. des Autors: Das Crowdfunding ist bereits zu Ende).
Fühlst du dich angesprochen und willst etwas dazu beitragen? Dann HOPP, ab auf die Website des ZOLLiTAGs! Dort findest du neben Informationen zur Lage «Armut in der Schweiz» auch eine Auflistung von bekannten Botschaftern aus Politik, Sport und Gesellschaft. Ein Blick lohnt sich! Danke dir.
(ash)
Am 28. August 2020 machte ich mich mit meinem ganzen technischen Sack und Pack auf den Weg von Chur nach Basel, um ganz nach Storyboard Footage für das ZOLLiTAG-Crowdfunding-Video zu filmen. Mein Vorhaben war gespickt mit Stimmungsbildern von Tieren in ihren Bereichen, freudigen Zoobesuchern und wichtigen Informationen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Es regnete, nein es schüttete den ganzen Tag wie aus Kübeln … Aber erst einmal von Anfang an.
Startschuss und Anfrage
Via eine Kollegin von mir wurde ich anfangs August auf den ZOLLiTAG aufmerksam. Acht junge Menschen aus dem Raum Basel haben eine Vision, und zwar möchten sie unteranderem auf die Armut in der Schweiz aufmerksam machen und die Bevölkerung darauf sensibilisieren. Finde ich ein sehr spannendes Vorhaben. Wie sie dieses umsetzen möchten? Ende Februar 2021 haben sie einen Tag geplant, an dem der Zoo Basel, der Zolli, die Tore öffnet speziell für die Ärmsten unseres Landes. Dafür sind sie nebst all den Sponsoren auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen und genau hierfür benötigten sie ein Video, welches auf ihr Crowdfunding aufmerksam machte. So kam die Videoverantwortliche des ZOLLiTAGs an einem Anlass Mitte August auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht dieses Crowdfunding-Video produzieren könnte. Da ich sowieso noch nach einem Digezz-Projekt suchte und mich gerne am Vorhaben des ZOLLiTAGs beteiligen wollte, war der Fall klar.
Brainstorming und Storyboard
So sassen wir kurze Zeit später zusammen und «brainstormten» über die Umsetzung des Videos. Es war das erste Mal, dass ich vor einem Dreh ein Storyboard hatte, nach welchem ich drehen wollte. Ein Video gespickt mit typischen Zoobildern wie Tiere und freudigen Menschen und mit den wichtigsten Informationen zum ZOLLiTAG sollte es werden.
Ich weiss, skizzieren gehört überhaupt nicht zu meinen Stärken … aber irgendwo muss man ja mal über seinen eigenen Schatten springen.
Drehtag im Zolli Basel
Als ich mit Sack und Pack am Freitagvormittag, dem 28. August 2020 in Chur loszog, schien entgegen dem Wetterbericht fast die Sonne. Auch in Zürich drückten ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke. Die Hoffnung wuchs ins Unermessliche – denn wie oben bereits erwähnt, ich hatte einiges vor im Zoo. Doch irgendwie war mir das Wetter nicht gut gestimmt: Kaum war ich in Basel und ihrem «Zolli» angekommen, begann es aus Kübeln zu giessen! Wer jetzt denkt, solch ein Regen habe noch keinen umgebracht, den kann ich beruhigen – ich lebe noch. Aber all das schöne Tierfootage, die lachenden Kinder und die geplante Sequenz quer durch den Zoo flossen davon. Es hiess also, das Beste aus der Situation zu machen. So filmte ich Tierfootage im Innern – eine eher saublöde Idee, so durch die Plexiglasscheiben der Käfige, wie ich finde … –, verschiedene Takes mit dem OK des ZOLLiTAGs und die Moderationssequenzen mit einem vom Präsidenten extra organisierten Sprecher bzw. ausgebildeten Schauspieler. Letzteres war ein enormer Stress und doch ein wenig ärgerlich, da dieser Dude nur knapp eine halbe Stunde Zeit und ich mit ihm etwa 5 Teilszenen zu drehen hatte. Doch wir meisterten dies irgendwie, im «Schärme» eines Vordachs, wo normalerweise eine Restaurantterrasse wäre. Dementsprechend ist auch der Bildausschnitt, die Farbe etc. … Das nächste Mal würde ich mir wünschen, dass ich für diese Aufnahmen mir mehr Zeit nehmen kann und darf.
Für diesen Dreh im Zolli in Basel verwendete ich folgendes Material:
Material
- 1x Audiorekorder Zoom H5
- 1x Tonangel E-IMAGE 3.5m
- 1x langes Audiokabel XLRm – XLRf
- 1x Sennheiser Richtmikrofon MKE 600
- 1x Sennheiser Kopfhörer HD 25
- 1x Faltreflektor 5in1 110cm, rund
- 1x Videostativ Manfrotto
- 1x Mikrofon Rode VideoMic
Diese acht Gegenstände lehnte ich in der Technikausleihe der Fachhochschule Graubünden aus. Dazu kamen folgende Materialien aus dem Videoequipment meines Mitbewohners:
- 1x Sony a7s
- 1x Objektiv 24-70mm, 2.8f
- 1x Objektiv 50mm, 1.4f
Postproduction
Als allererstes backupte ich, sobald ich zu Hause ankam, das ganze Footage auf meiner externen Festplatte. Anschliessend stand das Aussortieren und Festlegen der einzelnen Sequenzen auf dem Programm. Da kam mir mein etwas weiter oben bereits gezeigte Storyboard sehr fest entgegen. Zwar musste ich gewisse Einstellungen und Teile jenes streichen, doch gerade im etwas gestressten Aufnahmeprozedere mit dem Moderator half mir das Storyboard sehr. So reihte ich erst einmal die verschiedenen Sequenzen aneinander und widmete mich danach dem Feinschliff. Hier kamen dann die einzelnen Grafiken, Schriftzüge und das B-Roll mit der Google-Suche zum Zug. Gerade mit den Grafiken kämpfte ich sehr, da mir als Rot-Grün-Farbschwächender (siehe Farbenblind?) hier einfach ein wenig das Verständnis fehlt, was genau wie passt. Deshalb holte ich mir hier Hilfe aus dem OK des ZOLLiTAGs, in welchem auch ein ausgebildeter Grafiker sitzt, und von meiner Auftraggeberin. So entstand dann die finale Version mit den Grafiken, die im Video vorhanden sind.
Audiopost
Nach dem «Picturelock» ging es an die Audio-Postproduktion. Zu jeden Grafik-Einblendungen gehören Soundeffekte, ausserdem sollte der gesamte Video von einer ansprechenden und passenden Musik unterlegt sein. Dank meinem bereits einmal erwähnten Mitbewohner mit MMP-Erfahrung hatte ich Zugriff auf die Sound-Bibliothek von audiio.com. Dort findet man eine grosse Palette an lizenzfreier Musik. So entschied ich mich für den Titel «Better Together (Instrumental)» von Matthew L. Fisher.
Colorcorrection
Ganz zum Schluss sass ich noch mit Timo, eben jenem Mitbewohner zusammen, um das Crowdfundig-Video noch farbtechnisch zu bearbeiten. An dieser Stelle wie jedes Mal ein herzliches Dankeschön an Timo für deine Bereitschaft!
Fazit
«hammer cool worde!», «ha grad uu Freud» & «Guet? Grandios isches!» – diese Feedbacks erhielt ich auf die Zusendung an das OK nach Vollendung des Clips. Also kann ich zufrieden sein mit der Arbeit. Aber wie sieht es denn mit meinem persönlichen Fazit aus?
Es war eine sehr spannende Erfahrung, da ich mich bis jetzt noch praktisch nicht mit dieser Thematik «Armut in der Schweiz» auseinandergesetzt habe. Über den Dreh, die vorausgehende Planung und die folgende Post blieb mir keine andere Wahl, als mich voll und ganz in dieses nicht sehr einfache Thema hineinzuknien. Und ich muss sagen: es bewegt mich bis jetzt! Doch auch aus technischer Sicht kann ich sagen, es hat mir sehr viel Spass gemacht. Hier kommen zum
Schluss noch die Learnings:
- Ein Storyboard vereinfacht einen Dreh so sehr, dass es sich lohnt, bei der Vorarbeit ein wenig mehr Aufwand reinzustecken!
- Regen und Filmen? Das passt irgendwie überhaupt nicht! Besonders wenn das Filmen noch draussen in einem Zoo stattfinden soll. Naja, vom Zoo sieht man jetzt leider nicht so viel, aber Hauptsache die Zielgruppe gibt Geld – oder?
- Auch in der Post kann ein Storyboard bzw. genauere Gedanken über das finale Produkt von grossem Vorteil sein!
- Also ja, das mit dem Storyboard schreibe ich mir GROSS hinter die Ohren.
- Ansonsten: keep it simple – und wenns stressig wird, bleib ruhig! 😀
- Freunde aus dem MMP-Bereich, die dort die Stärken haben, wo meine Schwächen zu Hause sind, bedeuten echt GOLD, wenn man ansteht!
… over and out!