Die ewige Rutsche

Im Winter 2022 war in unserer örtlichen Badi eine Outdoor-Abendveranstaltung geplant. Einer der Mitveranstalter fragte mich, ob ich Lust hätte, für diesen Event ein multimediales Objekt zu entwickeln. So kam ich zu meinem ersten Video-Projektionsmapping. Oder zumindest fast.

Das Budget war Null, dafür hatte ich vollkommen freie Hand – die Installation sollte einfach als Blickfang dienen. Schon seit längerer Zeit interessieren mich Video-Projektionsmappings. Das sind Videoprojektionen auf dreidimensionale Gegenständen statt auf flachen Leinwänden. Die Badi ist eine architektonische Augenweide aus den 1930er-Jahren. Und gleich nach dem Eingangsbereich steht sie: die gelbe Rutschbahn. Mit dieser Rutschbahn sollte sich doch sowas machen lassen. Die Vision: Fröhliche Menschen in ihren Badekleidern, hologramm-artig im Loop auf die echte Rutschbahn projiziert – und das alles mitten im winterlich verschneiten Freibad.

Nach einem Testlauf in Form einer Projektion auf eine Karton-Rutschbahn («könnte funktionieren!») standen zwei Wochen später acht Kinder und Erwachsene in Badekleidern bereit in der Badi zum Shooting. Es war früher Winter, kalt und grau, und es hatte soeben noch geregnet. Danke Emma, Kristina, Alma, Sib, Xeni, Märku und Mile, dass ihr euch das angetan habt!

Das Setup war spartanisch: Ein iPhone mit Stativ und zwei LED-Leuchten. Dazu ein älterer Zoom-Recorder, um auch das Audio miteinzufangen. Nach einer guten Stunde hatten wir Bild und Ton im Kasten – Zeit für Tee.

Ein paar Wochen vergingen und es kam, wie es hatte kommen müssen: die Veranstaltung wurde coronahalber abgesagt.

Ich entschied mich, aus den Aufnahmen trotzdem etwas zu machen. Wenn schon nicht eine Live-Projektion auf die echte Slide, dann zumindest ein Video-Mockup dieser Situation. So hätte sie also aussehen können, die Eternal Slide Videoprojektion:

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(dbo)

Ziel der Aufnahmen war es, Footage zu erhalten, die sich so gut wie möglich für das spätere Freistellen der rutschenden Menschen eignen. Im Nachhinein gesehen gibt es eine ganze Reihe von Dingen, die ich dabei hätte anders machen sollen:

Kamera
iPhone 11pro mit FiLMIc Pro, Portrait Mode. In Aussicht auf die (prozessor-) zeitraubenden Rotoscope-Sessions in After Effects habe ich nur in Full HD aufgenommen. Die Grösse einer Person betrug darum lediglich etwa 150×600 Pixel, was sich in der Bildqualität natürlich niederschlug.

Licht
Das Wetter beim Shooting war durchzogen, der Himmel grau. Ich versuchte, das mit Licht aus zwei zusätzliche LED-Leuchten auszugleichen. Die Aufnahmen waren trotzdem ziemlich flach und konstrastarm.

Freistellen (After Effects RotoBrush 2)
Das Isolieren der Personen erfolgte in After Effects mithilfe von RotoBrush 2. Auch mit diesem mächtigen Werkzeug war der Prozess enorm zeitaufwendig, weil sich die Personen zu wenig vom Hintergrund abhoben. Ich musste bei fast jedem Frame eingreifen. Die Aufnahmen fanden auf der Original-Rutschbahn statt, da ich dachte, dabei in der Postproduktion einen Vorteil zu haben (Timing und Position der Rutschenden auf der Bahn). Besser wäre es wohl gewesen, die Leute über eine Art Green-Screen Fläche rutschen zu lassen, um so viel effizienter freistellen zu können.

Schnitt (Premiere)
Die einzelnen Clips der freigestellten Menschen habe ich dann in Premiere zu einem Ablauf montiert. Leider waren die Clips sehr kurz, sie zeigten oft nur die paar Sekunden des Rutschens, meist war das Ein- und Aussteigen auf die Rutschbahn nicht sichtbar – ich hatte dort Zeit gespart beim Rotoskopieren.
Es wäre hilfreich gewesen, mit längeren Clips arbeiten zu können, um Beginn und Ende jedes Rutschvorgangs etwas natürlicher darstellen zu können.

Audio (Cubase/Premiere)
Dem Film unterlegt sind verschiedene Ambi- und Geräuschspuren, die ebenfalls am Drehtag aufgezeichnet wurden. Den kompletten Audioschnitt habe ich gemeinsam mit meinem Freund Mile umgesetzt. Er hat mir dabei freundlicherweise erlaubt, im Video das vollständig von ihm stammende Stück «Carmacorona» als Soundtrack zu verwenden – herzlichen Dank noch einmal Mile!