Die konstante Inkonstante
Das Alter und die Zeit sind, ob man es will oder nicht, unendlich miteinander verbunden. Wenn Zeit vergeht, wird das Alter addiert. Vor Kurzem hatte ich einen Moment im Zug, in dem ich dachte: «Boah ich werde alt.» Und noch etwas weiter zurück, erwischte ich mich dabei, wie ich dachte: «Die Jugend von heute!» Eigentlich ganz schön frech von mir, mich als alt zu bezeichnen mit 25 … Wenn ich alt bin: Was sind dann meine Eltern oder Grosseltern?
Während den letzten zwei Jahren wurde man älter, hatte aber das Gefühl, dass die Zeit nicht vergeht. Die Jahre 2020 und 2021 sind, zumindest für mich, zwei ineinander verwobene Jahre.
Ich habe vergessen, in welchem Jahr ich was gemacht habe. Wie die genau Chronologie der Dinge wirklich war. Sie war da, aber trotzdem wurde sie nicht richtig wahrgenommen.
Um mein Gefühl der Zeitlosigkeit zu widerspiegeln, habe ich ein Video der letzten zwei Jahre erstellt. Der Song «Time» von The Alan Parson Project widerspiegelt dieses Gefühl am Besten.
Die Aufnahmen im Film stammen vom Ausblick bei meinen Eltern zu Hause. Begonnen habe ich das Projekt jedoch eigentlich in Bern. Dort zog ich covidbedingt, aber vor etwa einem Jahr weg …
Damit der schöne Ausblick aus meinem WG-Küchenfenster trotzdem niemandem verwehrt bleibt, hier einige Aufnahmen:
(mou)
Die Idee:
Diese Projektidee kam mir, als ich während dem ersten Lockdown beim Kaffee kochen aus dem Fenster meiner WG in Bern geschaut habe. Im Jahr 2018, war es unter Anderem diese Aussicht, die mir das Gefühl gab in Bern angekommen zu sein. Unser schnelllebiger Alltag kam mit der ganzen Pandemie etwas zur Ruhe. Auch vorher hatte man seine Konstanten in seinem Alltag, wie zum Beispiel das Zähneputzen, das erledigen diverser WG “Ämtli” oder das regelmässige Besuchen diverser Vorlesungen – damals noch vor Ort.
Während dem Lockdown pendelte sich jedoch ein noch viel konstant gleichbleibender Alltag ein. Um nicht ganz Zeit und Raum zu vergessen habe ich mir Wecker gestellt, wann spezifische Dinge erledigt werden mussten, oder wenn ich etwas nicht vergessen durfte. Es war schwierig sich an die Situation im ersten Lockdown zu gewöhnen.
Um den Wiederholungen und Konstanten etwas schönes zu geben, und doch noch etwas Inkonstants in einer Konstante aufzuzeigen, habe ich wenn immer möglich, den Blick aus dem Fenster fotografiert.
Eigentlich wollte ich dies über einen längeren Zeitraum durchführen, musste dann aber letztes Jahr aus diversen Gründen, meine WG auflösen und mich somit auch von meiner “Küchenfensteraussicht” verabschieden.
Um mein Projekt etwas umfangreicher zu gestalten, habe ich Zuhause, wieder bei den Eltern, das Gleiche weitergemacht:
Eine neue Aussicht, die selbe Idee.
Dieses Projekt wurde somit über zwei Semester hinweg durchgeführt.
Mein Vorgehen:
Bei mir zu Hause, habe ich immer den ungefähr gleichen Winkel beim Fenster gesucht, um ein Foto zu machen. Zuerst habe ich die Fotos im Hochformat gemacht, habe mich dann aber dagegen entschieden. Auch die Option von Videoaufnahmen habe ich mir überlegt. Mich dann aber bewusst dagegen entschieden, weil die Symbolik einer Momentaufnahme bei einem Foto besser zur Geltung kommt.
Um noch besser, den gleichen Winkel zu erwischen, habe ich auf dem Fensterrahmen eine Washitapemarkierung gemacht.
Alle Bilder wurden von mir mit meinem Handy aufgenommen und keines wurde nachträglich bearbeitet oder coloriert.
Um einen Mercheffekt zu erhalten, habe ich mit Premiere Pro gearbeitet. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Dauer jedes Bildes genau gleich lang ist. Nach einigen Tests, bin ich zum Schluss gekommen, dass die perfekte Dauer, welche Bild und Effekt aufzeigt ohne zu lange zu wirken, 1:16 Sekunden ist. Ich habe mit der Deckkraft und diversen Übergängen gearbeitet, um die Bilder möglichst ineinanderfliessen zu lassen.
Material und Programme:
- iPhone 5 SE
- iPhone 12 mini
- Washitape
- Premiere Pro
Learnings:
- Im Voraus überlegen wie die Bilder aussehen müssen, dass der Fehler mit dem Hochformat und Querformat nicht passiert und somit einige Bilder nicht verwendet werden können
- Von Anfang an eine Markierung anfertigen, dass Winkel und Ausschnitt identischer sind
- Mehr Bilder pro Tag machen, dann hat man schlussendlich mehr Auswahl und kann sich für die Besten entscheiden
- Unterschiedliche Tageszeiten und Lichtverhältnisse fliessen nicht so gut ineinander
- Möglicherweise gibt es andere Programme, die für diesen Effekt de Merchen und Ineinanderfliessen besser geeignet sind
- Mich bei der Auswahl der Videosnipets nicht mehr zeitlich verlieren
Fazit:
Bei diesem Projekt konnte ich meine Liebe zur Fotografie einmal etwas anders ausüben. Es war spannend für einmal den gleichen Ausschnitt, beziehungsweise die gleichen Ausschnitte zu fotografieren. Auch habe ich gesehen, dass nicht genau gleich ist – es gibt immer Unterschiede in einer alltäglichen Konstante. Genauso hat es mir Spass bereitet, dass einige meiner vielen kleinen Videosnipets endlich eine Verwendung bekamen.