Diese verflixten zehn Tage
Freitag Abend, 17:30 Uhr.
Ring Ring. Ring Ring. Das Telefon klingelt.
Tina: «Jo hallo du.»
Telefonstimme: «Sälü Tina.»
Tina: «Alles guet?»
Telefonstimme: «Hmm nid wük. Ig mues dr öppis gestah.»
Tina: «Oh-oh. Was isch los?»
Telefonstimme: «Ig bi hüt leider positiv testet worde. U du muesch iz 10 Täg id Quarantäne.»
Wer mich kennt weiss – Ich bin kein Freund vom Telefonieren. Besonders dann nicht, wenn es um solche Nachrichten geht. Aber um fair zu bleiben, er konnte es mir ja nicht persönlich sagen ;-).
Nun sitze ich da. Frisch geduscht, geschminkt, ready, um auf den Zug zu meinen Freunden zu gehen. Der Kühlschrank leer, der Wäschesack voller schmutziger Wäsche, die ganzen Tage vollgeplant mit den unterschiedlichsten Aktivitäten, ein bisschen traurig, genervt, verwirrt und deprimiert. Ich hallte kurz inne, atme tief ein und aus (so wie ich das im Yoga gelernt habe) und überlege mir, was das jetzt genau heisst für mich.
Ich darf also zehn Tage meine Wohnung nicht verlassen. zehn Tage. Ich überlege. Ok, so schlimm ist das eigentlich nicht. Ich meine, mir geht es gut. Ich bin gesund. Ich habe Freunde, die für mich einkaufen gehen könnten, eine Mitbewohnerin, die für mich Wäsche waschen könnte, ein echt bequemes Bett, genug Wein und viele Serien auf meiner „Must-Watch-Liste“, die ich mit gutem Gewissen schauen könne. Es könnte also schlimmer sein.
Doch bereits am Abend verspürte ich eine gewisse Unruhe in mir. Ich kann doch nicht einfach zehn Tage lang nichts tun… Oder doch? Gibt es nicht etwas, dass ich schon lange mal wieder tun wollte, aber nie die Zeit dazu hatte?
Da kam mir die Idee – Zeichnen. Ich wollte schon lange mal wieder Zeichnen. Und animieren. Verbunden mit meiner Gefühlslage.
Und das kam dabei raus. Schau rein und amüsiere Dich. Und vielleicht findest du ja heraus, wie ich mich jeweils gefühlt habe … 🙂
Viel Spass!
Fun Fact: Leider haben mir die zehn Tage nicht gereicht, um das Projekt fertigzustellen. Das konnte ich dann aber in meiner zweiten zehntägigen Quarantäne beenden 😉
(ash)
Idee
Ein Projekt zu verknüpfen mit etwas, das ich gerne mache, ist immer eine wunderbare Sache. Bereits vor einigen Monaten wollte ich endlich mal wieder etwas zeichnen. Oder besser gesagt, meine Skills ein bisschen verbessern (ich bin nicht gerade bekannt dafür, dass ich besonders talentiert im Zeichnen wäre 😉 ). Mir fehlte nur Zeit und einen guten Grund dazu. Die 10 Tage Quarantäne waren also genau das fehlende Puzzleteil. Dafür nahm ich mir gerne jeden Tag ein paar Stunden Zeit. Die Animationen dazu kamen mir eigentlich erst später. Ich war sehr zufrieden mit meinen Zeichnungen und wollte dies noch mehr auskosten.
Procreate
Was für eine vielseitige App! Da kann gezeichnet, ausradiert, bearbeitet, verschoben, verkleinert und sogar animiert werden. Ich schaute immer wieder Tutorials, kreierte meine eigenen Pinsel, recherchierte im Internet und auf Instagram. Da bekommt das Wort Zeichnen eine ganz neue Bedeutung!
Zeichnungen
Jeden Tag überlegte ich mir, was ich zeichnen könnte. Mal öffnete ich das Fenster und lauschte der Natur, mal dachte ich an Sachen, die ich gerne unternehmen möchte oder an den Abend davor, an dem ich einen neuen, leckeren Wein entdeckt hatte. Et voilà – die Ideen sah ich bildlich vor meinen Augen. Jetzt nur noch umsetzen. Das hat dann doch sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Nicht nur, weil meine Stärken in anderen Bereichen liegen, sondern auch, weil ich vor lauter radieren und nochmals neu zeichnen, die Zeit total aus den Augen verloren habe. Da waren schnell mal drei Stunden vorbei. Das ist halt dann der Nachteil, wenn du alles verbessern und verschieben kannst.
Animation
Als ich dann endlich alle Zeichnungen fertig hatte, ging’s ans animieren. Ich fand es richtig cool, wie mit einfachen Einstellungen, so viel aus einer Zeichnung geholt werden konnte. Auch da hab ich wieder ein wenig das Zeitgefühl verloren, jedoch wusste ich immer genau, wie das Endprodukt aussehen sollte. Als ich mit den Animationen fertig war, packe ich es in ein Premiere File, und suchte online nach passendem Sound. Danach bastelte ich natürlich nochmals ein paar Stunden daran rum, bis ich dann schlussendlich mit dem Endprodukt zufrieden war.
Learnings
Das Zeichnen und Animieren hat mir wirklich viel Spass gemacht und auch das zusammenstellen zu einem kleinen Video. Mir wurde ebenfalls bewusst, dass ich After Effects und Premiere schon eine längere Zeit nicht mehr benutzt hatte. Vieles musste ich nochmals nachschauen, aber am Schluss ist es immer wieder erstaunlich, wie vielseitige diese Programme sind.
Zeitmanagement! Sehr wichtig! Im Nachhinein hätte ich mir einen Zeitplan machen sollen, wobei ich sagen muss, dass es ja eigentlich sehr cool ist, dass wir für ein Projekt wie dieses, kein Zeitlimit haben. Das habe ich voll ausgekostet. Gleichzeitig habe ich aber auch andere Abgaben und Projekte vernachlässigt.
Fazit
Als ich mir vor einem Jahr das iPad zugelegt hatte, taten mir die 350 CHF schon sehr weh. Doch mittlerweile muss ich sagen, dass war eine meiner besten Investitionen! Der Aufwand hat sich gelohnt und ich hatte selten so Freude an einem Projekt. Ich freue mich auch auf den Zeitpunkt, wenn ich nicht mehr 50 Stunden für einen 3 Minütigen Animations-Film aufwenden muss. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass ich nicht noch einen dritten 10 Tage Quarantäne-Durchlauf brauche, um meine Zeit in etwas zu investieren, das ich gerne mache.