Einfluss kreativen Schreibens auf Schreibkompetenz und -motivation in der Sekundarstufe I
E-Mail-Fluten, ChatGPT-Dialoge und WhatsApp-Nachrichten prägen die Kommunikationslandschaft unserer Zeit. Wenn man es genau nimmt, schreiben wir eigentlich ständig – jedoch meistens eben in digitaler Form. Dem traditionellen Schreiben begegnen wir hingegen oft mit Unbehagen und einer eingeschränkten Schreibfähigkeit – ein Trend, der bereits in der Schulzeit seinen Anfang nimmt. Wenn also die Angst vor dem leeren Blatt überhandnimmt und die Schreibkunst schwindet, erhebt das kreative Schreiben seine kraftvolle Stimme. Meine Bachelorarbeit soll zumindest untersuchen, ob kreatives Schreiben, insbesondere im Deutschunterricht der Sekundarstufe I, das Potenzial hat, die Schreibkompetenz zu stärken und die Schreibmotivation zu erhöhen.
Fakt ist: Schülerinnen und Schüler weisen deutliche Defizite in ihrer Schreibkompetenz auf, während zugleich ihre Freude am Schreiben immer mehr schwindet. Dies wirft ein interessantes Licht auf die Tatsache, dass das Schreiben bereits während der Schulzeit einen hohen Stellenwert einnimmt, indem es von der ersten Klasse an geübt, gefördert und fächerübergreifend eingesetzt wird. Generell kommt der Schreibfähigkeit in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur eine grosse Bedeutung zu. Insbesondere in der Arbeitswelt ist sie eng mit Erfolgsindikatoren verknüpft. Es stellt sich die Frage, ob kreatives Schreiben das Potenzial hat, der nachlassenden Schreibkompetenz und -motivation entgegenzuwirken.
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich eine Schreibwerkstatt für Schülerinnen und Schüler einer Abschlussklasse der Sekundarstufe I entwickelt und gemeinsam mit ihnen durchgeführt. Die Werkstatt erfüllte eine doppelte Funktion: Sie diente auch als quasi-experimentelle Methode, um der Frage nachzugehen, ob der Einsatz von kreativen Schreibaufgaben zu einer signifikanten Verbesserung der Schreibfähigkeiten der Schüler:innen führt. Im Anschluss an die Schreibwerkstatt wurde eine Klassenbefragung durchgeführt, um auch mögliche Veränderungen in der Motivation der Schüler:innen zu erfassen. Darüber hinaus führte ich drei Interviews mit Expert:innen aus den Bereichen Pädagogik, Lehrmittelentwicklung und Kulturwissenschaften, um vertiefende Erkenntnisse zum Thema des kreativen Schreibens im Allgemeinen und in schulischen Kontexten zu gewinnen.
Die Ergebnisse zeigen vor allem eine Erkenntnis: Es gibt eine starke Wechselwirkung zwischen verschiedenen Faktoren. Kreative Schreibübungen können zweifellos die Schreibkompetenz verbessern. Sie fördern die Anregung der Kreativität, unterstützen das Eintauchen in den Schreibfluss und tragen dazu bei, den Leistungsdruck, beispielsweise durch kollaboratives Arbeiten, zu verringern. Auch hinsichtlich der Schreibmotivation spielen verschiedene Aspekte eine bedeutsame Rolle, darunter die Qualifikation der Lehrkräfte, ihre eigene Motivation, die Gestaltung des Unterrichts und die Integration des kreativen Schreibens. In Anbetracht dieser Erkenntnisse eröffnen sich vielfältige Ansatzpunkte, um die Schreibkompetenz und -motivation von Schüler:innen der Oberstufe durch den Einsatz von Kreativem Schreiben nachhaltig zu fördern und zu stärken.
Innerhalb dieses Lehrprojekts habe ich nicht nur eine Schreibwerkstatt konzipiert und in einer Workshopdokumentation umfassend dokumentiert, sondern auch ein Arbeitsheft für kreatives Schreiben gestaltet. Wer neugierig ist, kann das Heft durchblättern und sich vielleicht von seinen Seiten zu eigenen kreativen Schreibabenteuern inspirieren lassen. Das Lehrprojekt kann in digitaler Form hier konsumiert werden: Arbeitsheft Kreatives Schreiben