Full Of Chuzpe – Wir bringen die jiddische Sprache zurück auf die Strassen.
Jetzt reden wir hier mal Tachles – wusstest du, dass Wörter wie Schlamassel, Ganove oder Kaff ihren Weg ins Deutsche durch die jiddische Sprache gefunden haben?
Es gibt unzählige andere Begriffe, Wörter und Redewendungen in der Deutschen Sprache, die alle ihren Ursprung aus dem Jiddischen haben.
Und ja natürlich gehört auch Tachles dazu, falls dir unser kleiner Witz nicht schon sowieso aufgefallen ist 😉
Wir finden Jiddisch ist so eine verspielte, humorvolle und charmante Sprache, dass sie wieder zurück auf die Strassen dieser Welt gehört.
Wie wir das umsetzen möchten, erfährst du im Beitrag.
In diesem Sinne: Viel Nachess beim Lesen!
Bock auf ein Shirt?
everpress.com/fullofchuzpe
Die Geburt von Full Of Chuzpe
Susan hatte das Jiddisch schon lange fasziniert.
Ihre eigenen jüdischen Wurzeln, sowie dass ihre Urgrosseltern selbst früher jiddisch gesprochen haben und auch ihre Grosseltern mit jiddisch aufgewachsen sind, gaben ihr die Idee, dieses Projekt ins Leben zu rufen.
Die Inspiration zu Kleidern mit jiddischer Sprache kam ihr durch einen Beitrag, den sie vor Jahren gesehen hatte. Dort ging es um eine junge polnische Modedesignerin, die Kleidung mit jüdischen Symbolen wie dem Davidstern etc. produzierte. Dies war für Polen, welches vor dem 2. Weltkrieg das Epizentrum des Judentums in Osteuropa war und wo im 2. Weltkrieg am meisten Jüdinnen und Juden ihr Leben verloren haben, wie ein kleiner Renaissance-Versuch des jüdischen Lebens. Getragen auch von nicht jüdischen jungen Polinnen und Polen. Die Idee fand sie sehr interessant und schön.
Warum nicht der jiddischen Sprache also wieder mehr Sichtbarkeit verschaffen und wortwörtlich auf die Strassen holen durch etwas, das nicht näher am Zeitpuls sein könnte?
Full Of Chuzpe war geboren.
Warum überhaupt Jiddisch wieder mehr Sichtbarkeit verschaffen?
Sprache ist ein fester Bestandteil von Kultur und Mentalität.
Das verspielte, charmante und in unseren Ohren vielleicht auch amüsant klingende Jiddisch war bis vor dem 2. Weltkrieg Alltagssprache der jüdischen Bevölkerung Osteuropas.
Es wurde gelebt in Kunst, Literatur, Theater und Musik.
Jiddisch war die lebendige Alltagssprache von religiösen, wie auch absolut sekulären jüdischen Mitmenschen im Osteuropäischen Raum. Diese ganze Sprachkultur ging durch den 2. Weltkrieg verloren. Einerseits durch die Ermordung und Vernichtung der jüdischen Gemeinden in Europa und andererseits durch die darauffolgende jüdische weltweite Diaspora und Assimilierung.
Heute wird jiddisch nur noch von der alten Generation von osteuropäischen Jüdinnen und Juden gesprochen, sowie in gewissen ultraorthodoxen Communities in New York, Israel oder Antwerpen. Auch von sogenannten «Jiddischsten». Das sind Menschen, die aus Interesse die jiddische Sprache erlernen.
Wir finden das sehr Schade. Denn jiddisch ist so eine interessante, charmante und humorvolle Sprache mit grosser Geschichte und soll nicht verloren gehen. So können wir die Sprache der Mehrheitsgesellschaft näher bringen und das in urbaner, moderner Form.
Was bedeutet Chuzpe?
Es gibt Wörter, die sind einfach unmöglich in eine andere Sprache wortwörtlich zu übersetzen. So auch mit dem Begriff Chuzpe.
Hier trotzdem ein Erklärungsversuch von Wikipedia:
Chuzpe [xʊtspə], auch Chutzpe (aus dem jiddischen חוצפה [chùtzpe] von hebräisch חֻצְפָּה [chuzpà] für „Frechheit, Anmaßung, Dreistigkeit, Unverschämtheit“ entlehnt) ist eine Mischung aus zielgerichteter, intelligenter Unverschämtheit, charmanter Penetranz und unwiderstehlicher Dreistigkeit.
Quelle:https://de.wikipedia.org/wiki/Chuzpe
Aber eigentlich ist das jiddische Wort Chuzpe & dessen Adjektiv und Nomen (chuzpedik) unübersetzbar. Denn je nach Gebrauch kann es positiv oder negativ genutzt werden. Es heisst eben neben «Frechheit, Dreistigkeit und Unverfrorenheit», auch soziale Unerschrockenheit und Respektlosigkeit gegen die Obrigkeit.
Den Mut, den Menschen brauchen, wenn sie sich in einer feindlichen Welt durchsetzen wollen.
Fotoshooting für unsere erste Kampagne
Wir konnten uns keine besseren Models wünschen als Sarah, Ella und Schirli. Alle drei sind nicht nur super gute Menschen, sondern auch noch super fotogen und waren mit viel Eigeninitiative und Ideen am Start.
Ein paar Facts zur jiddischen Sprache
Wie Jiddisch klingt? Schau dir dieses Video an.
https://www.youtube.com/watch?v=PNZgeGAsLuk
Du hast dir das obere Video angesehen und fragst dich, warum jiddisch teilweise ähnlich wie Deutsch klingt?
Das hat einen simplen Grund: Die jiddische Sprache entstand in Mitteldeutschland in den Siedlungen.
Wichtig aber: Das Jiddisch ist nicht einfach ein deutscher Dialekt, wie Bayerisch oder Sächsisch, sondern eben eine eigene Sprache. Durch den Antijudaismus und die darauffolgende Judenverfolgung wanderten ab dem 11. Jahrhundert in Massen Jüdinnen und Juden nach Osteuropa aus.
Dort entwickelte sich das Jiddisch weiter zur Alltagssprache unter der jüdischen Bevölkerung und übernahm auch viele «slawismen», also Ausdrücke mit linguistischem Ursprung in der slawischen Sprache. Weitere Einflüsse enthält das jiddisch aus dem Hebräischen sowie der alten biblischem Aramäischen Sprache. Nicht umsonst wird das Jiddisch auch als Promenadenmischung unter den Sprachen genannt.
Auch spannend: Jiddisch gibt es in zwei Versionen. Es kann zwar mit lateinischen Buchstaben geschrieben werden, aber wird offiziell mit hebräischen Buchstaben geschrieben und wie im Hebräischen von links nach rechts gelesen.
1939 zählte die Jiddische Sprache etwa 11 bis 13 Millionen Sprecher, womit es, nach Englisch und Deutsch, die drittgrößte germanische Sprache war.
Heute gibt es etwa noch knapp 1 Millionen Menschen, die jiddisch sprechen können.
Yiddish has been the spoken language of a considerable portion of the Jewish people, the Ashkenazim, for the past one thousand years. It has served as the expression of everyday Jewish life, religious, secular, and every level in between. It possesses a significant literature, press and folklore and has a large musical component.
2014 YIVO INSTITUTE FOR JEWISH RESEARCH 2
Unser Social Media Auftritt
Wir haben uns dazu entschieden, mit einem Instagramaccount einerseits auf unsere Kleidung aufmerksam zu machen, andererseits aber auch Content zu produzieren, der Informationen, Wissenswertes und spannende Hintergrundinformationen zum Jiddisch bietet. Neben Posts mit Erklärungen zu vereinzelten bekannten jiddischen Ausdrücken wie «Nu», haben wir «Your Daily Dose Of Yiddish» ins Leben gerufen. Kurzgesagt: YDDOY. Das ist ein tägliches Quiz, welches einen jiddischen Begriff präsentiert und ein Quiz mit vier möglichen Antworten. Danach wird der Begriff zusätzlich erklärt und wenn es sich ergibt, werden auch Anwendungsbeispiele gegeben. Das Quiz soll zur Interaktion mit der Community dienen, Spass machen und Wissen vermitteln. Auf eine unkomplizierte, frische und humorvolle Art und Weise.
Hier gehts zu unseren Shirts:
everpress.com/fullofchuzpe
Und hier ist nochmals unser Instagram-Account verlinkt:
https://www.instagram.com/fullofchuzpe/
(hil)
Die Idee
Sprache ist viel. Sie ist Kommunikation, Identität, Macht, Erinnerungen, Kultur.
Susan hatte das jiddisch schon lange fasziniert.
Durch ihre jüdischen Wurzeln und dem Faktor, dass ihre Urgrosseltern selbst früher jiddisch gesprochen haben und auch ihre Grosseltern mit jiddisch aufgewachsen sind, gaben ihr die Idee dieses Projekt ins Leben zu rufen.
Die Inspiration dazu kam ihr während des zweiten «Lockdowns». Wieder einmal angefixt von einer einer neuen Sprache, war es diesmal Jiddisch. Sie hörte also die ganze Zeit jiddische Musik, recherchierte im Internet über die Sprache und schaute sich Interviews von Menschen an, die in ihrer «mameloschen», also jiddischen Muttersprache redeten. Serien wie Shtisel und Unorthodox haben ihr auch wieder das jiddisch präsenter gemacht.
Die Inspiration zu Kleidern mit jiddischer Sprache kam ihr durch einen Beitrag den sie vor Jahren gesehen hatte. Dort ging es um eine junge polnische Modedesignerin, die Kleidung mit jüdischen Symbolen wie Davidstern etc. produzierte. Dies war für Polen, welches vor dem 2. Weltkrieg das Epizentrum des Judentum in Osteuropa war und wo im 2.Weltkrieg am meisten Jüdinnen und Juden ihr Leben verloren haben, wie ein kleiner Renaissance-Versuch des jüdischen Lebens. Getragen auch von nicht jüdischen jungen Polinnen und Polen. Die Idee fand sie sehr interessant und schön.
Warum nicht also der jiddischen Sprache wieder mehr Sichtbarkeit verschaffen und wortwörtlich auf die Strassen holen durch etwas das nicht näher am Zeitpuls sein könnte?
Full Of Chuzpe war geboren.
Design
Lucien, begnadeter Modefan und super versiert im Grafikbereich, sowie schon Erfahrung mit eigenen Prints und selbstbedruckten Kleidung, war der ideale Partner. Zusammen haben sich also Susan und Lucien hingesetzt und haben sich darüber Gedanken gemacht, wie
Mit den Inputs, Ideen und Vorstellungen für was Full Of Chuzpe steht und in welchem Stil es in Erscheinung treten sollte, machte sich Lucien also an die Arbeit. Er zeichnete selbst die hebräischen Buchstaben nach und entwarf mit Photoshop und InDesign mehrere Entwürfe. Zudem einen MockUp mit Blender.
Danach setzten sich Lucien und Susan wieder zusammen und wählten aus den verschieden Alternativen im Ausschlussverfahren eine Version für das Design aus. Sie passten noch verschiedene Elemente an und fachsimpelten (sehr) lange über die endgültige Version und Position des Schriftzugs nach.
Social Media Auftritt und Präsenz
Wir haben viel gelernt, was den Aufbau eines Brands auf Social Media betrifft. Zum einen, dass das blosse «sharen» auf seinen privaten Kanälen nicht ausreicht um wirklich Follower*innen zu generieren.
Also haben wir unseren Brandnamen bei Wort genommen und ganz «chuzpedik) (das ist dass passende adjektiv von Chuzpe) unglaublich viele Personen angeschrieben und Werbung für unseren Account gemacht.
Und damit meinen wir: Wirklich. Viele. Personen. Das war ein ziemlicher Aufwand, der sich aber gelohnt hatte, so dass wir mittlerweile fast 200 organische Follower*innen haben.
Um Präsenz zu bleiben haben wir ein tägliches Quiz unter dem Namen «Your Daily Dose of Yiddish» eingeführt. Dafür haben wir jeden Tag nach dem gleichen Schema mit unserer Follower*innen interagiert und dann ein Wort vorgestellt mit viert Auswahlmöglichkeiten für die Bedeutung zum mitraten. Auf der nächsten Slide haben wir dann das Wort erklärt und allenfalls den Ursprung.
Dies war Zeitintensiver als gedacht, da wir immer zuerst interessante und gute Begriffe recherchieren mussten. Mit der Zeit bekamen wir von Follower*innen auch Inputs. Zum Beispiel, dass wir nicht nur in lateinischen Buchstaben die Wörter zeigen sollten, sondern eben auch wie es offiziell wäre. Nämlich mit hebräischen Buchstaben. Da wir alle kein Jiddisch sprechen und nur Susan das hebräische Alphabet beherrscht, musste immer akribisch recherchiert werden, wie die Begriffe geschrieben werden sollten. Das nahm wiederum mehr Zeit in Anspruch als gedacht.
Wir haben gelernt, dass was «posten» nicht einfach so schnell schnell geht, wenn man guten Content produzieren will.
Zusätzlich haben wir auch einen Facebook-Account erstellt. Dieser ist aber leider bisschen auf der Strecke geblieben und muss noch ausgebaut und gepflegt werden. Wir haben gemerkt, dass zwei Plattformen zu pflegen wirklich schwierig ist und darum haben wir jetzt den Fokus auf Instagram gesetzt, wo sich unsere Zielgruppe sowieso hauptsächlich bewegt.
Content
Was den Content betrifft, haben wir gemerkt, dass schlichtweg die Zeit fehlt mehr zu produzieren, als jetzt gerade auf dem Account ist.
Susan hat sich zusätzlich mit Shifra Kuperman getroffen. Sie ist Professorin für Jidiisch an der jüdischen Fakultät Basel. Der Plan war es mit ihr Hintegrundgespräche zur Jiddischen Sprache zu führen und sie dann als Content für Social Media aufzubereiten. Doch das Gespräch wird für das nächste Semester auf der Plattform aufbereitet.
Foto shooting und Launchvideo
Für das Fotoshooting haben wir Personen rekrutiert aus unserem Umfeld, die unserer Meinung nach gut zu unserem Label passen. Sei es von den Werte, der Attitüde oder Einstellungen.
Uns war wichtig, dass wir verschiedene Menschen nehmen und nicht nur ein Körperbild repräsentieren.
Eigentlich wären noch andere geplant gewesen, aber es war sehr schwierig einen passenden Termin für alle zu finden.
So haben wir für das erste Shooting drei junge Frauen rekrutieren können. Wir haben uns in Basel auf dem Dreispitzareal getroffen. Susan fungierte als Creative Director, Lucien als Fotograf und Jonas als Kameramann.
Fotos bearbeiten und
Lucien und Susan haben zusammen aus über 1000 Fotos die besten 30 ausgewählt und bearbeitet und für Social Media ready gemacht. Die Wahl war sehr schwer, da es viele sehr tolle Bilder gab.
Video schneiden
Jonas:
«Eben kurz ein Promovideo drehen, während die Models sich auf das Fotoshooting mit Lucien konzentrieren? «Kein Problem!“, dachte ich am Anfang. Obwohl ich für den Dreh einen Gimbal und Stativ organisiert habe, kamen sie gar nicht zum Einsatz. Die Zeit, zwischen den verschiedenen Orten, noch das Equipment zu wechseln, hat schlicht gefehlt. Darum wurde am Schluss alles aus der Hand gefilmt, mal Hochformat, mal Querformat. Gottseidank habe auch ich die Postproduktion übernommen, einer anderen Person hätte ich es nicht zumuten können.
Das Ziel war es, ein Promovideo für den Insta-Feed, Storys und ein YT-Video (Format) zu gestalten. Weil das Wetter aber lange nicht mitgespielt hat, wurde der Termin für das Shooting immer wieder verschoben, schlussendlich hatte ich zwei Tage Zeit, um diese Videos umzusetzen. Was aber zeitlich kein Problem darstellte.»
Kamera: Nikon D500
Objektiv: Sigma 18-35mm 1:1.8
Weitere Learnings:
Fazit:Wir werden auf jeden Fall weitermachen mit dem Projekt. Wir funktionieren gut als Team zusammen und jede*r bringt seine Qualitäten und Eigenschaften mit, mit welchen wir uns gegenseitig gut ergänzen können.
Viel Inhalt liegt zwar in der Pipeline aber konnte nicht bis zur Diggezz-Abgabe veröffentlicht werden, weil so ein Kanal doch mehr Arbeit und Vorbereitung mit sich bringt, als zuerst vermutet. Wie zum Beispiel die Interviews mit Shifra Kuperman. Ausserdem haben wir bemerkt wie schwer es ist eine Follower*innenschaft aufzubauen und man muss da wirklich ständig dahinter bleiben. Wenn die Plattform Instagram ernst genommen wird, muss wirklich ständig Content geliefert werden, damit man bei den Menschen präsent bleibt. Als wir durch Stress mit anderen Abgaben eine Zeit lang nichts posteten, machte sich das jetzt bemerkbar mit dem Launch der Shirts. Am Anfang haben viel mehr Leute unsere Stories geschaut, als jetzt wo die Shirts da sind und es eigentlich umso wichtiger wäre.
Dies liegt wohl einerseits daran, dass wir wohl nicht mehr so präsent waren durch unsere «postingabewesenheit», andererseits weil dieser Instagram-Algorithmus wirklich ein Mysterium für sich ist.