Geschmackvoll geplant
Seit April wohne ich in meiner kleinen Wohnung. Mitten im Lockdown habe ich meine Sachen gepackt und habe mir ein neues Nest gesucht. Mit Erfolg: Ich und meine Wohnung, wir sind unzertrennbar. Und Zuhausebleiben ist nun noch schöner als zuvor schon.
Wir erleben eine Pandemie. Vieles gestaltet sich schwierig – so auch eine Wohnung einzurichten. Obwohl IKEA ein tolles Abholprogramm eingerichtet hat (sozusagen ein Drive-In für Möbel), liess sich dort nicht alles einkaufen. Das galt besonders für meinen Wandschmuck: Obwohl relativ bald alle Möbel standen, fehlte etwas. Das Weiss meiner Wände erdrückte mich fast, und ich wusste, dass ich etwas unternehmen muss.
Ich durchforstete alle Online-Shops nach Sujets für meine Wände. Aber ich fand nirgendwo ein Poster oder eine Bildserie, das in meine kleine Esstisch-Nische passt. Deswegen hiess es für mich: Do it yourself.
Nach mehreren Skizzen kam mir die brennende Idee, was ich realisieren wollte: Mit meiner Wohnung kam eine Faszination für Pflanzen. Als Person ohne grünen Daumen habe ich keine Ahnung, was wann wächst. So entstand die 4-teilige Kalenderserie über die Erntezeiten von Früchten, Gemüse, Kräutern und Gewürzen.
Da ich keine Nägel in meine Wand einschlagen wollte, entschied ich mich dafür, meine Rahmen selbst zu basteln. Und das geht ganz einfach in drei Schritten:
- Trage das gewünschte Format auf glatten, stabilen Karton ab und schneide deine Rahmen zu (Tipp: Mit dem Japanmesser gehts am besten. Unterlage nutzen!)
- Fasse deine Rahmen mit Malerband ein: Das gibt den Rahmen zusätzliche Stabilität und bereitet sie für den nächsten Schritt vor.
- Bemale deine Rahmen mit der gewünschten Acryl-Farbe. Am besten trägst du zwei Schichten auf, damit die Farbe schön strahlt.
Getrocknet haben die Rahmen ein Finish wie Holzrahmen. Diese kannst du mit Maler- oder doppelseitigem Klebeband an deiner Wand befestigen. Voilà! Super easy Wandschmuck.
Wenn du Lust hast, meine Erntekalender ebenfalls aufzuhängen, kannst du die Datei auf meinem Blog herunterladen. Happy home decorating!
(hil)
Ich habe noch nie etwas gemalt, das ich mir selbst aufhängen würde. Diese innerliche Hürde wollte ich für dieses Projekt überwinden und etwas produzieren, das ich mit stolz aufhängen kann und auch gerne an anderen Wänden sehen würde.
Konzept
Wie bereits im Beitrag erwähnt, wusste ich, in welche Richtung mein Sujet gehen sollte. Da die Bilder in der Küche hängen, sollten die Sujets etwas mit Essen zu tun haben. Ich habe mir auf Pinterest Inspiration gesucht und mir ein Moodboard gestaltet für mein Projekt. Danach fertigte ich Skizzen an: Um gleich die Wirkung der geplanten Sujets zu sehen, machte ich ein Foto von der Kulisse und skizzierte in Procreate meine Bildideen auf. Wichtig dabei waren mir die Farbkombinationen wichtig: Bei der ersten Skizze merkte ich sofort, dass die Farben zu grell sind. Bei den anderen Skizzen merkte ich, dass sie zu dunkel sind (da in dieser Tischecke nicht viel Licht hinkommt). Ein weisser Hintergrund war also Pflicht, sodass die Illustrationen auch zur Geltung kommen. Es zeigt sich wieder – Prototyping bringts!
Die Idee mit dem Erntekalender entstand aus meinem neugewonnenen Interesse an Pflanzen: Mich faszinieren Pflanzen und wie sie wachsen. Das Thema dieser Serie entstand also ziemlich ad hoc, es gefiel mir aber so gut, dass ich es weiter verfolgen wollte.
Umsetzung
Mir war klar, dass ich die Illustrationen digital auf meinem iPad anfertigen würde, wollte jedoch einen traditionellen Stil beibehalten. Die Bilder sollten so aussehen, als hätte ich sie auf Papier gemalt. Dazu wählte ich in Procreate für die Outlines einen breiten Kreidestift, der viel Dynamik in die Linien bringt. Schwierig dabei waren die Details, da ich mit nur ganz wenig Druck arbeiten musste, damit die Illustrationen immer noch fein aussehen. Die Kolorierung machte ich mit einem Bleistift, sodass der Farbstift-Effekt zur Geltung kommt. Die Farben für die Kolorierung habe ich anhand von Farbpaletten auf Pinterest zusammengestellt. Ich musste jeweils einige Male herumprobieren, bis ich die passende Kombi gefunden hatte, in der das Werk in sich stimmt.
Herausfordernd an den Illustrationen war es, bei jedem Kalender den Stil beizubehalten und nicht den Gegebenheiten des Motivs nachzugeben. So waren zum Beispiel die Früchte und Gemüse wesentlich einfacher zu malen, während Kräuter viel mehr feine Details aufweisen, die in diesem Stil schwierig darzustellen waren. Mein Perfektionismus machte es mir manchmal schwer, da ich oft in den Details stecken blieb und dann zu den bereits fertigen Werken zurückkehren musste, um den Detailgrad da zu erhöhen. Da die Kalender aber über mehrere Wochen entstanden, trug er dazu bei, dass ein konsistenter Stil entstand.
Rahmen
Wie bereits erwähnt, habe ich die Rahmen für meine Kalender selbst gebastelt. Dafür ging ein ganzer Samstag-Abend drauf: Wenn man es so machen will, dass die Rahmen gut wirken, braucht es Fingerspitzengefühl und Zeit. Damit alle, die diesen Beitrag lesen, meine Idee nachmachen können, habe ich den Prozess dokumentiert und als GIF festgehalten. Das war meine erste Berührung mit GIFs: In Photoshop musste ich etwas tüfteln, bis mir das Endergebnis passte. Dafür habe ich etwas mehr dazugelernt.
Copyright
Ich möchte, dass mein Werk geschützt ist. Deswegen habe ich mich informiert, was ich tun kann, damit ich das Recht an meinen Werken behalte. Einige Stunden Recherche später habe ich mich entschieden, die Kalender unter Creative Commons zu schützen. Damit diese Deklaration nicht hier passieren muss, habe ich die Download-Links auf meinem Portfolio eingebunden und hier verlinkt. So gibt das eine saubere Sache.
Verwendete Werkzeuge:
- Procreate (für die Umsetzung)
- Pinterest (für die Recherche und für die Moodboards)
- Photoshop (für die Aufbereitung aller Bilder und die Erstellung des GIFs)
- Portfolio (für die Bereitstellung des Download-Links)
Learnings:
- Nächstes Mal werde ich die Serie ganz ausskizzieren, bevor ich mit der Umsetzung starte. Da mich die Idee ad hoc packte, habe ich direkt mit der Umsetzung gestartet. Das hat aber je länger desto mehr dazu geführt, dass ich zu den «fertigen» Werken zurückkehren musste, um Änderungen vorzunehmen, die den Stil betrafen. Das hat sich in einigen Stunden Mehrarbeit ausgewirkt und manchmal in etwas Frust, wieso ich diesen Weg gewählt habe…
- Den Stil über mehrere Wochen beizubehalten ist schwierig. In einem nächsten Projekt würde ich die Planung so vornehmen, dass ich mir in einem engeren Zeitrahmen mehr Zeit nehmen kann, um am Projekt zu arbeiten. Sonst muss ich mich immer wieder in den Stil denken und verliere Zeit in der Umsetzung.
Mein Ziel habe ich erreicht: Wenn ich nun in meine Küche gehe, freue ich mich über den Anblick der Früchtchen, Gemüse, Kräuter und Gewürze!