How To Portraitfotografie

In diesem Beitrag meiner How-To-Serie erkläre ich euch, wie ihr am besten Portraitfotos schiesst.

Vorbereitung:
Wenn ihr die Möglichkeit habt, eine oder mehrere Personen zu fotografieren, ist das schon mal wunderbar. Bei Portraitshootings entstehen oft herrliche Momente und Konversationen. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, ist Vorbereitung das A und O. Definiert mit euren Kund*innen, was sie für ein Shooting wollen, und ob sie bereits gewisse Vorstellungen dazu haben oder bestimmte Bilderwünsche. Anhand der Informationen könnt ihr dann die passende Location aussuchen, wenn es ein Outdoor-Shooting wird. Legt euch für einen Tag fest und erklärt euren Kund*innen auch eure Ideen und Vorstellungen, damit ihr auf einem gemeinsamen Nenner seid. Falls ihr etwas ideenlos seid, was für Posen ihr fotografieren wollt, lasst euch auf Pinterest inspirieren. Die App hat mir schon einige gute Ideen gebracht. Je nach dem, was ihr fotografieren wollt, seid ihr sehr vom Wetter abhängig. Legt deswegen noch ein bis zwei Reservedaten fest, falls ihr es verschieben müsst.
Ladet am Vortag des Shootings eure Akkus auf und habt sicher einen zweiten Ersatzakku dabei. Auch genügend Speicherkarten sind immer praktisch. Ich selbst brauche höchstselten eine Zweite, aber sicher ist sicher. Checkt, ob eure Kamera nach wie vor funktioniert, reinigt eure Objektive, die ihr mitnehmen wollt und packt alles vor, damit ihr am Tag des Shootings nur euren Rucksack aufsetzen müsst und ihr bereit seid, zu gehen.

Das Shooting:
Wenn ihr am abgemachten Treffpunkt fürs Shooting ankommt (entweder direkt die Location oder ihr geht dort später gemeinsam hin), bombardiert die Person nicht gerade mit Infos und euren Ideen und Vorgehen. Führt entspannten Smalltalk, um die Situation aufzulockern und die Person besser kennenzulernen. So fühlt sie sich wohler mit euch und ihr lernt den Charakter etwas kennen, welchen ihr in den Bildern einfangen wollt. Nach einem kurzen Gespräch erklärt ihr noch mal eure Idee und wie das Shooting ablaufen wird – dann könnt ihr beginnen. Am Anfang kann es sein, dass euer Model etwas steif ist oder sich etwas merkwürdig vorkommt. Das könnt ihr auflösen, in dem ihr die Person Schritt für Schritt durchführt und sagt, was gemacht werden soll, wohin geschaut werden soll, wie der Kopf gerichtet ist. Macht die Pose selbst vor, das nimmt die Hemmungen des Models, wenn ihr die Pose vormacht. Euer Model soll sich wohlfühlen vor der Kamera. Versucht, den Charakter der Person einzufangen und keine zu gekünstelten Bilder zu kreieren. Natürlich soll sie nach wie vor Posen, aber auf die Art der Person. Habt ihr eine fröhliche, aufbrausende Person vor der Linse, sind lockere, lachende Bilder besser, als starre und ernste. Möchte euer Model aber explizit solche Fotos, macht ihr das natürlich. Wenn ihr ein Paar fotografiert, achtet darauf, die Chemie und die Beziehung zwischen den beiden einzufangen. Macht schöne Fotos, aber fotografiert auch Momente, in denen sie nichts stellen und unter sich lachen. Die Fotos sind oft die besten und beliebtesten. Redet der Person immer gut zu und sagt ihr, dass sie das super macht. Lasst immer wieder mal einen Witz einfliessen, um die Stimmung aufrecht zu erhalten und legt immer mal wieder kurze Pausen ein. In der Zeit könnt ihr die Bilder auf der Kamera anschauen und habt eine direkte Rückmeldung, ob die Fotos gut sind und den Vorstellungen eures Models entspricht.
Zu den Einstellungen:
Bei einem Portraitshooting solltet ihr die Verschlusszeit immer mindesten 1/125s betragen, je höher desto besser. Macht ihr ein aktives Portraitshooting mit viel Bewegung, ist 1/800s das Minimum.
Ich arbeite am liebsten offenblendig mit einer F1.8 oder F2.8. das ist aber wieder Geschmackssache, welche Blende ihr verwendet. Die Blende F5.6 ist eine klassische Portraiteinstellung, weil dann das ganze Gesicht scharf ist. Ich persönlich mag das nicht so, da ich eine niedrigere Tiefenschärfe bevorzuge. Fotografiert ihr mehrere Personen, die etwas versetzt stehen und ihr wollt, das alle scharf sind, benötigt ihr eine Blende zwischen F5.6 und F11, je nach Abstand zu den Personen. Der ISO kann bei 100 starten und bis 2000 oder mehr gehen, hier kommt es ganz auf die Lichtsituation an.
Legt den Fokus immer auf die Augen. Wenn ihr den Fokus nicht auf das Auge setzt, tut dies bewusst, damit man merkt, dass es gewollt ist und kein Versehen. Probiert verschiedene Kamerawinkel und Perspektiven aus. Macht eine Totale, Detailsaufnahmen, ein klassisches Portrait, fotografiert mal von unten, mal von weiter oben – tobt euch aus.

Bearbeitung:
Wenn ihr euer Shooting erfolgreich durchgeführt habt und massenweise Bildmaterial gesammelt, folgt die Auswahl. Wählt Bilder von verschiedenen Posen und Perspektiven, Bilder mit verschiedenen Gesichtsausdrücken und welche, die den Charakter zeigen. Achtet bei der Auswahl auch auf den Fokus. Ist er auf den Augen oder leicht verrutscht? Das kann ein ziemlicher Störfaktor sein, wenn der Fokus anstatt auf den Augen auf der Nase ist. Habt ihr eine Bildauswahl mit verschiedenen Posen etc. gemacht, folgt die Bearbeitung. Wie immer startet ihr mit einer leichten Korrektur für die Belichtung. Ihr könnt den Kontrast verstärken, verringern, die Tiefen rausholen, etwas Struktur und Klarheit geben und vieles mehr. Achtet darauf, dass das Bild natürlich bleibt, bzw. eurem Stil entspricht. Habt ihr die Verbesserungen vorgenommen, könnt ihr die Farben bearbeiten. Spielt mit der Sättigung und den Farbtönen, um euer gewünschtes Resultat zu erzielen. Verändert ihr einen Farbton, achtet darauf, diesen natürlich wirken zu lassen. Arbeitet zusätzlich mit Masken und hebt so die Person hervor. Ihr könnt das mit Radialfiltern machen und die Belichtung dort etwas heller machen. Mit dem Pinsel könnt ihr auch Schatten und Highlights hervorheben, damit das Bild interessanter wirkt. Bei der Bearbeitung könnt ihr euch voll austoben, es gibt kein richtig oder falsch, solang es eurem Kunden gefällt.

Hier seht ihr noch die Portraitshootings, welche ich dieses Jahr hatte.

Nadja mit ihrer Katze Miggeli

Moana und Jan

Natascha

Satu und Sara

(mst)

Die Portraits zu schiessen hat sehr viel Spass gemacht. Die verschiedensten Menschen kennenzulernen und ihre Geschichten zu hören ist das, was mir am meisten dabei Spass macht. Mit den Resultaten bin ich auch sehr zufrieden. Die Bildbearbeitung ist teilweise zwar nicht so geworden, wie ich es mir wünschte und ich war Ewigkeiten dran, Kleinigkeiten anzupassen, was man später gar nicht sah. Auch währen der Shootings fiel mir auf, dass ich ab und an etwas ideenlos war, was mögliche Posen angeht. Glücklicherweise wussten meine Models, was sie tun und hatten selber gute Ideen für Posen. Vor allem beim Shooting mit Satu und Sara war das der Fall. Da sie beide talentierte Auskunstläuferinnen sind, konnte ich sie machen lassen und einfach fotografieren, während sie in ihrem Element waren und Sprünge ablieferten. Hier möchte ich aber besser werden, um immer gute Ideen zu haben für gute Bilder. Ansonsten habe ich nicht viel auszusetzen. Mit den Bildern bin ich zufrieden und besser in der Bildbearbeitung werde ich durch viel üben. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass meine Portraits schon sehr bald sehr gut werden.