How to Tierfotografie

In diesem Beitrag meiner How-To-Serie, erkläre ich euch, wie ihr am besten vorgeht bei der Tierfotografie.

Vorbereitung
Egal welche Art von Tier und unter welchen Umständen ihr fotografiert, die Vorbereitung ist immer die Gleiche.

Schritt 1: Besprecht mit den Besitzern (wenn es Haustiere sind), was sie für Fotos wollen und wie der Charakter des Tieres ist, um diesen gut einzufangen. Ruhige Tiere brauchen keine Actionfotos oder wilde Umgebungen, aktivere hingegen schon.

Schritt 2: Sucht euch eine passende Location für die Fotos aus. Bei Haustierfotos wie von Hunden, könnt ihr den Ort frei wählen. Hier kommt es darauf an, welche Art von Fotos ihr machen wollt. Ruhige Bilder oder Fotos in Action, dann welche Stimmung ihr einfangen wollt und auf was ihr Lust habt. Bilder in einer Blumenwiese, im Wald, in den Bergen etc. Achtet darauf, dass die Locations gut erreichbar sind und auf den Hund abgestimmt. Reaktive Hunde oder leicht ablenkbare Hunde sollten in einer ruhigen Umgebung sein, ohne viele Eindrücke. Dadurch macht ihr euer Leben viel einfacher. Das gleiche gilt für andere Haustiere wie Katzen, Pferde, Hasen etc. Das Tier steht im Zentrum und muss sich wohl fühlen und sicher sein. Sucht euch für das Shooting mehrere Locations aus, die nah beieinander sind, um eine Varietät in den Bildern zu haben, wenn das Shooting länger dauert. Bei kurzen Shootings reicht eine.
Fotografiert ihr Tiere in Zoos oder in Wildpärken ist die Location schon vorgeben. Im Vorhinein könnt ihr euch informieren, wann beispielsweise Fütterungszeit ist, um coole Actionfotos zu bekommen. Dann sind die Tiere auch sicherlich aktiv.

Schritt 3: Packt das richtige Equipment ein. Ein Weitwinkelobjektiv in der Tierfotogafie ist eher kontraproduktiv. Ein Teleobjektiv für Wildlife-Fotografie ist das A und O. Auch für Actionfotos mit Haustieren ist es sehr praktisch, da ihr genug Platz zwischen euch und dem Tier schaffen könnt, wenn es rennt oder springt. Zusätzlich sollte das Objektiv eine gute Blende haben, 2.8 wäre ideal, aber auch hier kommt es wieder auf eure Präferenzen an vom Look des Bildes. Am wichtigsten ist der Autofokus. Ihr braucht einen schnellen Autofokus, der den Tieren in Bewegung hinterherkommt und auch die Augen der Tiere trifft. Da spielt die Kamera eine wichtige Rolle. Auch mit einer Einsteigerkamera kann man sehr gute Tierfotos machen. Der Autofokus kommt vielleicht nicht immer hinterher, aber es funktioniert mit den richtigen Einstellungen. Auf diese komme ich später zu sprechen. Wenn ihr Haustiere fotografiert, könnt ihr auch ein 35mm Objektiv mitnehmen oder andere Objektive, die gut geeignet für Portraits jeglicher Art sind. Voraussetzung dafür ist, dass das Tier die Nähe aushält, wenn ihr mit der Kamera kommt.
Genug Speicherkarten und ein zweiter, im besten Fall dritter Akku sind immer von Vorteil. So müsst ihr euch keine Sorgen machen, plötzlich keine Fotos mehr machen zu können, wegen fehlendem Speicherplatz oder leerem Akku.

Fotografieren
Haustiere: Wenn ihr ein Shooting mit Haustieren jeglicher Art habt, sprich, Hunde, Katzen, Pferde, Kleintiere etc. ist es extrem wichtig, darauf zu achten, ein angenehmes Umfeld für Tier und Besitzer zu schaffen. Beginnt nicht sofort mit dem Fotografieren, sondern lernt die Besitzer erstmal kennen, wiederholt nochmals die Details, was ihr fotografiert, was sie wollen und welches Endprodukt sie erhalten und nochmals den Preis. So seid ihr beide auf dem gleichen Nenner. Währenddessen kann sich auch das Tier an eure Anwesenheit gewöhnen. Zeigt dem Tier die Kamera und das Objektiv, lasst es daran riechen und bleibt ruhig. Die ersten 10 bis 20 Minuten können pures Gewöhnen sein. Wenn ihr alles geklärt habt und das Tier sich an euch gewöhnt hat, könnt ihr mit dem Fotografieren beginnen.
Damit das Tier dorthin schaut, wo ihr wollt, können die Besitzer es mit Leckerlis oder rufen locken. Oft ist noch eine zweite Person dabei, die auf das Tier aufpasst, wenn die Besitzer etwas weiter weg stehen. So bekommt ihr die Aufnahmen, die ihr wollt. Redet auf das Tier selbst gut ein, nicht ständig, aber ab und an ein Lob für das Tier oder eine Streicheleinheit und Leckerli von euch, sorgt dafür, dass sich das Tier wohl fühlt. Legt auch genügend Pausen ein, in welchem das Tier machen kann, was es möchte, sei es spielen, fressen, sich kurz ausruhen oder sonst was. Zu lange verharren für Fotos sollte es nicht. Hier ist ein guter Leitfaden, nach jeder Pose eine kurze Auflockerungspause zu machen und nach der Hälfte eine Grosse.
Um die besten Ergebnisse zu erzielen, was den Bildausschnitt angeht, sollt ihr sicherstellen, dass der Fokus auf den Augen liegt. Das Bild kann noch so gut sein, aber liegt der Fokus nicht auf den Augen, ist es missglückt. Natürlich kann der Fokus bewusst woanders liegen, beispielsweise auf der Schnauze, wenn man ganz nah dran ist. Diese Bilder sind immer richtig süss. Begebt euch auf Augenhöhe des Tieres, sodass es direkt in die Kamera schaut oder auf einer Ebene mit euch. Auch hier ist euch wieder Spielraum geboten, wenn ihr Aufnahmen von unten oder oben machen wollt, macht dies aber bewusst. Haltet euch an die Drittel-Regel und den goldenen Schnitt. Das Tier muss nicht immer perfekt in der Mitte stehen, es kann auch in den äusseren Dritteln stehen. Wichtig hierbei ist, dass der Blick des Tieres dem Bild folgt. Das heisst, wenn ihr das Tier eher links im Bild platziert, es nach rechts schaut oder in die Kamera, sodass es dem Weissraum folgt und nicht knapp aus dem Bild schaut. Spielt mit dem Vorder- und Hintergrund. Fotografiert durch Pflanzen, an Stämmen oder Steinen vorbei, um einen interessanten Vordergrund zu haben, der den Blick auf das Tier lenkt. Er sollte nicht zu unruhig oder voll sein und eher unscharf. Der Hintergrund sollte auch nicht zu überfüllt und kunterbunt sein und irreführende Linien besitzen. Fotografiert ihr sehr offenblendig, ist das ein kleineres Problem, da er dann sowieso sehr unscharf ist.
Fotografiert genug verschiedene Posen und Blickwinkel und besucht zwei bis drei verschiedene Orte, die dicht beieinander sind, um andere Hintergründe zu haben. Das kann so sein, dass ihr euch einmal um 180° dreht oder anstatt im Wald auf der Wiese nebenan fotografiert. Die Posen passen sich den Skills der Tiere an. Ein Hund mit vielen Tricks kann viele Posen ausprobieren, ein Pferd vielleicht weniger, dafür in Bewegung oder stehend. Passt euch auch hier dem Tier an und verlangt nicht zu viel ab.
Tiere im Zoo: Bei Tieren im Zoo ist vor allem Geduld wichtig. Bleibt länger an Gehegen und beobachtet die Tiere, wartet ab, was sie machen und seid immer bereit zu fotografieren. Auch hier lassen sich die gleichen Regeln anwenden, wie bei Shootings mit Tieren. In Zoos oder Tierparks ist es zwar schwieriger, immer gute Bildausschnitte zu finden, aber wenn ihr oft um das Gehege lauft, werdet ihr fündig.
Zu den Einstellungen:
Fotografiert mit der Blende, die eurem Stil entspricht. Ich bevorzuge eine Blende von F1.8 oder 2.8. Die Verschlusszeit sollte bei Actionfotos mindestens bei 1/800 und aufwärts liegen. Je schneller desto besser. Dementsprechend müsst ihr den ISO hochschrauben auf beispielsweise 1600, damit das Bild gut belichtet ist. Bei statischeren Bildern oder normalen Portraits, könnt ihr die Verschlusszeit gut auf 1/200 lassen. Aber da Tiere gerne mal unvorhersehbare Bewegungen machen, empfiehlt sich auch hier eine höhere Verschlusszeit.

Bildbearbeitung:
Habt ihr die Bilder im Kasten, folgt die Auswahl. Sucht Bilder raus, die ästhetisch sind, den Charakter des Tieres am besten treffen, den Wünschen der Kunden entspricht, verschieden sind und nicht immer die gleichen Posen.
Die Auswahl könnt ihr dann grob bearbeiten, was die Belichtung angeht, dann folgt der Feinschliff.
Mithilfe von Masken könnt ihr in Lightroom oder Photoshop Camera Raw einiges erreichen. Hebt das Tier hervor, indem ihr mit einer radialen Maske das Tier aufhellt, etwas mehr Struktur und Klarheit gebt, sodass es direkt ins Auge springt, aber nicht unnatürlich wirkt. Gleichzeitig könnt ihr mit einem umgekehrten Radialfilter den Hintergrund um das Tier etwas abdunkeln. Macht das ganz nach eurem Geschmack und was ihr schön findet, eine einheitliche Regel, wie viel ihr jetzt abdunkeln sollt und was nicht, gibt es nicht. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch die Farben etwas anpassen mit dem Farbmischer. Ich persönlich mache das eher selten und wenn dann dezent, da ich die Fotos gerne natürlicher belasse, aber auch hier kommt es auf euren Stil an. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Highlighten der Augen. Selektiert diese in einer Maske und macht sie etwas heller und klarer, sodass sie mehr zur Geltung kommen, aber nicht unnatürlich wirken. Mit dem Pinsel könnt ihr im Gesicht des Tieres Highlights und Schatten verstärken, wenn ihr das wollt. Dadurch sieht das Portrait automatisch interessanter aus.

Hier seht ihr noch Einblicke in vergangene Shootings diesen Jahres

Carlos

Tierpark Goldau

Tierpark Feldkirch

Walter Zoo

(bas)

Dieses Jahr war ich ein paar Mal unterwegs, um Tiere zu fotografieren und habe nach jedem Mal etwas Neues dazu gelernt, bzw. Learnings für ein nächstes Shooting mitgenommen. Vor allem Anfangs in den Tierparks hatte ich etwas wenig Geduld, um darauf zu warten, dass die Tiere etwas machen, bzw. rauskommen. In Goldau lief ich bestimmt fünf Mal durch den gesamten Park, in der Hoffnung, dass etwas passiert. Als ich zu den Bären und Wölfen zurückkehrte, erzählte mir eine Besucherin, dass ich gerade verpasst hätte, wie zwei Wölfe am Raufen waren… wäre ich doch nur dortgeblieben, anstatt zum Luchs zu gehen. Danach blieb ich bestimmt eine Stunde beim Gehege, lief rundherum, wartete ab und beobachtete, ob was passiert. Und dann kam der Bär ganz nah an die Grenze des Geheges und ich sprintete so schnell wie möglich im rutschigen Schnee ums Gehege, um dort hinzukommen. Die beinah Verstauchung meines Knöchels hat sich für die Fotos ausgezahlt!
Bei den anderen Shootings in den anderen Tierparks, verharrte ich bei weitem länger bei den Gehegen. Dementsprechend fror ich gewaltig, aber um gute Fotos zu bekommen, nahm ich das in Kauf. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden die Luchse endlich aktiv und ich konnte sie beim Spielen fotografieren und als das Weibchen ganz nah zum Zaun kam, konnte ich klasse Fotos schiessen. Bei den Wölfen hatte ich leider nicht so viel Glück, aber auch dort bekam ich ein paar gute Fotos.
Die Fotos im Zoos sind aus einem anderen Beitrag bekannt vom Buch binden, aber weil sie auch hier gut passen, zeige ich sie nochmals😊

Das Fotografieren meines Hundes war auch sehr lehrreich. Er zeigte mir, wie wichtig es ist, ihn machen zu lassen, ihn zu nichts zu drängen, da er stur ist, und genug Pausen einzulegen. Für mehr Locations reichte es leider nicht, da er nach 20 Minuten, keine Lust mehr hatte, trotz vielen Leckerlis, Spielpausen und Streicheleinheiten. Dadurch lernte ich, immer auf den Hund zu hören und auf seine Bedürfnisse zu achten, auch wenn ich gerne mehr Fotos gemacht hätte.