Ich führe Selbstgespräche mit dir.

Krummer Baum bei Nacht

Svenja wurde «geghostet». Ihre beste Freundin, Nora, antwortet ihr nicht mehr und sie wird mit einer sehr modernen Art der Einsamkeit konfrontiert. Eines Abends, als Svenja eine Abkürzung durch den Wald nimmt, kann sie ihre Gefühle nicht mehr für sich behalten. Sie schreit förmlich in die Leere ihres Chats mit Nora, füllt den Verlauf mit Sprachnachrichten. Egal ob Nora antwortet oder nicht. Im Wald ist Svenja aber gar nicht so alleine, wie sie denkt.

«Ich führe Selbstgespräche mit dir.» ist ein Hörspiel, das eine sehr moderne Form der Einsamkeit erkunden will. Es ist heute so einfach, andere Menschen zu erreichen, man kann aber auch genauso so schnell «geghostet» oder gar blockiert werden. In Form von Sprachnachrichten begleiten wir unsere Hauptfigur Svenja bei einem nächtlichen Spaziergang durch einen Wald, dessen Geister nicht nur digital sind.

Zum Hörspiel

(eli)

Idee & Motivation

Unser Team fand sich recht schnell unter der Idee «Hörspiel» zusammen. Wir waren beide motiviert, zum ersten Mal in diesem Medium zu arbeiten und fanden gemeinsame Nenner für die Geschichte. Es sollte sich mit dem Gefühl der Einsamkeit innerhalb einer schaurigen, übernatürlichen Atmosphäre beschäftigen.

Konzeption & Umsetzung

Es war uns von Anfang an wichtig, eine interessante Rahmenhandlung für unsere Geschichte festzulegen. Wir wollten mit nur einer Stimme arbeiten, da dies für uns am meisten Sinn für unser Leitmotiv «Einsamkeit» machen würde. Es stellte sich also die Fragen: Wieso nimmt unsere Hauptfigur ihre Stimme auf? An wen sind diese Aufnahmen gerichtet?

Die erste Idee, die sass, war die eines Audiotagebuchs. Jemand, der sich in einem Wald wiederfindet und über die skurrilen Phänomene darin berichtet. Diese Sprachaufnahmen könnten wir dann multimedial in einer interaktiven «Voice Memo» App präsentieren. An diesem Punkt stellte sich aber die Frage nach dem Konflikt und dem Spannungsbogen der Geschichte selbst. Zu diesem Zweck holten wir eine weitere Figur ins Boot – die aber selber nichts sagt. Wir sehen nur die Oberfläche ihres Chats mit der Hauptfigur, wo die Aufnahmen als Sprachnachrichten Ankommen. Antworten können aber weder wir, noch diese Figur. Die Hauptfigur, die uns die Nachrichten schickt, schreit also förmlich ins Leere – führt praktisch Selbstgespräche. Ein zeitgenössischer Ausdruck von Einsamkeit.

Skript und Tonaufnahme

Das Skript für die Geschichte schrieben wir über mehrere Wochen. Die grösste Herausforderung hier war, dass wir als Autor:innen natürlich selber ein klares Bild der Geschichte hatten, diese aber nicht einfach so erzählen konnten. Unsere Erzählerin war schliesslich unsere Hauptfigur, Svenja, die die Geschehnisse nur in Form von Sprachnachrichten vermitteln konnte. In diesem Format beschreibt man halt nicht einfach so seine Umgebung, sondern man führt ein Gespräch mit jemand anderem. Oder versucht es zumindest. So veränderte sich das Skript über mehrere Versionen hinweg, bis wir mit der Erzählerstimme zufrieden waren.

Als nächstes ging es ans Recording. Wir hatten eine konkrete Rahmenhandlung und konnten so unser Aufnahmeverfahren darauf abstimmen. Da unsere Hauptfigur die Nachrichten mit dem Handy aufnimmt und es auch danach klingen soll, machten wir es ihr nach. Zusätzlich entschieden wir uns dazu, «on Location» aufzunehmen, mit der Hoffnung, direkt auch ein glaubhaftes Wald-Ambiente zu erzeugen.

Präsentation

Unser web-basiertes «Chat-Fenster» lehnten wir an das Design anderer Online Messenger. So konnten wir ihren Code studieren, da wir zuvor noch keine Erfahrung mit dieser Art von Design hatten. Der meiste Aufwand bereitete das Styling mit CSS, da diese Programme ihre einzelnen Elemente in zahlreiche Flex-Boxen verpacken, deren genaue Hierarchie gut zu beachten ist. Damit unsere Sprachnachrichten schliesslich eine nach der anderen im Chatfenster eintreffen konnten, holten wir uns die «setTimeout»-Funktion von JavaScript zu Hilfe.

Selbstreflektion

Wir sehen einige Aspekte unseres Projekts, die wir im Nachhinein anders lösen, oder noch weiter ausarbeiten würden. Grundsätzlich wendeten wir den grössten Teil unserer Arbeit der Geschichte, bzw. dem Skript, worunter einige technische Aspekte litten.

Generell sind wir zufrieden mit der Qualität der Tonaufnahmen – sie klingen wie Sprachnachrichten, was unser Ziel war. Wir fanden aber auch heraus, dass moderne Handys vielleicht etwas zu gut sind. In den Sprachnachrichten kommt das Ambiente des Walds bei Nacht zu wenig durch. Das mag zwar der Technik gemäss authentisch sein, schwächt aber die Atmosphäre etwas ab. Hier hätte die Authentizität gerne etwas der Dramaturgie weichen können. Wegen unserem Approach lernten wir auch nicht unglaublich viel im Bereich Tonmischen dazu.

Der Zeit wegen litt auch die Umsetzung des Chatfensters. In unserer Ursprünglichen Idee hätten User:innen zusätzlich noch die Möglichkeit gehabt, diverse andere Chatverläufe zu erkunden, um den Konflikt und die Persönlichkeiten unserer Hauptfiguren besser kennen zu lernen. Es stellte sich auch als schwierig dar, den Sprachnachrichten ihr eigenes Styling zu verleihen, ohne in Konflikt mit neu erscheinenden Memos zu geraten – weshalb wir es schliesslich beim browsereigenen Audioplayer beliessen.

Am zufriedensten sind wir mit der Geschichte selbst. Unserer Meinung nach ist es uns gelungen, die Geschichte auf mehr oder weniger elegante Weise in der Stimme der Hauptfigur zu erzählen. Dort war der Arbeitsaufwand angebracht – beim nächsten Mal müssen wir aber auf jeden Fall das Zeitmanagement für die technische Umsetzung im Blick behalten.