Ja, ich will… – Hochzeitsshooting
Selten gibt es Schöneres, wie wenn sich zwei Menschen das Jawort schenken. Man sich ewig bindet, wie man so schön sagt. Und doch, für mich gab es das. Alles auf Bild für die Nachwelt festzuhalten, hautnah dabei sein, ist mindestens so spannend oder aufregend. Doch wie geht das überhaupt?
Gute Frage, denn ein Hochzeitsshooting war für mich bis dato ferne Zukunftsmusik. Irgendwann dann, wenn ich genug Erfahrung habe. Dennoch konnte und wollte ich die Gelegenheit nutzen, als eine Bekannte von mir mich persönlich um Fotos bat. Das Ziel war es, die Familie zu begleiten, den Hochzeitsvorgang abzulichten, Emotionen einzufangen und schlussendlich Gruppenfotos mit allen zu shooten. Gerne nahm ich die Herausforderung an und wollte mich auch gleich selbst ausprobieren. Mir ging vieles durch den Kopf während der Planung, denn bei einem Hochzeitsshooting müssen alle Emotionen so gut es geht aufgefangen werden. Schlüsselszenen wie das Jawort oder der erste Kuss danach müssen sitzen. So ging ich in die erste Phase:
Phase 1 – Planung
Da es eine Premiere für mich war, musste ich im Internet viel herumsuchen und Tutorials anschauen. Ich startete mit einem Moodboard und schaute mir die Räumlichkeiten an, die uns zur Verfügung standen. Ich schaute, welches Objektiv meiner Sony A7 IV sich am besten eignete. Ich entschied mich für das Tamron 24-75mm F2.8, um Spielraum zu behalten und nicht immer zu nahe am Brautpaar stehen zu müssen. Das Teleobjektiv liess ich bewusst zu Hause, da die Räumlichkeiten eng, beziehungsweise meiner Meinung nach klein genug waren. Im Internet informierte ich mich über die «Important Shots», also quasi die wichtigsten Momente einer Hochzeit, und einer Tippliste dazu. Und zu guter Letzt ein Keypoint: DAS WETTER. Notiert habe ich alles auf einem Notionboard das ihr euch gerne hier ansehen könnt.
Phase 2 – Vorbereitung
Viel vorzubereiten gab es ehrlicherweise nicht. Wichtig war es, vor dem Tag der Tage nochmals den Austausch mit dem Brautpaar zu suchen, was ich getan habe. Klare Kommunikation und vor allem das Klären der Erwartungshaltung ist und war für mich enorm wichtig. Ich ging mit ihnen die Liste durch und alles passte soweit. Am grossen Tag mussten alle Akkus geladen sein und die SD-Karte natürlich formatiert. Nicht vergessen: Den Sonnenschutz fürs Objektiv vor dem Shooting montieren (vor allem draussen).
Phase 3 – der grosse Tag
Ich war saumässig nervös, hatte aber durch meinen Plan die nötige Sicherheit beieinander. Zuerst trafen sich alle kurz, man tauschte sich aus und dann gings sehr (für mein Empfinden fast zu) schnell. Eine standesamtliche Hochzeit ist fast wie ein Drive-In für Hochzeiten, denn kaum war eine Gesellschaft drinnen, kam wieder eine heraus. So platzierte ich mich vor allen im Saal, um die beste Sicht zu haben. Natürlich klappte auch hier nicht alles reibungslos, doch ich blieb fokussiert. Die Hochzeit ging recht schnell vonstatten und sogleich musste ich wieder aus dem Raum rennen, um alle Gäste als erstes wieder einzufangen, wenn zwischen den spalierstehenden Kollegen und Freunden durchgelaufen wird. Danach gab es noch Dutzende Gruppen- und Familienfotos und natürlich auch noch Apéro. Ich war ehrlich gesagt fix und fertig, verlangte die hohe Konzentrationsaufrechterhaltung doch einiges von mir ab. Dankend nahm ich gegen Ende ein Bier des Bräutigams entgegen.
Phase 4 – Postproduction in Lightroom
Shooten ist das eine, danach vor dem PC zu sitzen und Details auszumerzen das andere. Mir war wichtig, dass die Fotos am Hochzeitstag schon qualitativ genügend waren, um nicht zu viel Zeit in der Postproduction verbringen zu müssen. Dennoch kommt noch einiges hinzu. Das Mühsamste ist meistens das Aussortieren und Rating der Fotos von 1 (unbrauchbar) bis 5 (fast Perfektion). Das anschliessende Colorgrading und Setzen des Farbtons hingegen ist eine schöne Tätigkeit, die trotzdem je nach Lichtverhältnisse am Shooting zum Nervenspiel werden kann. Bei zu viel Körnung kann die KI in Lightroom mittlerweile etwas mithelfen, zu viel mag es aber nicht leiden.
Phase 5 – Übergabe
Einer der besten Momente ist die Übergabe und das Versenden der Fotos nach getaner Arbeit. Ich war sehr gespannt auf die Reaktion, da es für mich auch eine Bestätigung meiner Qualität als Fotograf sein würde. Die Reaktion fiel (zum Glück) überaus positiv und mit sehr viel Dank verbunden aus. Somit konnte ich ein wirklich gutes Fazit aus diesem Projekt ziehen.
Und nun einige Fotos des ganzen Tages -> im nächsten Semester dann auch auf meinem Portfolio 😛
(pru)
Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden mit dem Projektausgang. Trotzdem habe ich noch einige Punkte, die es zu den einzelnen Planungsphasen zu erwähnen gilt.
Bei der Planungsphase viel mir auf, was mir an Equipment noch fehlen würde, beziehungsweise was ich ergänzen könnte. Ich habe mir dann noch ein Stativ zugelegt, das vor allem bei den vielen Gruppenfotos echt Gold wert war. Auch kam bei diesem Projekt sicher der Vorteil zugute, dass ich durch meinen guten Draht zum Brautpaar sicher viel Goodwill erhielt und wenig stressen musste. Dennoch wollte ich hier ein möglichst perfektes Ergebnis hinbekommen, was sich zum Teil in Unmengen an eigenem Druck aufstaute, der nicht nötig gewesen wäre. Ein gute Vorbereitung ist die halbe Miete!
Schlussendlich konnte ich darüber debatieren, ob ein Teleobjektiv nicht doch sinnvoll gewesen wäre um aus Distanz die Gäste besser einfangen zu können. Ich hatte aber keine 2.Kamera zur Hand (war auch zu spät dran mit ausleihen) und das Objektiv wechseln während des Vorgangs der Hochzeit kam für mich nicht in Frage. Ich bewegte mich im Raum hin und her so gut es ging, denn das Brautpaar übermässig stören wollte ich nicht. Ein wichtiger Punkt war ausserdem das Timing der Shots. Meistens traf ich das was ich wollte ziemlich genau und dennoch verpasste ich 1-2 wichtige Momente, was mich schlussendlich ein wenig ärgerte, wahrscheinlich aber auch der Erfahrung geschuldet war. Auch muss man sich bewusst sein, das viele Sachen gleichzeitig passieren können und man nicht alles wirklich mitnehmen kann. Manchmal lohnt es sich auf einem Sujet zu bleiben und dafür diese Bilder zu haben statt nichts.
Was mir ab und an weniger bewusst war: der Aufwand fürs Colorgrading. So musste ich lernen, mich nicht gleich mit dem erst besten Ergebnis zufrieden zu geben, sondern verschiedene «Moods» auszuprobieren. Dafür kann man alles auf Lightroom speichern und später als Vorlage wiederverwenden, was natürlich von Vorteil ist.