Joram – Portrait eines Tänzers
Bei der Erstellung von repräsentativem Content für einen Tänzer war die grosse Herausforderung, die richtige Mischung zwischen künstlerischem Portrait und Showcase zu treffen.
Das Video soll Joram als Tänzer vorstellen, gleichzeitig auch potentiellen Kunden eine Idee von seinem Können und seiner Vielfältigkeit geben. Die verschiedenen Tanzstile sowie die Akrobatik werden in einem Video vereint – so, wie alles auch in ihm vereint ist.
Das Portrait-Video wurde mit einem Voiceover unterlegt, um ihm eine ganz persönliche und intime Note zu verleihen.
Um das Paket komplett zu machen, erstellten wir eine Reihe von Fotos, die ihn im Portrait, in Action und auf künstlerische Art darstellen.
(ash)
Zusammenarbeit und Workflow
Wir kannten uns vor dem Projekt kaum, fanden aber durch das Projekt und unsere Ideen schnell einen guten Zugang zu einander. Damit wir beide möglichst viele Erfahrungen und Learnings aus dem Projekt ziehen können, entschlossen wir uns, alles gemeinsam zu machen. Es gab also keine Aufgabenverteilung. Wir wechselten ab beim Dreh, besprachen alles gemeinsam und sassen in der Postproduction zusammen vor einem Bildschirm. Das war natürlich für uns beide bedeutend zeitaufwändiger, aber half uns im Prozess sehr. So hatten wir immer zwei Meinungen, vier Augen, die auf das Projekt schauten und wir wussten beide jederzeit wovon wir sprechen.
Dadurch hatten wir beide den maximalen Aufwand. Wir hätten es genau so gut je alleine machen können und es hätte gleich viel Zeit in Anspruch genommen. Trotzdem waren wir froh, dass wir diese Arbeitsweise gewählt haben, da wir so viel voneinander lernen konnten und wir mussten jede Idee oder Meinung (zB im Schnitt) voreinander rechtfertigen, was uns auch vieles wieder hinterfragen liess und zu einem besseren Resultat führte.
Idee & Vorbereitung
Die Idee für unser Projekt entstand aus verschiedenen kleinen Ideen, die plötzlich alle zusammengepasst haben. Auch wenn wir bereits Ende April hatten, entschieden wir uns, diese Idee noch in diesem Semester umzusetzen, weil wir beide sehr dafür gebrannt haben. Der Zeitplan war von Anfang an knapp, was uns aber dabei half, ihn sehr pflichtbewusst umzusetzen da wir wussten, dass wir uns keine Verzögerungen erlauben konnten.
In der Planung konzentrierten wir uns sehr auf den Look, wie wir die Bilder gerne gestalten wollten. Wir entschieden uns für drei Settings: die weisse «Unendlichkeit», die Silhouette vor farbig angeleuchtetem Hintergrund und die Partnerakro vor der Glaswand. Den Inhalt konnten wir erst skizzieren, da wir zwar wussten, welche Skills/ Tanzstile Joram zeigen wollte, es aber keine festgelegte Choreografie gab. Das führte am Ende dazu, dass wir viel mehr gedreht haben, als dass wir schlussendlich verwendet haben. Später dazu mehr.
Dreharbeiten
Vor dem Dreh trafen wir Joram und nahmen das Voiceover auf. Dabei stellten wir zwar Fragen und versuchten ihn in eine erzählende Richtung zu lenken, liessen ihn aber erzählen was für ihn wichtig und von Bedeutung war. So erhofften wir uns einen möglichst natürlichen Erzählstil der ihn auch am natürlichsten darstellt. Dadruch hatten wir aber in der Postproduktion viel mehr auszusortieren und die passenden Aussagen zu finden.
Da wir nur zu zweit gedreht haben, wollten wir unsere Ausrüstung aufs minimale beschränken. Wir arbeiteten mit Phils Kamera, der Z-Cam E2-F6 und einer Sigma Art 24-35mm f2.0 Linse. Für Giulia bot sich dadurch die Möglichkeit, erstmals mit einer professionellen Filmkamera zu arbeiten. Phil erlangte Kenntnisse, worauf beim Tanz geachtet werden sollte. So konnten wir beide voneinander lernen.
Wir drehten alle Sequenzen jeweils vom Stativ in einer Halbtotalen oder (Super-)Totalen, danach aus der Hand und zum Ende noch mit dem Gimbal. Unser Ziel war es, damit dann Anschlüsse im Schnitt zu ermöglichen.
In der Blackbox der HKB stellte uns das Licht vor eine Herausforderung, die wir aber durch Learning by doing meisterten. Für die farbigen Shots benutzten wir die beiden RGB-Lampen die wir mehrmals repositionieren mussten, um eine möglichst gleichmässige Beleuchtung zu erhalten. Für das weisse «Unendlichkeits»-Setting wollten wir erst mit einem grossen Tuch arbeiten und damit das Licht so diffusen, dass es zu möglichst keinen Schattenwürfen kommt. Da unser Material dafür nicht ausreichte, mussten wir auf eine Alternative umsteigen und haben schlussendlich jede Flächenleuchte einzeln mit Backpapier «gefrostet» um dieses weiche Licht zu erhalten.
Eine weitere Schwierigkeit war, dass wir neben der Filmarbeit die Fotos nicht vergassen. Schnell kam es dazu, dass wir diese kurz in eine Drehpause schieben wollten, was natürlich nicht optimal war, da wir Joram, dem Tänzer und Hauptprotagonisten, auch die Möglichkeit geben wollten sich auszuruhen, da der Dreh sehr grosse Anstrengung für ihn bedeutete.
Für die Fotos draussen haben wir nur einen Faltreflektor/-diffuser benutzt, um die sehr stark scheinende Sonne auszugleichen und trotzdem die Natürlichkeit zu bewahren.
Da wir, wie zu Beginn erwähnt keinen festen Drehplan hatten, wollten wir teilweise fast zu viel und haben auch während des Drehs immer wieder Ideen ausprobiert, um möglichst den «perfekten» Shot zu erhalten. Das führte dazu, dass wir am Ende sehr viel Material hatten, jedoch auch vieles von derselben Bewegung. In der Postproduction waren wir am Ende aber auch froh darum, da wir so mehr Freiheiten hatten in der Gestaltung des Schnitts.
Postproduktion
Für die Selection und vor allem für den Schnitt des Audiokommentars haben wir zu wenig Zeit eingeplant. So kamen wir beim Schnitt schnell in Verzug mit unserem sehr straffen Zeitplan. Auch dagegen hätte eine von Beginn an deutlichere Planung geholfen. Während des Edits stellten wir auch fest, wie hohe Ziele wir uns tatsächlich gesetzt hatten. Es war schwierig, in dieser kurzen Videozeit (1min 30sek) seine Persönlichkeit einzufangen, seine Skills zu zeigen und ihn dabei aber nicht draufgängerisch rüberkommen zu lassen. Gleichzeitig den künstlerischen Charakter des Videos beizubehalten und den bewerbenden Zweck zu balancieren war eine grosse Herausforderung.
Die langwierige Sichtung und Selektion war am Ende aber doch nützlich, denn dadurch konnten wir im Schnitt dann plötzlich Fahrt aufnehmen. Wir kannten beide die Shots und unser gesamtes Material. Da kam uns sie ständige Arbeit zu zweit sehr entgegen.
Learnings
Zusammengefasst: Wären wir in der Planung und im Konzept schon tiefer gegangen, hätten wir in den weiteren Schritten Zeit sparen können. Andererseits sind so Shots entstanden, die wir sonst nicht bekommen hätten, weil wir Joram einen gewissen Freiraum geben konnten. Das war sehr wichtig, weil das Projekt wirklich ihn darstellen sollte und nicht eine Vorstellung die wir von ihm hatten.
Der zeitliche Druck half uns am Ball zu bleiben und das Projekt konzentriert durchzuziehen.