Konzertvideos mit dem Handy: Tipps und Tricks aus der Praxis
Im Dezember 2024 hatte ich das grosse Glück, für den Schweizer Musiker Andrea Bignasca Konzertvideos aufnehmen zu können. An sechs Abenden durfte ich seine Auftritte in der ganzen Schweiz filmen, die er dann selbstständig für Social Media weiterbearbeitete. Dabei habe ich viel über das Filmen von Konzertvideos gelernt und möchte euch diese Erkenntnisse weitergeben. Wenn du wie ich Content an Konzerten sammelst (oder einfach privat ein Konzert besuchst), hier sind einige Tipps und Tricks, wie dir deine Handy-Konzertvideos ganz bestimmt gelingen werden.
Vor dem Konzert
Akku und Speicherplatz vorhanden?
Es klingt banal, kann aber schnell zum Problem werden. Überprüfe vor dem Konzert unbedingt deinen Speicherplatz. Dann kannst du notfalls Fotos oder Videos löschen oder auf eine Festplatte kopieren. Blöd wirds nämlich, wenn du während dem Filmen merkst, dass dein Speicherplatz komplett aufgebraucht ist.
Ebenfalls solltest du wissen, wie lange dein Akku hält. Mein Handy beispielsweise ist schon ein älteres Modell und muss bei durchgehender Nutzung zwischendurch aufgeladen werden. Nimm in diesem Fall eine handliche Powerbank (bitte auch aufladen) mit, damit dein Handy während dem Filmen nicht plötzlich abstürzt.
Einstellungen anpassen
Stelle vor dem Filmen sicher, dass dein Handy auf eine geeignete Videoauflösung eingestellt ist. Ich habe meine Videos auf Wunsch von Andrea Bignasca in 4K gefilmt, damit er in der Nachbearbeitung noch reinzoomen kann, ohne dass sich alles verpixelt.
Positionierung
Falls du wie ich für einen Musiker Content sammeln musst, solltest du vor dem Konzert die Location anschauen, damit du weisst, wo du dich positionieren kannst. Je nachdem zeigen dir die Angestellten der Location auch Stellen, die für Besucher eigentlich tabu sind. Kläre solche Sachen unbedingt im Voraus ab. Achte ausserdem darauf, nicht direkt neben den Lautsprechern zu stehen, um die Tonqualität zu verbessern.
Falls du privat ein Konzert besuchst, kannst und willst du wahrscheinlich nicht ständig hin und her laufen. Daher rate ich dir, von Anfang an einen Platz in der Mitte zu suchen, von dem aus du eine gute Sicht auf die Bühne hast und an dem kein Riese vor dir steht.
Während dem Konzert
Belichtung
Auf einigen Handys gibt es mittlerweile Pro-Funktionen, mit denen du Belichtung, ISO und Weissabgleich manuell anpassen kannst. Doch auch wenn dies bei deinem Handy nicht möglich ist, gibt es trotzdem Möglichkeiten, dein Video besser zu belichten. Dazu tippst du auf deinen Bildschirm, bis ein Kreis (bei Android) oder ein Viereck (bei Apple) mit einem Regler erscheint. Diesen Regler kannst du nun verschieben. Bei Konzertvideos mit viel Lichteffekten und Rauchmaschinen empfehle ich, den Regler ins Dunkle zu verschieben. So vermeidest du überbelichtete Stellen und die Lichteffekte kommen besser zur Geltung. Achte darauf, dass die wichtigen Details, wie die Gesichter der Musiker oder bestimmte Bühnenelemente, trotzdem gut sichtbar bleiben.
Natürlich kannst du nachträglich in der Bearbeitung weitere Anpassungen vornehmen. Die meisten Bearbeitungs-Apps bieten Optionen, um Helligkeit, Kontrast und Farben zu korrigieren. So kannst du die Stimmung des Konzerts optimal einfangen und beeindruckende Ergebnisse erzielen. Wenn deine Videos jedoch zu überbelichtet sind, können meist auch Nachbearbeitungen nichts mehr retten.
Hier sind noch zwei Beispiele vom Konzert in Solothurn. Beim ersten wurde die Belichtung nicht angepasst, beim zweiten schon:
Stabil filmen
Ein ruhiges Bild macht dein Konzertvideo deutlich professioneller. Ich habe ein Handy-Gimbal verwendet, damit ich erstens die Kamera höher halten konnte, ohne einen Krampf zu bekommen, und zweitens, damit die Videos nicht verwackeln. Falls du kein Gimbal hast, halte dein Handy mit beiden Händen, um Verwacklungen zu minimieren. Falls möglich, stütze dich an einem Geländer, Tisch oder einer anderen stabilen Oberfläche ab. Alternativ kannst du das Handy auch gegen deinen Körper lehnen, um es zusätzlich zu stabilisieren.
Kurze Videos aufnehmen
Anstatt das gesamte Konzert in einem Durchgang zu filmen, nimm lieber kurze Abschnitte von 10 bis 30 Sekunden auf. So sparst du nicht nur Speicherplatz, sondern hast später auch mehr Abwechslung in deinen Videos. Achte dabei aber darauf, dass du die Strophe oder den Refrain nicht mittendrin abschneidest, sondern immer phasenweise aufnimmst. Dabei ist auch wichtig, am Anfang und Ende ein paar Sekunden mehr zu filmen, damit es in der Nachbearbeitung einfacher ist, die Videos zu schneiden.
Nicht zoomen
Verzichte möglichst auf den digitalen Zoom, da dieser die Bildqualität stark beeinträchtigen kann und Wackler besser sichtbar sind. Wenn du näher an der Bühne sein möchtest, bewege dich besser selbst an einen geeigneten Ort, anstatt zu zoomen. Filme stattdessen ohne Vergrösserung, um scharfe und klare Aufnahmen zu gewährleisten. Diese können bei einer hohen Videoauflösung im Nachhinein hineingezoomt werden.
Tonqualität verbessern
Wer kennt es auch, wenn wir nach einem Konzert die Videos anschauen und wegen dem Bass gar nichts hören? Dafür habe ich eher per Zufall einen Trick herausgefunden. Um dieses Problem zu beheben, kannst du während des Filmens deinen Finger auf das Handy-Mikrofon halten. Anders als erwartet ist der Video-Ton immer noch gut, der Bass wird aber gedämpft und es gibt klarere Konzertaufnahmen. Dies solltest du aber unbedingt bei deinem Handy ausprobieren, bevor du filmst. Ansonsten solltest du darauf achten, nicht zu nahe an den Lautsprechern zu stehen.
Trau dich!
Um die besten Aufnahmen zu erzielen, ist es manchmal notwendig, dich durch die Menschenmenge zu bewegen oder sogar vor ihnen zu positionieren. Zögere nicht, dies zu tun! Schliesslich ist es dein Ziel, hochwertige Aufnahmen des Konzerts zu machen. In meiner Erfahrung haben die Zuschauer oft Verständnis gezeigt und mir freundlicherweise Platz gemacht, sobald sie erkannten, dass ich für den Künstler arbeite. Sei dabei einfach offen, freundlich und erkläre ihnen klar, dass du die Aufnahmen für den Sänger machst. So gewinnst du nicht nur ihren Respekt, sondern sorgst auch dafür, dass du deine Arbeit ohne unnötige Hindernisse erledigen kannst.
Schütze deine Ohren
An den meisten Konzerten werden Ohrstöpsel verteilt, um dein Gehör zu schützen. Vor allem, wenn du wie ich an jeweils drei aufeinanderfolgenden Abenden Konzerte filmst, solltest du dieses Angebot nutzen.
Nach dem Konzert
Aufnahmen durchsehen und sortieren
Nach dem Konzert ist es eine gute Idee, deine Aufnahmen direkt auf dem Handy durchzusehen. So kannst du sofort überprüfen, ob die Clips gut geworden sind oder ob es Probleme wie Verwacklungen oder schlechtes Licht gibt. Solche Videos kannst du direkt löschen, um Platz für zukünftige Aufnahmen zu machen. Ich habe dann jeweils auf dem Nachhauseweg nach dem Konzert die gelungenen Videos direkt an Andrea Bignasca geschickt, damit ich das am nächsten Tag nicht nachholen musste.
Aus Fehlern lernen
Falls du an mehreren Konzerten filmst, kennst du irgendwann die Lieder und den Ablauf und kannst etwa abschätzen, was wie gefilmt werden sollte und was nicht unbedingt festgehalten werden muss. Somit kannst du die nachfolgenden Konzerte dann auch mehr geniessen.
Und du darfst nicht vergessen, dass einem auch Fehler unterlaufen können. Schlechte Belichtung? Zu wenig Aufnahmen? Verwackelte Videos? Nimm das Feedback deines Arbeitgebers an und achte beim nächsten Mal darauf, es besser zu machen. Jedem passieren solche Fehler.
Theorie trifft Praxis
Wie ihr gesehen habt, gibt es einige einfache, aber effektive Techniken, um Konzertvideos mit dem Handy zu filmen – von der Stabilisierung des Bildes bis hin zu eurer Positionierung. Diese Tipps habe ich während meiner Konzerttour mit Andrea Bignasca selbst angewendet und immer weiter verfeinert. Hier sind zwei Reels, welche Andrea Bignasca aus meinen Aufnahmen gebastelt hat:
Ausschnitte aus Luzern, Bern und St. Gallen
Und nun möchte ich euch einen Zusammenschnitt der Konzerte zeigen, den ich gemacht habe:
(pru)
Idee
Die Grundidee des Beitrags war es, meine persönlichen Erfahrungen beim Filmen von Konzertvideos mit dem Handy zu teilen und die gewonnenen Erkenntnisse als praktische Tipps und Tricks an andere Interessierte weiterzugeben. Besonders hervorzuheben war dabei der Fokus auf den praktischen Nutzen für die Lesenden. Da ich während meiner Konzerttour mit Andrea Bignasca zahlreiche Konzertvideos aufgenommen habe, wollte ich aufzeigen, wie man auch mit einfachen Mitteln – in diesem Fall dem Handy – professionelle und ansprechende Konzertaufnahmen erstellen kann.
Umsetzung
Die Umsetzung der Idee im Rahmen der Konzerttour war eine praxisorientierte Erfahrung. Jedes Konzert brachte neue Herausforderungen mit sich, die es erforderten, flexibel zu bleiben und sich ständig anzupassen. Besonders bei den wechselnden Lichtverhältnissen und verschieden aufgebauten Locations musste ich immer wieder neue Lösungen finden, um gute Aufnahmen zu erzielen. Anfangs war es viel Experimentieren und Improvisieren, doch mit jedem Konzert konnte ich meine Techniken weiter verfeinern. Man lernt besonders, das richtige Timing zu finden, die richtigen Perspektiven zu wählen und vor allem auch ruhig zu bleiben.
Im Laufe der Tour fiel es mir zunehmend leichter, die für mich funktionierenden Tricks und Methoden zu erkennen und anzuwenden. Ich entdeckte, dass kleine Änderungen – wie etwa das gezielte Anpassen der Belichtung oder der Mut, einfach durch die Menschenmenge zu gehen – eine enorme Auswirkung auf die Qualität der Videos haben können. Während der Konzerte begann ich, diese Erkenntnisse sofort umzusetzen, um die bestmöglichen Aufnahmen zu machen. Am Ende der Tour hatte ich eine Sammlung an nützlichen Techniken und Erkenntnissen, die ich nicht nur für mich, sondern auch für andere weitergeben wollte. Die grössten und wertvollsten Lektionen, die ich gelernt habe, habe ich dann in meine Tipps und Tricks integriert, um anderen zu helfen, ihre Konzertvideos ebenfalls zu optimieren und so die besondere Atmosphäre von Konzerten einzufangen.
Fazit und Learnings
Während der Tour habe ich viel dazugelernt und konnte meine Erfahrungen nach und nach anwenden. Am Anfang war ich noch etwas unsicher, aber mit jeder Aufnahme wuchs mein Vertrauen in die Technik und meine Fähigkeit, die richtigen Einstellungen für die verschiedenen Konzertumgebungen zu finden. Ich habe schnell gemerkt, dass nicht immer die perfekt geplanten Aufnahmen die besten sind, sondern oft gerade die Momente, in denen ich spontan und kreativ auf die Situation reagierte.
Ein wichtiger Punkt war für mich, dass es nicht nur darum geht, technische Aspekte wie Belichtung oder Ton im Griff zu haben, sondern auch das Gefühl der Performance einzufangen. Bei jedem Konzert gab es neue Chancen, die Atmosphäre und die Energie des Moments festzuhalten. Es war besonders wichtig, nicht nur die Musik zu filmen, sondern auch die Emotionen und die Stimmung des Moments rüberzubringen.
Am Ende der Tour konnte ich meine Herangehensweise besser einschätzen und habe viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, die mir sicher auch in zukünftigen Projekten weiterhelfen werden.