Licht und Schatten – Portraits

Aus der ersten Idee der professionell wirkenden Portraitfotos kristallisierte sich rasch unser Wunsch nach experimentellen Licht- und Schattenverhältnissen heraus. Während der Umsetzung überrollte uns eine Welle der Kreativität. 

Wir sind zwei Multimedia Production Studentinnen, die vor dem Studium keine Fotografie-Erfahrungen sammeln konnten. Dieser Zeitpunkt ist aber jetzt gekommen.

Ziel unseres Fotoprojektes war, die Rolle hinter der Kamera kennen zu lernen und dem stilistischen Einsetzen von Licht und Schatten nachzugehen. Das alles mit möglichst wenigen Mitteln.
Von der ersten Idee der seriös wirkenden Portraitfotos kamen wir rasch ab. Unsere kleine Low-Budget, minimalism-Production entpuppte sich schnell als kreatives Schlachtfeld der Ideen. Davon liessen wir uns aber weder einschüchtern noch abschrecken sondern steckten all unsere Energie in den Moment.
Schlussendlich waren wir von der Stärke und der Wirkung des Lichtes auf den Gesichtern so fasziniert, dass wir uns fast ausschliesslich darauf fokussierten. Das Verlangen nach Ästhetik und Aufregung beim Anschauen der Bilder nahm überhand.

Nach langem Shooten, Aussortieren und nochmaligem Aussortieren und Bearbeiten konnten wir uns auf acht Fotos zur Veröffentlichung einigen.

(dbo)

Konzeption und Ideensammlung

Wir beide haben das Studium ohne fundierte Fotografiekenntnisse angetreten. Doch da uns dieser Bereich beide intressiert, wollten wir uns damit auseinandersetzen.

In diesem Projekt wollten wir unserer Faszination für das stilistische Einsetzten von Licht nachgehen und herausfinden, was sich mit möglichst wenigen Mitteln alles erreichen lässt.

Mit der ersten Idee, schlichte, professionell wirkende Portraits von einander zu schiessen, startete das Projekt. Neben diesem Haupt-Vorhaben wollten wir auch einige kreative Bilder erzeugen. So erstellten wir ein Moodboard, dass gefüllt war mit Collagen, speziell bearbeiteten Fotos und Bildern mit spannenden und aufregenden Lichtverhältnissen. Ausserdem bereiteten wir uns mit dem Lesen von Blogposts und dem Anschauen von Videos über Portraitfotografie auf den Shoot vor. Natürlich holten wir auch Infos zur Kamera ein und lernten anhand von einfachen Sujets die verschiedenen Einstellungen und Möglichkeiten kennen.

 

Produktion / Shootingday

An einem sonnigen Samstagnachmittag trafen wir uns bei Giulia zuhause und legten das ausgeliehene Material aus. Darunter konnte man lediglich die Fujifilm Xt2 Kamera mit fester 50mm Brennweite und einen fünf-in-eins Faltreflektor finden. Man kann also durchaus sagen, dass wir uns auf der Low-Budget und minimalistischen Seite einer Produktion bewegten.

Wir entschieden uns in Giulias Zimmer zu shooten, da die Sonne zu dieser Zeit direkt ins Zimmer scheint und wir so vom natürlichen Licht profitieren konnten.

Wie alle Anfänge war auch unser Shootingbeginn alles andere als leicht. Wir mussten uns beide überwinden, keine Faxen vor der Kamera zu machen. Hinter der Linse lagen die ersten Herausforderungen vor allem darin, im engen Raum vorteilhafte Blickwinkel zu finden und spontane Emotionen und Momente einzufangen. 

Den Faltreflektor brauchten wir, um die Sonnenstrahlen ebenmässig in den Raum oder sehr punktuell aufs Gesicht zu lenken.

Erst unbewusst, dann entschiedener begannen wir das Licht kreativer und stilistischer einzusetzen. Auch mit den Kamerawinkeln wurden wir experimentierfreudiger, so dass auch plötzlich jemand auf dem Boden lag, während die Andere auf dem Klavierhocker stand und von oben fotografierte. Schlussendlich verfielen wir der Ausdrucksstärke dieser Bilder und experimentierten mit der Stärke des Lichts, mit Schattenwurf, direkter Sonneneinstrahlung und der Reflektion durch den Faltreflektor.

Während des Shoots besprachen wir die Idee der Bilder noch einmal und entschieden uns, dass wir uns auf unsere Instinkte und Kreativität verlassen wollen. Dabei war unser Ziel nicht, durch Ausdruck des Models und der Umgebung eine Laune, Emotion oder Message darzustellen. Viel mehr wollten wir ästhetische Bilder erschaffen, die wegen dem speziell starken oder an ungewöhnlichen Orten platzierten Lichtes eine Stimmung erzeugen. Dafür holten wir später auch noch ein Abtropfsieb aus Giulias Küche, um künstliche Schatten zu kreieren.
Unser selbst gesetzes Ziel der klassischen Portraitaufnahmen haben wir also nicht eingehalten, sind dafür mit der Umsetzung unserer spontanen Ideen umso glücklicher.

 

Postproduktion / Bildbearbeitung

Nach mehreren Stunden vor und hinter der Linse schauten wir uns die Bilder zum ersten Mal genauer an. Die Besten 50 Bilder kristallisierten sich schnell heraus.

Unsere nächsten Schritte bestanden darin, eine kleinere Auswahl zu treffen und diese dann einer ersten Farbkorrektur zu unterziehen.

Dieser Prozess dauerte länger als erwartet, da wir uns oft nicht einig waren, welche Bilder uns gefallen. Das lag vor allem daran, dass wir die Fotos nur sehr schwer mit einem objektiven Auge betrachten können, da wir selbst darauf abgebildet waren. Mit dem Fokus auf der Zusammensetzung und den Lichtverhältnissen war aber auch das möglich.

Die Postproduktion verlief parallel. Wir bearbeiteten die Auswahl von Bilder beide individuell und entschieden dann, welche Bilder uns in welchem Stil besser gefallen.

 

Selbstreflexion und Learnings

Der Prozess war aufregend, anstrengend und lehrreich. Wir konnten einige Learnings, die wir auf jeden Fall in künftige Fotoprojekte mitnehmen, sammeln. Eines davon ist die Wetterabhängigkeit, vor allem bei solchen Low-Budget Produktionen. Wir hatten Glück mit dem Licht, mussten aber wegen durchziehenden Wolken ab und zu Innehalten und konnten auch mal eine Einstellung nicht fertig shooten weil das Licht fehlte. Ausserdem fiel es dem “Model” zwar leicht, nur vor einer Person zu posen, für die Kamerafrau war dieser Aspekt jedoch nicht einfach. Es wäre hilfreich gewesen, wäre noch mindestens eine dritte Person am Set gewesen, um beim Licht Unterstützung zu leisten. So musste oft das Model selbst den Reflektor in Position halten. Auch die Wichtigkeit eines Raums nehmen wir in Zukunft sicher ernster. Einerseits war unser Shottingraum sehr eng, was uns die Arbeit keineswegs erleichterte. Andererseits waren die Wände an kaum einer Stelle eben, weswegen es schwer war, einen guten Hintergrund zu finden. Mitunter diesen Gründen haben wir die erste Idee der Bewerbungsfotos wohl schnell aufgegeben. Um diese zu realisieren bräuchten wir mehr und besser platzierbare, zuverlässige Lichtquellen und genügend grosse, ebene Hintergründe.

Das schönste Learning für uns war, dass wir uns auf unsere Kreativität verlassen können. Am Set sind wir aufgeblüht. Learning by Doing ist und bleibt eine der besten Lernmethoden!

Das Projekt war anspruchsvoller, als wir erwartet hatten. In unserer Vorstellung sollte es sich lediglich um ein “bisschen ausprobieren, Erfahrungen sammeln und Portraitfotos schiessen” handeln. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir mehrere Stunden shooten und danach über mehrere Wochen mit der Bildauswahl und -bearbeitung beschäftigt sind. Aber wir sind beide sehr glücklich mit den Resultaten und sind der Meinung, der Aufwand hat sich gelohnt.