Marsa Alam Tauchsafari
7 Nächte auf dem Boot, 15 neue Tauchgänge und 360 GoPro-Aufnahmen: So in etwa sahen meine Tauchferien vergangenen September in Marsa Alam (Ägypten) in Zahlen aus.
Zu Beginn des Semesters reiste ich mit Familie und Freunden nach Marsa Alam in Ägypten und verbrachte eine unvergessliche Woche Tauchsafari auf dem Meer. In den vergangenen Tauchferien hatte immer mein Vater die Kamera dabei – dies sollte sich nun ändern. Und so sprang ich ohne Vorwissen für Unterwasser-Videografie oder zu den Funktionalitäten der GoPro ins nicht ganz so kalte Wasser (30 °C), und begann alles filmisch festzuhalten.
Pro Tag wurden zwei bis vier Tauchgänge absolviert und so hatte ich Ende der Woche mehr als 360 GoPro-Aufnahmen, die eine Laufzeit zwischen 20 Sekunden und 2 Minuten auswiesen. So hatte ich also einiges zu tun. Nach unendlichen Stunden Material sichten, aussortieren bzw. «Darlings killen», zusammenschneiden, Musik suchen, Farbkorrekturen und vielem mehr, präsentiere ich stolz meinen ersten Unterwasserfilm mit eigenen Aufnahmen.
Kamera Equipment
- GoPro Hero 7 Black
- GoPro Unterwassergehäuse
- GoPro Waterproof Selfiestick
- Rotlichtfilter
Gefilmt habe ich in 4K mit 60 Bildern pro Sekunde.
Learnings und Tipps fürs Unterwasser filmen
- Trage immer eine Lampe bei dir! Du weisst nie, was oder wem du Unterwasser begegnest. Mit einer Lampe lassen sich die Farben Unterwasser extrem hervorheben, die sonst auf den Aufnahmen gar nicht erkennbar wären.
- Den Lichtstrahl ruhig zu halten ist wichtig, vor allem beim Nachttauchgang! Einerseits verschrecken wir mit einem hektischen Lichtstrahl die Tiere und zudem macht es die ganze Aufnahme kaputt, da man sich nicht auf das effektive Geschehen im Bild fokussieren kann.
- Versuche so ruhig wie möglich zu filmen. Die Funktion «Stabilisieren» im Premiere Pro lässt sich nicht auf jedem Bild anwenden. Steine beginnen beispielsweise mit diesem Effekt, sich wellenartig zu bewegen.
Zudem: Eine gute Tarierung ist DIE Voraussetzung für Filmen Unterwasser. Von guter Tarierung beim Tauchen spricht man, wenn man sich schwerelos fühlt und mit dem Ein- und Ausatmen des Lungenvolumens seinen Auftrieb oder Abtrieb kontrollieren kann. Daher ist eine ausgeglichene Tarierung das A und O zum Filmen. Ohne Tarierung besteht die Gefahr, die Unterwasser-Flora und -Fauna zu verärgern, verletzen oder gar zu töten.
Color Correcting
Durch die Verwendung des Rotfilters während des Tauchgangs wird einem die Postproduction deutlich erleichtert. Bereits ab fünf Metern Tiefe verblasst die Farbe Rot durch die Absorbierung des Sonnenlichts durch das Wasser. Mit dem Rotfilter, der dementsprechend nicht direkt an der Wasseroberfläche genutzt werden sollte, lassen sich die Rottöne wieder zurück ins Bild zaubern und damit komplett grün-blaue Bilder vermeiden. Es ist allerdings wichtig, sich stets auf die Farbgebung der Aufnahmen zu achten. Es kann vorkommen, dass der Filter den Bildern einen roten Schimmer verleiht, sobald sich die Wasserqualität oder die Wetterbedingungen ändern und beispielsweise mehr Sonnenlicht durch die Wassermenge dringt. Dieser Schimmer lässt sich nur sehr schwer korrigieren, wie ich leider feststellen musste.
(mou)
Preproduction
Ich habe mir vorgängig nur begrenzt Gedanken zum Projekt gemacht. Ich wusste, ich möchte die Tauchgänge und das Leben auf dem Boot filmisch festhalten und danach die Reise als Film zusammenschneiden. Weitere Vorkehrungen waren nicht nötig. Bezüglich des Equipments habe ich mir mehr Gedanken gemacht. Noch zu Hause habe ich versucht, die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten der GoPro zu verstehen und habe mir diverse Videos angesehen, welche Einstellungen fürs Unterwasser filmen empfohlen werden.
Production
Zu Beginn der Tauchferien habe ich die Aufnahmen im Protune-Modus der GoPro gemacht. Dies sollte gemäss Anleitung zu einer einfacheren Bildbearbeitung in der Postproduction führen. Logischerweise sahen die Aufnahmen auf meinem iPad daher sehr flach und farblos aus. Obwohl ich mir dem bewusst war, wurde ich an Tag zwei immer wie unsicherer, ob ich die Bilder zu Hause dann auch so gut bearbeiten kann, wie ich mir dies vorstellte. Aufgrund dieser Unsicherheit beschloss ich an Tag zwei kurzerhand alle Aufnahmen ohne Protune, sprich Automatisch zu machen. 90 Prozent der Aufnahmen habe ich anschliessend 4K mit 60 Bildern pro Sekunde erstellt. Mit dieser Einstellung sahen die Bilder gleich deutlich besser aus und ich konnte mit gutem Gewissen weiterfilmen.
Natürlich habe ich hier ein gewisses Potenzial in der Bildqualität verschenkt. Ich hatte jedoch in der Postproduction bereits genügend zu tun und war daher SEHR froh, nicht alle Bilder von Grund auf bearbeiten zu müssen.
Leider hatte ich nur für die Nachttauchgänge eine Lampe dabei. In Zukunft würde ich sicher immer eine Lampe mitnehmen, da sich damit die Farben noch besser einfangen lassen.
Postproduction
Schnitt
Der Schnitt war ein ewiger Iterationsprozess. Als Erstes habe ich mir alle Aufnahmen angesehen, die Unbrauchbaren direkt verworfen und die Dateien so benannt, dass ich diese über die Suchleiste finden würde. Danach habe ich Themenblöcke zusammengestellt. Das heisst, ich habe in einer neuen Sequenz alle Rochen Aufnahmen nebeneinander gepackt und dabei versucht, die zwei bis drei besten Aufnahmen herauszupicken. Diesen Prozess habe ich für alle möglichen Tierarten sowie Tauchlocations und Szenen auf dem Boot durchgeführt. Danach versuchte ich mich an einem ersten Rohschnitt. Bis ich alle Aufnahmen irgendwo in der Sequenz verteilt hatte, sodass die Handlung rund ist, verging viel Arbeit und Zeit. Irgendwann hatte ich einen Film, der 36 Minuten ging – viel zu lange! Ich dachte mir, wer der nicht dabei war, will sich schon 36 Minuten Ferienvideo geben? Also musste ich kürzen. Erneut hinterfragte ich jede zweite Aufnahme: «Braucht es die wirklich? Kann ich die noch kürzen?», bis ich schliesslich bei knapp 24 Minuten Videomaterial ankam.
After Effects
Um die Route zu animieren, musste ich erst etwas Recherchearbeit betreiben: «Wo sind wir nochmals durchgefahren? An welchen Tauchspots habe ich die jeweiligen Aufnahmen gemacht?» – danach konnte ich mit der Arbeit beginnen. Die Animation ist sehr simpel gehalten, erfüllt jedoch ihren Zweck. Gerne hätte ich eine etwas schönere Animation gestaltet. Die sprengte jedoch völlig den Zeitrahmen, den ich sowieso schon überzogen hatte. Ich bin also zufrieden damit.
Ton
Leider habe ich unbemerkt einige Störgeräusche mit der GoPro aufgenommen, die in der Postproduction entfernt werden mussten. Wenn beispielsweise ein Motorboot über unsere Köpfe (natürlich waren wir genügend tief und nahmen keinen Schaden) Hinwegraste, musste ich diese Audioaufnahme mit einer anderen Unterwasseraudioaufnahme ersetzen. Teilweise war es auch das Gehäuse der GoPro, das ein regelmässiges aber unschönes Klacken von sich gab. Diese Ausstösse musste ich mühselig in der Audiospur korrigieren, sodass man sie nicht mehr hört. Das Audio ist nicht perfekt aber ich habe das Beste (und mir Amateur mögliche) rausgeholt.
Musik
Die passende Musik zu finden erwies sich als gar nicht so einfach. Die Auswahl auf den verschiedenen Stockseiten gefiel mir nicht besonders gut, sodass ich schlussendlich auf Royalty Free Music (Copyright free) von Youtube zurückgegriffen habe. Ich hätte mir gewünscht, die einzelnen Cuts noch mehr auf die Musik abstimmen zu können, aber so hätte ich teilweise Aufnahmen unnötig kürzen müssen.
Color Correction
Die Farbkorrektur erwies sich schwieriger als gedacht. Je nach Tagesform korrigierte ich besser oder weniger gut. Zudem erwies dich die Korrektur, je länger die Aufnahme war, umso schwerer. Wieso? Weil sich die Lichtverhältnisse ändern und die Farbkorrektur, die 3 Frames zuvor noch top aussah, plötzlich zu Rosa oder zu dunkel wirkt. Zudem stellte ich fest, dass die Farbgebung vom Bildschirm, Browser und Videoplayer abhängig ist. Hier konnte ich aber enorm viel dazulernen und es hat mir Freude bereitet, ein total gelb-grünes Bild so anzupassen, das es beispielsweise wieder Rottöne hatte.
All in all kann ich sagen, dieses Projekt hat mich wahnsinnig weitergebracht! Ich habe das erste Mal von A bis Z ein ganzes Video gestaltet, die Aufnahmen erstellt, den Ton korrigiert und die Color Correction durchgeführt – und ich hatte auch noch Spass dabei! Ich konnte mich vor keiner Arbeit drücken und war so «gezwungen» den ganzen Prozess zu durchlaufen. Ich wage es zu behaupten, dass ich mit diesem Projekt mehr gelernt habe als ich den vergangenen drei Semester AUDERZ zusammen – aber das liegt natürlich an mir 🙂