nüt gschiids – die Satireshow

Satire darf alles? Und bei Digezz soll man alles ausprobieren können? Na, wenn das mal nicht wie die Faust aufs Auge passt. Das haben sich auch die vier Crewmember von «nüt gschiids» gedacht. Entstanden sind dabei drei Satirebeiträge im Kurzformat.

Episode 1 – der Eurovision Song Contest

Es ist eines der grossen TV-Highlights jedes Jahr: der gemäss Statuten «unpolitische» Gesangswettbewerb der Region «Europa+». Die Ausgabe 2024 bot im Vorfeld besonders viel Gesprächsstoff: Der Schweizer Beitrag wurde von den Wettbüros als einer der Topfavoriten für den Sieg gehandelt. «The Code» der non-binären Künstlerperson Nemo sollte durch die Decke gehen.

Was?? Die Schweiz als Favoritin?? Das konservative Alpen-Bünzli-Land vertreten von einer Person, deren gefühltes Geschlecht hierzulande offiziell gar nicht existiert??

Zusätzlich wurde heiss über die Teilnahme Israels diskutiert. Der Nahost-Staat, der die Grenzen des Kriegsrecht bei seiner Hamas-Bekämpfung schwer auslotet, darf am ESC mittun. Warum das? Russland wurde letztes Jahr auch ausgeschlossen. Aber hat ja alles nichts mit Politik zu tun…

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Episode 2 – der Konzessionsstreit in der Region Südostschweiz

Es kann durchaus als Paukenschlag bezeichnet werden: Im Februar 2024 verlor die in Chur ansässige Somedia ihre doch ziemlich sicher geglaubte Radio-Konzession gegen niemand geringeren als Roger Schawinski. Dieser hatte sich mit seinem neuen «Radio Alpin» gegen das bisherige «Radio Südostschweiz» in einem engen Rennen durchgesetzt.

Die vier Köpfe von «nüt gschiids» studieren genau in dem Haus, in dem die Somedia – von Schawinski als machtorientiertes Monopol bezeichnet – ihren Hauptsitz und auch das Radiostudio hat. In der Episode 2 der Satireshow nehmen sie die Konzessionsvergabe unter die Lupe, präsentieren knallharte Fakten und prognostizieren, wie ein Besuch Schawinskis im Medienhaus aussehen könnte…

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Episode 3 – ESC-FollowUp

Was für eine Geschichte! 36 Jahre nach Céline Dions «Ne partez pas sons moi» gewinnt die Schweiz tatsächlich den Eurovision Song Contest. Dies bedeutet, dass die Ausgabe 2025 in unserem Land stattfinden wird. Man würde Jubelstimmung erwarten, aber so einfach ist die ganze Sache dann eben doch nicht…

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Instagram-Kanal

Um die Satireshow zu promoten und einen Kontakt zum Publikum herzustellen, gibt es für «nüt gschiids» auch einen Instagram-Kanal, mit Teasern zu den einzelnen Episoden.

… «nüt gschiids» will be back – wait for season 2!

(eli)

Idee / Inspiration

Initiator des Digezz-Satiremagazins war Aaron. Inspiriert von Stars in diesem Business, wie Jan Böhmermann oder John Oliver, brachte er seine Idee schon früh – es war noch mitten im ersten Semester – aufs Parkett. Kurzerhand akquirierte er das Team, mit dem er praktischerweise bereits für das Modul «Audiovisuelles Erzählen II» zusammenarbeitete. Bis auf eine Person waren alle sofort im Boot und so starteten vier kreative Köpfe ihr erstes gemeinsames Digezz-Projekt.

Bei einer ersten Sitzung war schnell klar, dass wir es langsam, aber seriös angehen wollen. So entschieden wir uns für das Kurzformat. Das Ziel war, 3-4 Episoden zwischen 5 und 10 Minuten zu produzieren und diese auf YouTube auszuspielen. Gleichzeitig sollte daneben ein Insta-Kanal betrieben werden, um die Folgen anzuteasern und zu bewerben.

Umsetzung

Unser Produktionsprozess kann in fünf Phasen unterteilt werden:

  1. Themenfindung
    In einer Brainstorming-Sitzung trugen wir im Team ein lange Liste an möglichen Themen zusammen. Darunter gewisse Themen mit einer längeren Lebensdauer, wie beispielsweise «Unbekannte Superreiche», aber auch solche mit einem höheren Aktualitätsgrad, wie zum Beispiel der ESC, zu dem wir dann auch zwei Sendungen umgesetzt haben. In der Sitzung klopften wir alle Punkte auf der Liste auf ihr Satirepotenzial ab und entschieden danach, welche wir weiterverfolgen wollen.
  2. Recherche & Skript
    Um ein gutes Skript nur schon für eine Sendung von 10 Minuten schreiben zu können, ist mehr an Recherche nötig, als man denkt. Exemplarisch dafür steht die Episode zu den Konzessionen: Es war nicht von Anfang an klar, dass sie sich um Roger Schawinskis «Radio Alpin» drehen sollte. Erst nach intensiver Lektüre der verschiedenen Konzessionsbewerbungen und -entscheide war für uns klar, dass wir uns darauf fokussieren wollen. Mit dem Wissen aus den offiziellen BAKOM-Dokumenten und aus diversen Medienberichten konnten wir dann priorisieren, welche Punkte aus dieser Schlammschlacht wir beleuchten wollen.
    Das Schreiben des Skripts ist eine besondere Herausforderung. Einerseits geht es darum, die relevantesten Punkte herauszuschälen, und so zu präsentieren, dass es dem Publikum als Wissenszuwachs dient und vielleicht sogar aufklärerischen Charakter hat. Andererseits wollen wir eine Satireshow sein, und das bedeutet: Humor! Die ausgewählten Facts mit gelungenen Jokes zu verknüpfen war nicht überall gleich einfach. Teilweise war das ein regelrechter Kampf und die «quasi-finale» Fassung des Skripts wurde häufig noch am Drehtag angepasst. Hier kam Aarons Talent zum Wortspiel richtig zum Zug!
    Die meisten unserer Jokes ziehen nur mit Bild richtig. Hier galt es zum Beispiel, ein passendes (existierendes) Meme zu finden oder selbst eine Bildidee umzusetzen.
  3. Dreharbeiten
    Diesen Teil der Arbeit unterschätzten wir wohl am meisten. Das Ziel für unseren ersten Drehtag im Studio in Chur war es, gleich zwei Episoden komplett zu drehen. Aber die ganze Einrichtung im Studio (Kameratechnik, Licht, Requisiten) forderte uns ziemlich, da wir zuvor noch nicht im Studio gearbeitet haben. Eine besondere Herausforderung stellte die Suche nach einer sinnvollen Teleprompter-Alternative dar. Nach langer, aber erfolgloser Tüftelei mit Spiegel, Kamera und Glasscheibe griffen wir auf den grossen Screen zurück, den wir direkt hinter der Kamera aufstellten. Bei genauem Hinsehen merkt man nun eben, dass der Moderator nicht immer perfekt in die Kamera schaut.
    Auch das Drehen der 8-10 Minuten Moderation dauerte länger als gedacht. Natürlich war nicht jeweils die erste Fassung perfekt, auch nicht die zweite (Versprecher etc.), sondern die x-te. Da wir einen grossen Teil als One-Take im finalen Schnitt haben wollten, war die Konsequenz eines Fehlers häufig: Das Ganze nochmals von vorn. Es verwundert demzufolge nicht, dass wir unser Tagesziel am ersten Drehtag verfehlten. Uns wurde erst später bewusst, welche Vorteile «Zoom-Ins» und allen voran Full-Screen-Einspieler boten: Da konnten wir schneiden und mussten folgerichtig nicht nochmals alles von vorne neu drehen. Leider ist uns das erst beim zweiten Drehtag, also beim Drehen des dritten (!)  Videos aufgefallen.
  4. Postproduktion
    Wir nutzten PremierePro als Schnittprogramm. Den Schnitt übernahm Claudio. Zunächst lag der Fokus darauf, ein wiedererkennbares Logo zu erstellen und eine standardisierte Struktur für den Schnitt jeder Folge zu entwickeln. Wir entschieden uns dafür, einige humorvolle Momente für das Intro und den Abspann zu verwenden, was zu einem Markenzeichen unserer Show wurde. Es ist durchaus beabsichtigt, dass man merkt, dass die Produktion nicht immer perfekt abläuft – das macht unsere Show authentisch.
    Eine weitere wichtige Aufgabe bestand darin, den Green Screen durch einen alternativen Hintergrund zu ersetzen und Animationen hinzuzufügen, um das Gesamtbild abzurunden. Die Kombination von Adobe Premiere Pro und After Effects war für uns zunächst neu. Es dauerte eine Weile, bis wir den optimalen Workflow gefunden hatten, aber mit jeder Folge konnten wir uns steigern.
    Das Datenmanagement aus verschiedenen Quellen wie Studioaufnahmen, Ton, Animationen, Einsprecher und Einspieler erwies sich anfangs als sehr unübersichtlich, um all diese Elemente zu einem Ganzen zusammenzuführen. Doch mit zunehmender Erfahrung spielten wir uns als Team immer besser ein, sodass die Produktion von Folge zu Folge reibungsloser und effizienter verlief.
    Mit AfterEffects erstellten wir die Einblender, die den gesprochenen Text highlighten. Diese Aufgabe übernahm David. Die Lösung, dass es dafür einen transparenten Layer braucht, auf dem die Highlight-Spur läuft, war nicht sofort klar und es gab zunächst etliche Fehlversuche. Die erste erfolgreiche Variante konnte dann aber als Template für alle weiteren ähnlichen Einblender genutzt werden.
    Die Einsprecher übernahm Simone. Es galt, in geschliffener Schriftsprache und ohne Holperer die teils ziemlich langen Zitate technisch sauber einzusprechen.
  5. Distribution
    Nach Roh- und Feinschnitt und diversen teaminternen Besprechungen galt es, die finale Version der produzierten Sendungen online zu stellen und zu promoten. Diesen Teil übernahm Aaron. Er kreierte sowohl einen YouTube als auch einen Instagram Kanal für «nüt gschiids». Für das Erstellen der Thumbnails der Videos nutzte er das Adobe Express Online Tool, welches er schon aus seiner Tätigkeit als VJ beim toxic.fm kannte. Die Pilotepisode wurde auch auf Instagram als vollständiges Video veröffentlicht, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte, da es so nicht teilbar war. Deshalb erstellten wir ab der zweiten Episode eigenständige Teaser pro Folge und verlinkten jeweils auf YouTube. Diese Teaser funktionieren zudem auch in sich selbst. Die Texte unter den Videos umreissen das Thema jeweils kurz. Wir entschieden uns dazu, konsequent alle Quellen unter den Videos anzugeben, wobei wir uns nicht sicher sind, ob wir das wirklich derart penibel angeben müssten. Vergleich man unsere Reels zum Beispiel mit jenen der Kollegen von Studio404 merkt man schnell, dass sie weder in Bild noch Text Quellen angeben. Naja, better safe than sorry.

Learnings / Fazit

Wir sind sehr zufrieden mit unseren ersten drei Folgen von «nüt gschiids». Vor allem sind wir stolz auf unsere teaminterne Zusammenarbeit. Es war stets eine Harmonie und ein Ziehen am gleichen Strang spürbar. Und: Wir haben sehr viel gelacht. Das kann für das Produktionsteam eines Satiremagazins nicht das Falscheste sein. Ausserdem haben wir uns unseres Erachtens während des gesamten Semesters stetig verbessert und sind der Meinung, dass man diese Verbesserungen auch als Aussenstehende:r wahrnimmt.

Folgende Learnings nehmen wir mit:

  • Wir sind keine Live-Show und haben dementsprechend keine natürlichen Lacher. Unsere Witze landen aber oft erst richtig, wenn jemand lacht – schon alleine wegen der nötigen Pause. Also mussten wir eine Art Lacher einfügen, da die Pointen sonst oft versandeten. Wir lösten das Problem, indem wir 1-2 Mitstudierende zum Dreh einluden. Wenn diese während den Aufnahmen lachten, wussten wir wo wir in der Postproduktion ohne zu «mogeln» Lacher setzen durften. Wie repräsentativ unser Testpublikum war, ist schwierig einzuschätzen. Wir hoffen aber, die «künstlichen» Lacher mit dieser Methode so passend wie möglich gesetzt zu haben.
  • «Informationsteile» dürfen nicht zu lange sein. In Folge 2 (Konzessionen) sind sie im Mittelteil an der oberen Grenze. Wir müssen hier noch besser und häufiger Jokes setzen, um aufzulockern und das Publikum bei der Stange zu halten.
  • Teaminterne Diskussionen sind wichtig, da sich Satire generell auf einem schmalen Grat zwischen Humor und Unverschämtheit bewegt. Da müssen wir dranbleiben! Gerade bei Themen wie Israel oder Genderfragen war die Linie, wie weit man gehen darf, nicht bei allen gleich.
  • Hochaktuelle Themen sind bei unserem Workflow kaum zu bearbeiten. Zwischen Drehtag und finaler Version vergehen aufgrund diverser anderer Semesterarbeiten mindestens zweieinhalb Wochen. Selbst bei unseren gewählten Themen mit mittlerer Laufzeit wurden wir teilweise mit Breaking News konfrontiert, die keinen Eingang in die Sendung fanden. Für uns heisst dies: Augen auf bei der Themenwahl!
  • Im SocialMedia-Auftritt haben wir noch viel Luft nach oben. Nicht weil wir es schlecht gemacht hätten, sondern weil wir schlicht zu wenig gemacht haben. Leider lag dieses Semester mit der Terminierung gewisser Arbeiten schlicht nicht mehr drin.