Öpis für dini Eloquenz!
Schon immer interessierten mich Mundartwörter. «Laggaff», «salpetern», «Alpetürtli» oder «bireweich» zum Beispiel. In der Schweiz sind wir quasi im «Mekka der Dialekte». Teils unterscheiden sich die Dialekte sogar innerhalb des Kantons, sogar von Ort zu Ort. Was daran Schade ist: Viele dieser Wörter werden heute immer weniger verwendet und von Jugendwörtern verdrängt. Durch sowas wie «wild», «lol », «lost»,…. Na ihr wisst schon.
Seit Jahren schnappe ich Wörter auf, die ich im Alltag höre, welche aber trotzdem nicht so alltäglich sind. Daraus wurde eine regelrechte Sammlung – zum grossen Teil mit Wörtern aus der Region Bern.
«Wieso sammle ich diese Wörter eigentlich nur für mich?», begann ich mich zu hinterfragen. «Wieso mache ich sie nicht öffentlich und bewirke vielleicht damit, dass sie wieder mehr verwendet werden?». Ich begann nun aktiv und intensiv zu recherchieren, befragte Leute aus verschiedenen Regionen und redete mit vielen Pensionierten, welche noch einige Wörtchen aus dem Ärmel schüttelten.
Daraus wurde «Wortschatz». Wenn du also täglich ein neues Wort lernen und deine Eloquenz auf die nächste Stufe heben willst, besuche wortschatz.ch auf Instagram. Als «i-Tüpfli» werden deine Lachmuskeln strapaziert, oder wie man auch sagt: Lache bis du am haag and bisch!
Hier einige Beispiele:
(hil)
Idee
Die Idee, solche Mundart-Wörter zu suchen und in einer Liste zu sammeln hatte ich schon bevor ich mit Digezz konfrontiert wurde, sogar schon vor meiner MMP-Ära. Seit einigen Jahren habe ich auf meinem iPhone eine stetig wachsende Liste mit solchen Wörtern. Am Anfang wuchs die Liste vor allem dadurch, dass ich Wörter aus meinem Alltag aufschnappte (vor allem in Gesprächen), die irgendwie lustig klangen und womöglich nicht jeder kannte. In meinem Heimatdorf Frutigen im Berner Oberland fallen solche urchige Ausdrücke und Redewendungen ziemlich oft. Die Liste wurde also von Woche zu Woche länger und entwickelte sich zu einer Art Herzensprojekt. Ich wusste immer, dass ich die Liste irgendwann, irgendwie, irgendwo umsetzen will. Digezz bot sich als ideale Plattform an.
Recherche
Anfang Jahr begann ich also das Thema ernst zu nehmen und suchte gezielt nach solchen Redewendungen und Wörtern. Es gibt zwar wenige Quellen, die vor allem nationale Ausdrücke behandeln. Ich wollte aber tendenziell eher zu Wörtern gelangen, die nirgens aufgeschrieben sind und womöglich aussterben, da sie von der nachkommenden Generation nicht mehr verwendet werden. Also suchte ich Ansprechpartner. Ich habe insgesamt 7 Personen interviewt, wobei die Interviews sich eher zu Gesprächen entwickelten. Am meisten Erfolg hatte ich im Austausch mit älteren Personen (Grosseltern, Verwandte von Freunden,). Die meisten Wörter sind dadurch vor allem in der Region Bern bekannt, ich habe aber auch Personen aus der Innerschweiz getroffen. Konkret vergrösserte sich meine Liste durch die Recherche und Gespräche auf etwa 200 Wörter.
Umsetzung
Um die 200 Ausdrücke also, welche es irgendwie umzusetzen gilt. Eine bunte Mischung aus Dialektwörtern, mal sehr extravagant, mal sehr zugänglich. Ich begann die zu abstrakten und schwer verständlichen auszusortieren und die ausgewählten zu gliedern.
Das ich die Wörter auf einem Insta-Account publizieren möchte, war mir früh klar. Die Plattform bietet sich dafür perfekt an.
Das Konzept: Für jedes Wort ein eigener Post mit deutschem Synonym, sowie ein Beispielsatz dazu, um das Wort zugänglicher zu machen. Dabei waren mir grundlegend zwei Faktoren wichtig: Design und Humor. Ich wollte ein einwandfreies Design kreieren, welches zwar schlicht ist aber die Menschen direkt abholt. Lange suchte ich nach den perfekten Schriftarten und begann Templates zu erstellen. Unterschiedliche farbige Hintergründe (die alle eher dunkel gehalten sind, da es aus meiner Sicht professioneller wirkt, als ein bunter Malkasten) verleihen dem Insta-Feed Abwechslung. Den humoristischen Teil setzte ich mit den Beispielsätzen, die unterhalb der Wörter stehen, um. Die Mundartausdrücke werden «verdeutscht» und in Sätzen verpackt, die sehr an Bünzlis erinnern. PS: Diesen Humor pflege ich auch privat mit meinen Freunden, woraus ich die Idee ableiten konnte.
Interaktive Inhalte
Ein wichtiger Aspekt fehlte nun noch: Interaktion. Nach reichlich überlegen, was sich am besten anbieten würde, kam ich zur Idee. Ich erstellte Stories, welche einen Mundartausdruck vorstellten, die Bedeutung dahinter aber offen liessen. So konnten die Story-Viewer also aus drei Antwortmöglichkeiten auswählen. Kurz gesagt: ein Quiz. Dadurch steigerte sich die Interaktion enorm und ich bekam viele Rückmeldungen. Das Rätseln scheint den Menschen Spass zu machen. Mittlerweile wurden mir schon einige Wörter von der Community vorgeschlagen, worunter auch ein paar waren ,die ich bisher nicht auf der Liste hatte. Somit entsteht ein tolles Community-Building.
Fazit
Die Umsetzung meines Herzensprojekt machte (und macht) mir grosse Freude. Ich denke das zeigt sich auch, wenn man wortschatz.ch auf Insta besucht. Ich konnte die Idee genau so umsetzen, wie ich es mir vorgestellt habe. Die Recherche hat sicherlich den grössten Zeitaufwand mit sich gebracht. Etliche Stunden habe ich investiert um an Wörter zu kommen, die ich der breiteren Masse zugänglich machen kann. «Recherchieren» fällt mir in vielen Projekten schwer, da ich mich nicht sehr dafür motivieren kann. Hier war es anders. Es machte extrem Spass Menschen zu treffen, die mich viele Ausdrücke lernten. Es war zwar deutlich aufwändiger, als eine Sekundärforschung, es lohnte sich aber allemal. Ebenfalls die Umsetzung ins Layout war zeitaufwändig, da ich sehr perfektionistisch war. Auch da konnte ich meinen Erwartungen gerecht werden.
Das Konzept: «Jeden Tag gratis ein neues Wort lernen und dazu noch die Lachmuskeln trainieren» schätze ich als geeignet ein, da dies eine grosse Zielmasse ansprechen kann. Schlussendlich geht es mir aber nicht darum, viele Menschen dadurch zu erreichen, wobei ich eine analoge Vermarktung des Konzepts nicht ausschliessen will. Also «pssst»: Vielleicht ist ein passendes Kartenspiel oder Brettspiel dazu bereits in Entwicklung.