Our island – Our responsibility
Ein Dokumentarfilm über die Situation der Nutz-und Haustiere auf der Insel Kos.
Die griechische Insel Kos steht für viele als ein Sehnsuchtsziel, glasklares Wasser, Sandstrände, mediterrane Lebensfreude – heile Welt wie im Hochglanzprospekt angepriesen. Einmal angekommen ist doch nicht alles wie es scheint, bei genauerem Hinschauen bekommt diese Idealisierung plötzlich Risse. Hunderte von streunenden und abgemagerten Katzen laufen durch die Strassen und Hotelanlagen. Auf dem Land sieht man Kühe an der prallen Sonne angebunden ohne Schatten und mit nur wenig Wasser.
Doch warum ist das so? Fehlt das Geld? Oder das Wissen? Und was kann man dagegen tun?
Um das herauszufinden, sind 6 Multimedia Studierende im Oktober eine Woche nach Kos gereist. Dabei herausgekommen, ist ein Dokumentarfilm, der die vorhergehenden Fragen versucht zu beantworten und mögliche Lösungswege aufzuzeigen.
(spu)
Die Idee
Im Sommer 2020 machte Andrea, eines unserer Teammitglieder, auf Kos Ferien und stiess dort auf mehrere streunende und verwahrloste Tiere.
Ein Kätzchen mit entzündeten Augen brachte sie zur Tierauffangstation GASAH. Dort traf sie auf Marion Jarvis, die Gründer- und Leiterin. Durch das Gespräch mit Marion wurde klar, dass die Situation auf Kos in Sachen Tierhaltung sehr zu wünschen übrig lässt. Daraus resultierte die Idee, einen Dokumentarfilm darüber zu machen.
Zurück in der Schweiz wurden dann weitere Teammitglieder gesucht und gefunden. Schlussendlich setzte sich das Team aus 6 Multimedia Studenten aus dem 5. und 3. Semester zusammen.
Für die Dreharbeiten reiste das ganze Team für eine Woche nach Kos.
Die Vorbereitung
Der jeweilige Aufgabenbereich der einzelnen Teammitglieder wurde bereits im Vorfeld definiert und aufgeteilt. Diese Aufteilung klappte grundsätzlich gut. Am Set wusste gleich jeder was er zu tun hatte und es ging somit nicht unnötig Zeit verloren. Wir mussten jedoch auch feststellen, dass gewisse Aufgaben leider nicht klar definiert worden waren. Dies lag zum einen daran, dass manche Aufgaben in der Vorbereitung als nicht so relevant erschienen, als dass man sie hätte fix einplanen können oder sie gingen schlichtweg vergessen. Als Beispiel hierzu hätten wir jemanden fix als Kameraassistenz einplanen müssen, damit die Klappe und der Color Checker auch IMMER gemacht wurden. Beim nächsten Mal würden wir die Aufgabenteilung noch klarer definieren, um entsprechend schnell und effektiv arbeiten zu können.
Produktion
Die Konzeption eines Dokumentarfilmes bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Eine grosse Schwierigkeit ist beispielsweise, dass die Aussagen der Interviewpartner mit dem Konzept übereinstimmen, Lücken schliessen und die Handlung des Filmes vorantreiben. Eine genaue Planung des Fragenkataloges ist also essenziell. Auch wenn wir die Fragen genau geplant und auf jeden Interviewpartner abgestimmt hatten, so stellte sich doch heraus, dass selten genau die Antwort kam, die man sich erhofft hatte. Die griechische Sprache stellte dabei ein grosses Hindernis dar, da wir am Set nicht auf die Antworten reagieren und somit das Interview nicht steuern konnten. Was für Antworten tatsächlich gegeben wurden, merkten wir erst bei der Transkription der Interviews in der Postproduktion. In Zukunft würde es mehr Sinn machen, die gegebenen Antworten wirklich ganz genau am Set übersetzen zu lassen. Dies ist jedoch nicht immer einfach, da oftmals grosser Zeitdruck herrscht.
Als Produzent hat man gerne alles genaustens geplant. So erstellten Marisa und Andrea für die gesamte Produktion einen genauen Drehplan. Doch bereits nach dem ersten Tag auf Kos mussten sie diesen über den Haufen werfen. Interviews wurden geschoben, Kühe konnten nicht in der Sonne gefilmt werden, da es zu bewölkt war etc.…. Sie beschlossen also, Tag für Tag zu planen. Diese Flexibilität kam uns sehr entgegen und es machte uns Spass, das ganze einmal auf “griechische Art und Weise” anzugehen.
Regie führen war bei diesem Projekt etwas umständlich. Alle Anweisungen für die Interviewpartner mussten erst ins Griechische übersetzt werden. Dennoch herrschte am Set immer Ordnung und höchste Konzentration. Wir bekamen viel Lob, dass unsere Filmcrew professionell arbeiten würde, was uns alle sehr motivierte. Bereits nach zwei Tagen war unser Team auf der ganzen Insel bekannt und gefürchtet 😉
Kamera
Vor Ort haben wir jeweils mit zwei Kameras gearbeitet, eine auf dem Shoulder Rig und eine andere auf einem Stativ bzw. Handheld. Dies war essenziell, denn so konnten wir eine Kamera immer auf dem Shoulder Rig lassen und mit der anderen zwischen Tripod und Handheld wechseln. Auch für die Post war dies gut. So war es möglich, bei den Interviews zwischen zwei Perspektiven bzw. Winkeln auszuwählen, was je nach Aussage ästhetisch anders eingesetzt werden konnte.
Genauso praktisch war es, eine kleine Kamera (A7) dabei zu haben. Mit dieser konnten wir vor allem investigative Aufnahmen tätigen, da sie einiges unscheinbarer ist als die FS5.
Ein grosses Learning war jedoch, dass man extrem routiniert mit dem Kamerasystem sein muss, um in spontanen Situationen brauchbares Material zu generieren.
Ausserdem braucht es an jeder Location klare Anweisungen, was gefilmt werden muss und vor allem was dann die Aussage davon sein soll.
Sound
Der Ton wurde jeweils über Lavaliers und eine Tonangel aufgenommen. Die Interviews verliefen ton- technisch nicht schlecht, bei der B-Roll gab es aber etliche Probleme. Bei spontanen Aufnahmen, bei denen wir buchstäblich aus dem Auto sprangen, war oftmals nicht klar ob, wer und wie wir jetzt den Ton am besten aufnehmen sollten. Denn eine Tonangel erregt viel mehr Aufmerksamkeit als lediglich ein Mikrofon an der Kamera. So kam es dann auch, das gewisse Aufnahmen ohne Ton entstanden. Auch hier hätten wir klarer definieren müssen, wie wir bei spontanen oder investigativen Aufnahmen am besten verfahren.
Post Production
Die erste Herausforderung in der Post war die riesige Datenmenge (Rohmaterial ca. 250 GB!) bzw. wie wir am besten alle damit arbeiten können. Wir haben uns dann dafür entschieden, eine SSD zu kaufen und jeweils der Person zu übergeben, die gerade am Projekt arbeitete. Dies war sicher keine ideale Lösung was die Arbeitsweise betraf. Budgettechnisch blieb uns aber leider nicht viel anderes übrig.
Das andere Problem mit der Datenmenge war das Aussortieren oder das Suchen nach einem passenden Clip. Geraldine hat bereits vor dem Papercut angefangen, B-Roll zu suchen und zu schneiden in der Hoffnung, so gleich effizient weiter arbeiten zu können sobald der Cut stand. Leider trat genau das Gegenteil ein und ein Mehraufwand wurde generiert. Szenen mussten angepasst werden oder es musste nochmals nach komplett neuem Footage gesucht werden, welches zu der vorhergehenden Interview Sequenz passte. Der Grundgedanke mit dem Aussortieren war auf jeden Fall gut, aber stark verbesserungswürdig. Beim nächsten Mal würden wir ein genaueres Konzept aufstellen, wie wir mit Szenen umgehen, wenn der genaue Sprechtext noch nicht bekannt ist.
Sprache:
Eine der grössten Herausforderungen war definitiv die Sprachbarriere, dies nicht nur vor Ort sondern auch in der Post. Zuerst mussten die Interviews ganz genau übersetzt werden, um damit den Papercut zu generieren. Doch damit war’s noch nicht getan. Auch beim Cut im Premier wurde mit einer Übersetzerin gearbeitet, damit wir auch ja am richtigen Ort den Cut machten und nicht mitten im Wort abschnitten. Für den Untertitel wurde nochmals mit einer weiteren Übersetzerin gearbeitet. Dieser Herausforderung waren wir uns zum Glück von Anfang an bewusst und konnten so entsprechend planen. Aus Studenten (Budget) Sicht haben wir hier sicher keinen schlechten Weg gewählt, ideal war er aber sicher nicht. Für weitere Projekte ist es jedoch von Vorteil eine Person im Team zu haben, welche die Sprache vor Ort spricht und auch mit dem Footage und dem Aussagewunsch des Films vertraut ist.
Des Weiteren lernten wir vor allem den Papercut zu schätzen und lieben. Eine grossartige Vorgehensweise, gerade bei vielen Interviews welche so oder so transkribiert werden müssen. Zusammen mit dem Konzept gelang es uns, die Interviewaussagen in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Géraldine setze das Ganze dann visuell um. In Zukunft werden wir mehr mit dieser Technik arbeiten!
In der Post hätte es aber allgemein eine detailliertere Absprache gebraucht. Die Übergabe ins Color Grading verlief leider nicht ganz reibungslos, was die verantwortliche Person am Schluss ein wenig ins Schwitzen brachte. Allgemein hätten wir für die Post Production mehr Zeit einplanen sollen. Die Gesamtlänge von fast 30 Minuten Dok wurde massiv unterschätzt!
Allgemeine Learnings
Eines der grössten Learnings für das ganze Team war sicher, wie man mit dem Gesehenen oder dem Stress umgeht. Für die einen Teammitglieder war dies alleine am Strand spazieren zu gehen, für die Anderen zusammen zu sitzen und das Gesehene zu besprechen. Es war nicht ganz einfach, dass jeder individuell und anders damit umging, dadurch kam es auch kurzzeitig zu Spannungen. Wir denken aber, dass es dies auch gebraucht hat. Es war gut, zwischendurch Luft abzulassen und sich auszusprechen, auch wenn es manchmal die normale DB Grenze überschritt.
Etwas das wir auch immer wieder mit unserem Dozenten, Heiner Gatzemeier, besprachen war, wie wir den schmalen Grat meistern können als Schweizer & Schweizerinnen einen Dok über die Situation in Griechenland zu machen. Wir wollten aufzeigen, wie die Situation wirklich ist, ohne dabei jedoch Kos oder seine Einwohner zu attackieren oder herabzuwürdigen. Auch mussten wir uns herantasten, wo es wirklich ums Tierwohl ging und wo dann aber auch die kulturellen Differenzen anfingen.
Ebenfalls mussten wir lernen, dass wir da waren, um zu dokumentieren und nicht um zu retten. Es gab Situationen, da hätte man am liebsten den Bolzenschneider genommen und eine Kette oder ein Schloss aufgebrochen. (Natürlich hatten wir keinen Bolzenschneider dabei, aber der Gedanke daran war vorhanden). Hier die eigenen Gefühle für den Moment zurückzunehmen und sich auf die Arbeit zu konzentrieren, war auf jeden Fall eine Herausforderung, an der wir jedoch alle gewachsen sind.
Es gab Tage, die uns alle forderten.… es gab Situationen und Momente, die wir lieber nicht gesehen hätten. Nichts desto trotz stellte jeder seine persönlichen Gefühle hinten an und gab immer 100%. Dies war nicht immer einfach, umso mehr schätzten wir die Arbeit des ganzen Teams!
Fazit
Ein Herzensprojekt ist dank eines grossartigen Teams und engagierten Interviewpartnern zu Stande gekommen. Eine Woche die wir alle nie mehr vergessen werden und ein Dokumentarfilm, der hoffentlich die griechische Bevölkerung dazu anregt umzudenken.