auf gleis sechs kommt eine s-bahn an
ein schüler steigt aus
seine schritte sind schnell, seine miene ernst
denn viel zeit bleibt nicht
zwischen zugankunft und schulbeginn
auf der bank im warteraum
erwacht eine obdachlose aus ihrem traum
mit eisigen füssen und leerem magen
so geht es ihr schon seit tagen
während im coop gleich nach gleis null
eine frau frische gipfeli ins regal räumt
und dabei von ihrem gestrigen rendez-vous träumt
ein mann radelt zum bahnhof
tief gebeugt übers rennrad
die lederne aktentasche umgehängt
sein dunkelblauer anzug flattert im fahrtwind
der bus steht schon bereit
der rote zeiger rast über das grosse ziffernblatt
wird schneller und schneller
seine beine treten in die pedalen
fangen an zu brennen
sein fahrstil immer krimineller
er darf nicht schon wieder verpassen
doch am morgen konnte er es einfach nicht lassen
hat wieder einmal zu viel zeit vertrieben
bohnen gemahlt, milch geschäumt
um den perfekten cappuccino zu kriegen
und dabei wieder einmal versäumt
dass der bus nicht für ihn stehen bleibt
uf em bänkli näbe de chele
setzt en frau met ehrem pudel
ehre bleck goht ed färni
rechtig olte ond em akw vo gösge
ond während sie sech wie jede tag frogt
was de tag höt no söll brenge
frogt es meitli näbedra met grosse auge
"wärded dete d wolche gmacht?"
ehres mami, wo lacht
chorz drofab schloht d cheleglogge nüüni
eröffnet die dretti stond vom wochemärt im grabe
met rüebli, chabis und cholrabe
gestern noch voller leben
ruhen die boote heute auf dem wasser
als wäre nichts gewesen
neun mann waren im schiff
am rudern, lachen, trinken
stets bemüht, nicht zu versinken