Anas ist da bei uns und gibt sein Bestes sich zu integrieren, die Sprache zu lernen und sich eine Umgebung zu gestalten, in der er sich wohl fühlt. Viele Menschen helfen ihm dabei, oft auch auf freiwilliger Basis und darüber ist er sehr dankbar. Doch tief ihn ihm kann er sich nicht entspannen, denn ob er wirklich hierbleiben darf, ist unklar. So wartet er jeden Tag hoffnungsvoll auf die Einladung zum zweiten Gespräch, dessen Entscheid ihm Klarheit und eventuell die ersehnte Sicherheit geben würde. Sein Körper ist in der Schweiz gut aufgehoben, wir geben ihm ein Dach über dem Kopf und genügend Geld um zu essen. Doch für sein seelisches Wohlbefinden ist unserer Meinung nach nicht genügend gesorgt. Keine Arbeit und Sicherheit für die Zukunft führen zu Bodenlosigkeit und Frustration. Anas ist jung und hat Visionen, er braucht wie du und ich mehr als gestillte physiologische Grundbedürfnisse.
Wir haben Anas angesehen wie stark es ihn belastet und es hat uns unglaublich traurig, aber auch wütend gemacht. Wütend auf uns als Schweizerinnen, wütend auf unser gesetzliches System. Wenn wir Menschen physisch aufnehmen, dann ist ihr psychisches Wohlbefinden ebenfalls in unserer Verantwortung. Wir dürfen Menschen nicht so lange warten lassen und wir sollten dafür sorgen, dass sie beschäftigt sind. Wenn Asylsuchende so lange warten müssen, sollten sie Anrecht auf Deutschkurse und zumindest auf freiwillige Arbeit haben.
Es gab bereits genügend Hürden, die Anas meistern musste und immer noch meistern muss. Er muss lernen mit seiner Vergangenheit und den Sorgen und Verlusten, die daraus entstanden sind umzugehen. Seit drei Jahren hat er seine Freunde, viele seiner Geschwister sowie seine Eltern nicht mehr gesehen. Zudem bringt die Integration Schwierigkeiten mit sich.
Wir, die Schweiz, haben Anas aufgenommen.Es liegt an uns ihm nun auch Raum zu geben die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ihm eine Basis zu bieten etwas Neues zu starten. Seit er hier ist, haben wir ihm wenig gegeben, an dem er sich festhalten kann. Es ist unfair Anas Tag ein Tag aus in dieser Unsicherheit und Abhängigkeit von uns warten zu lassen und es ihm zu verhindern irgendwo richtig Fuss zu fassen.
Die Grafik mit dem Kreisel und dem Dorf hat dich die ganze Geschichte hindurch begleitet. Du und Anas seit euch entgegengelaufen und habt euch getroffen.
Wir hoffen, dass wir dir Anas, „Eine vom Chreisel“ und seine bewegende Geschichte näherbringen konnten. Wir hoffen, dass du die vielen einzelnen, individuellen Menschen wie Anas, in diesem anonymen Strom von Flüchtlingen siehst. Und wir hoffen, dass du mehr Verständnis für sie hast und nicht mehr so schnell ein Urteil fällst, falls du das gemacht hast.
Du hast für immer die Möglichkeit den gleichen Bus zu nehmen, am gleichen Ort zu wohnen, im gleichen Migros einzukaufen, Zugang zu Bildung und Arbeit zu haben und umringt von den Menschen zu sein, die dir nahestehen. Zum Schluss möchten wir dir ganz fest ans Herz legen, dass bevor du das nächste Mal über den Alltagstrott jammerst, ihn anfängst zu schätzen. Denn mit diesem Alltagstrott ist die Sicherheit verbunden, die unglaublich wertvoll ist. Schätze sie.