Es gibt praktisch keinen Ort, in dem sich in Syrien sicher leben lässt – überall werden Menschen zum Opfer von Gewalt. Der Krieg hat bereits geschätzte 250’000 bis 470’000 Tote gefordert. Besonders betroffen sind Zivilisten, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Rund 12 Millionen, das ist etwa die Hälfte der Bevölkerung vor dem Krieg, darunter der damals sechzehnjährigen Anas, mussten ihre Heimat verlassen. Davon sind 7 Millionen innerhalb des Landes auf der Flucht.
Angefangen hat alles 2011 mit Aufständen gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Nach dem Vorbild des arabischen Frühlings 2010 und 2011, als überall in der arabischen Welt Menschen auf die Strasse gingen, um gegen ihre autoritären Regierungen zu demonstrieren, kam es auch in Syrien zu Protesten. Die Syrier protestierten gegen Armut, soziale Ungleichheiten und die Regierung im Allgemeinen, welche korrupt handelt, Kritik unterdrückt, Menschenrechte missachtet, foltert und tötet. Zudem war die konfessionelle Spannung innerhalb des Islams zwischen den Schiiten, welche von der Mehrheit der Regierung vertreten wird und den Sunniten, welche ein Grossteil der Bevölkerung ausmacht, ein Auslöser der Unruhen. Die Rebellen wünschten sich eine demokratische Regierung, in der sie als Sunniten mehr in Schlüsselpositionen vertreten sind. Die Aufstände wurden brutal unterdrückt, was zur Eskalation führte. Aus friedlichen Demonstranten wurden bewaffnete Gegner und das Regime setzte zusätzlich ihrer Bodentruppen, Luftwaffen und Giftgas gegen die eigene Bevölkerung ein.
Die Rebellen bestehen aus unzähligen Milizen, welche unterschiedliche ethnische und religiöse Interessen vertreten, und von Beginn an waren internationale Grossmächte, welche ihren eigenen Zielen nachgehen, beteiligt. Sie unterstützen die verschiedenen Seiten mit Geld, Waffen und anderen Hilfsmitteln. So ist der Konflikt in Syrien sehr viel komplexer als ein Bürgerkrieg zwischen den Rebellen und der Regierung.
Die Regierung wird von schiitischen Einheiten unterstützt. So zum Beispiel von der Hisbollah, einer libanesischen Miliz und Partei oder dem Iran. Der Iran bildet der wichtigste Bündnispartner des syrischen Machthabers und will seine Macht in Syrien sichern.
Auch Putin ist ein enger Freund Assads. Er will mehr Kontrolle im Nahen Osten gewinnen, um damit neben der Ukraine ein weiteres Druckmittel in Verhandlungen mit dem Westen zu haben. Zudem kämpfen Iraker und Afghanen auf der Seite der syrischen Regierung.
Die Rebellen bekommen ausländische Unterstützung von den sunnitisch geprägten Golfstaaten wie beispielsweise Saudi-Arabien und Katar. Ihre Hilfe ist auf den Glaubenskrieg mit dem Iran sowie geostrategische Interessen zurückzuführen. Für einen Nachfolger haben aber auch sie unterschiedliche Günstlinge. Auch die USA ist auf der Seite der Rebellen. Zum einen auf Grund wirtschaftlicher Interessen, zum anderen um Israel, Irans Erzfeind, zu verteidigen.
Das Nachbarland die Türkei ist ebenfalls involviert. Sie ist prinzipiell für den Sturz Assads. Ihr wichtigstes Motiv ist jedoch die Angst vor der Autonomie der Kurden. Ihr bedeutendster Gegner im Syrienkonflikt ist somit die YPG, eine kurdische Partei in Syrien. Denn ihr Autonomiegebiet in der syrischen Region Rojava, könnte den Kurden in der Türkei zu mehr Macht verhelfen. Die YPG wird von den USA unterstützt, welche wiederum mit der Türkei verbündet ist.
Nicht zu vergessen: Die Terror Miliz „der Islamische Staat“, kurz IS. Unter den Rebellen haben sich islamistische Gruppierungen herauskristallisiert, unter anderem der IS. Im Westen wurden diese Zusammenhänge jedoch erst relativ spät erkannt. Während darum gekämpft wurde wem Syrien gehören soll, hat der IS das Chaos genutzt um sich auszubreiten. Ihr Ziel ist es den Nationalstaat Syrien ganz auszuschalten und ein länderübergreifendes Kalifat zu errichten. Da der IS eine Gefahr für alle ist, haben sich die Oppositionen zusammengetan um ihn gemeinsam zurückzudrängen. Die USA hatte eine Anti-IS-Koalition ins Leben gerufen, welche von der Nato unterstützt wird.
Seit sieben Jahren wird in Syrien gekämpft, Hunderttausende wurden bereits Opfer der Auseinandersetzungen, doch auch heute ist ein Ende nicht in Sicht und ein Wiederaufbau ist nicht absehbar. Der UNO Sicherheitsrat scheitert bei Schlichtungen auf Grund unterschiedlicher Ansichten der vielen involvierten Länder. Ob es jemals ein friedliches Miteinander geben wird und wann die vielen Flüchtlinge wieder nach Hause zurückkehren können, ist unklar.
Quellen: Spiegel Online - Die Fakten zum Krieg in Syrien, Süddeutsche Zeitung - Der syrische Bürgerkrieg im Überblick, Deutscher Bundestag - Der Syrienkrieg – Akteure und Verhandlungen, Explainity - Syrien-Konflikt, MrWissen2go - Der Krieg in Syrien erklärt