Ich persönlich finde die Geschichte genial. Es ist düster, der Protagonist wird als ein solches Monster dargestellt, und trotzdem empfindet man manchmal Sympathie zu ihm. In der Mitte des Buches gibt es eine Stelle, die ich wirklich zum Einschlafen fand. Dort bin ich andauernd abgeschweift und musste jede Seite gefühlt zwei Mal lesen. Obwohl die Gerüche in dem Buch sehr detailliert beschrieben sind und man dadurch tiefer in die Geschichte eintauchen kann, hatte ich doch eher Schwierigkeiten, mich mit dem Protagonisten auseinander zu setzen. Grund dafür ist der auktoriale Erzähler (allwissend). Spannend ist auch, dass in dem ganzen Buch fast kein Dialog vorkommt. Ich würde jetzt mal behaupten, 80 Prozent des Buches ist ein Monolog, eine Beschreibung des Geschehenen.
Normalerweise bin ich der Meinung, dass das Buch immer besser ist als der Film. Hier muss ich aber sagen, dass die Verfilmung von Tom Tykwer im Jahr 2005 wirklich gut gelungen ist. Aber: Patrick Süskind hat ein echtes Talent, Dinge zu beschreiben, wie es kein anderer kann. Die Gerüche scheinen manchmal aus dem Buch heraus zu kommen. So gut sind sie beschrieben. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen.
Die Geschichte im Schnelldurchlauf
Jean-Baptiste Grenouille wird am 17.7.1738 «am allerstinkendsten Ort des gesamten Königreichs» Frankreich, am Verkaufsstand seiner Mutter, die eine Fischhändlerin ist, geboren. Er selbst hat keinen Eigengeruch, kann aber andere Gerüche unglaublich gut wahrnehmen, analysieren und speichern. Seine Mutter versucht ihn zu töten, scheitert jedoch und wird deswegen gehängt. Grenouille kommt in die Obhut einer Amme.
Grenouille wird von Amme zu Amme gereicht, bis er schliesslich bei Madame Gaillard ankommt. Eine gefühllose Frau ohne Geruchssinn. Seine Mitzöglinge versuchen öfters, Grenouille zu töten, doch dieser ist robust und übersteht jeden Versuch und jede Krankheit. Die Sprache lernt Grenouille nur begrenzt und beschäftigt sich grundsätzlich damit, die Welt und ihre Gerüche wahrzunehmen.
Als Grenouille acht Jahre alt ist, verkauft Madame Gaillard ihn an den Gerber Grimal. Bei ihm muss er unter unmenschlichen Bedingungen leben und arbeiten. An einem Tag steigt Grenouille ein besonders feiner Geruch in die Nase. Besessen von dem Wunsch, diesen Geruch zu besitzen, folgt er ihm. Der Geruch geht von einer jungen Frau aus. Grenouille bringt sie um und saugt ihren Geruch ein. Dann ist ihm sein Ziel klar: er will ein Schöpfer von Düften sein, er will der grösste Parfumeur aller Zeiten werden.
Eines Tages wird Grenouille mit einem Auftrag zum Parfumeur Baldini geschickt. Dieser hat gerade entschlossen, sein immer schlechter gehendes Geschäft aufzugeben. Doch Grenouille überzeugt Baldini mit seinen Fähigkeiten, neue Düfte zu kombinieren. Baldini ändert seine Meinung und kauft den Jungen Grimal ab.
Kurz darauf wird Baldini einer der grössten Parfumeure Frankreichs. Grenouille macht während dieser Zeit immer wieder Versuche, bestimmten Stoffen ihre Gerüche mittels der Destillation zu rauben. Doch sie scheitern. Daraufhin wird Grenouille sterbenskrank. Erst als Baldini ihm den Gesellbrief zusagt und ihm den Ort Grasse nennt, der als den Ort bekannt ist, an dem andere Techniken der Duftgewinnung praktiziert werden, bessert sich Grenouilles Zustand.
Grenouille bricht auf nach Grasse. Doch auf dem Weg dorthin widert ihn den Menschengeruch zunehmend an. Er verschanzt sich deshalb in einer Höhle bei einem Vulkan. Dort lebt er sieben Jahre lang und träumt von sich als göttlichem Weltenerzeuger und rächendem Weltenzerstörer. Seine Geruchserinnerungen lassen ihn in einen Rauschzustand versetzen. Erst als er erkennt, dass er selbst keinen Eigengeruch besitzt, stürzt Grenouille in eine innere Katastrophe und verlässt die Höhle.
Er gelangt zum Marquis de la Taillade-Espinasse. Dieser betrachtet ihn als lebenden Beweis für die von ihm entwickelte Theorie vom «fluidum letale». Er unterzieht Grenouille eine Kur und führt ihn einer Gelehrtenversammlung als Demonstrationsobjekt vor. Grenouille mischt sich einen Menschengeruch und erpropt seine Wirkung. Nun wird er zum ersten Mal als Mensch akzeptiert. Daraus folgt, dass Grenouille die Menschen beherrschen möchte und sie durch ein Parfum dazu bringen möchte, ihn zu lieben.
Weiter auf dem Weg nach Grasse entdeckt Grenouille wieder ein Mädchen mit faszinierendem Duft. Doch er töte sie nicht sofort, sondern gibt sich zwei Jahre Zeit, um zu warten, bis der Duft des Mädchens sich voll entfaltet hat. Im Laufe der Zeit lernt Grenouille, wie man Stoffen seinen Geruch entzieht. Er stellt sich verschiedene Eigengerüche her, die er in unterschiedlichen Situationen verwendet.
Weil Grenouille Angst hat, dass der Duft des Mädchens verfliegt, entschliesst er sich, den Duft des Mädchens in ein Duftdiadem einzubauen. Dieses soll aus 24 Düften bestehen, welche alle von 24 verschiedenen Mädchen stammen sollen. In der folgenden Zeit findet und tötet Grenouille diese Mädchen und gewinnt ihren Duft.
Die Bevölkerung glaubt, dass die Morde aufgehört haben, aufgrund eines Bittgottesdienst. Doch nicht Antoine Richis, der Vater des Mädchens. Er durchschaut das System hinter den Morden und ist sich sicher, dass seine Tochter die Nächste sein wird. Um sie zu schützen bringt er seine Tochter Laure aus der Stadt. Er denkt, dass wenn seine Tochter erstmal verheiratet ist, dass sie dann kein Wert mehr für den Mörder hat. Doch Grenouille bemerkt ihre Abwesenheit und folgt den beiden. Er ermordet Laure, speichert ihren Duft und kehrt zurück nach Grasse.
Die Polizei verdächtigt Grenouille und nimmt ihn fest. Er gesteht seine Tat. Doch trotz der Folter gibt er nichts über sein Motiv preis. Grenouille wird deswegen zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung wird vorbereitet und ähnelt einem Volksfest. Grenouille hat das absoulte Parfüm fertig hergestellt und benetzt seine Haut damit am Tag seiner Hinrichtung. Die Menschen glauben deswegen, dass Grenouille sicher nicht der Mörder sein kann. Sie fangen an, ihn zu lieben und die geplante Hinrichtung entwickelt sich zu einer Massenorgie. Doch Grenouille kann dies nicht geniessen. Er möchte ihren Hass spüren. Doch das Parfüm hindert die Menschen daran. Selbst als der Vater von Laure auf ihn zukommt und Grenouille denkt, dass dieser ihn umbringt und ihm die Erlösung bringt, umarmt Antoine ihn und bittet ihn um Verzeihung. Daraufhin fällt Grenouille in Ohnmacht.
Er wacht im Bett von Laure auf und Antoine bittet ihn, sein Adoptivsohn zu werden. Wenig später verlässt Grenouille Grasse.
Er kehrt nach Paris zurück. An den Ort, wo er geboren wurde. Nachts versammeln sich dort Diebe, Mörder und Messerstecher. Er übergiesst sich mit dem Parfüm und erscheint dem Gesindel plötzlich wie ein Engel. Sie stützen sich auf ihn, zerhacken ihn und fressen ihn auf. Grenouille ist verschwunden, doch die Kannibalen haben «zum ersten Mal etwas aus Liebe getan».
Der Autor
Patrick Süskind ist 1949 in Ambach am Starnberger See geboren. Er studierte mittlere und neuere Geschichte und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er selbst lebt in München, Paris und Montolieu/Südfrankreich. Die Annahme mehrerer ihm zuerkannter Literaturpreise hat er abgelehnt.
Bewertung
Gesamtbewertung:
Einfach zu lesen:
Spannung:
Sich in die Protagonisten hineinversetzen können:
Shortfacts
Buchtitel: Das Parfum
Autor: Patrick Süskind
Anzahl Seiten: 319
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-257-22800-7