Qlimax – A Final Tribute

Nach dem 24-jährigen Bestehen schliesst Qlimax, die „Church of Hardstyle“, endgültig seine Tore. Das letzte Kapitel der Erfolgsgeschichte eines Events, der ein Genre geprägt, Millionen von Ravern inspiriert und die Messlatte für Storytelling an Festivals immer neu definiert hat.

Seit ich elektronische Tanzmusik höre, wusste ich passiv von dem Genre „Hardstyle“. Ein Mix aus Trance und Hardcore, der in den frühen 2000ern aufkam, etwas plump benannt ist und eigentlich ziemlich ok wäre.

Wäre da nur nicht diese nervige Kickdrum, die die meisten Songs schwer auszuhalten lässt.

„I felt it before I heard it, the heartbeat of a place I knew I belonged“ – Spirit Of Hardstyle

Spätestens Mitte 2015 änderte sich meine Meinung drastisch, als ich das Aftermovie zur Qlimax 2014 sah.

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Als „Guilty Pleasure“ fanden bereits einige Tracks in der vergangenen Monaten ihren Weg in meine Playlist. Aber dieses Aftermovie und der Event, den er einfing, rekontextualisierte das Genre für mich völlig.

Im Lichtdesign, der Stage, der Klanggewalt und den Menschen sah ich eine Einheit, die ich im EDM-Mainstream so nicht wahrnahm. Und diese Bedeutung zeigte sich auch am Renommee dieses Events in der Szene: auf dem Line-Up zu erscheinen, war ein Ritterschlag für jeden Act, geschweige denn, eine Hymne für eine Ausgabe zu produzieren. So wurde es auch über die Jahre üblich, dass neue Tracks oft speziell für den Event produziert wurden, die dessen mystischen Vibe einzufangen versuchten.

Eines war klar: dieses Festival zu besuchen, war einen Eintrag auf der Bucketlist wert.

„Disciples, our final ritual awaits.“

9 Jahre und eine Pandemie später wurde es kommuniziert: Qlimax würde 2024 ein letztes Mal stattfinden. Zwischen den Zeilen lässt sich lesen: nach den finanziell schwierigeren Jahren 2020 & 2021 und einer Übernahme durch eine Private Equity-Firma würde sich der Organisator auf sein Weekend-Festival, Defqon.1, fokussieren.

Zeit dazu also, endlich dieses Item von der Bucketlist zu streichen. Zusammen mit einem guten Freund und bewaffnet mit einer Sony ZV-1 reisten wir für ein Wochenende auf Amsterdam, Utrecht und zuletzt ins GelreDome in Arnhem, wo der Event mit unbekanntem Line-Up stattfinden würde.

A final tribute

Als Kompromiss zwischen Erinnerungen sammeln und aufzeichnen entschied ich mich dazu, am Event mit der Kompaktkamera einige Schnappschüsse einzufangen. Da die Fotos mit dem 1“ Sensor unerwartet gut herausgekommen sind, entschloss mich, eine Fotoauswahl in ein Zine im Stil des Events zu verarbeiten, gepaart mit einem Track in QR-Code-Form pro Phase dieser letzten Partynacht.

Das Resultat kann hier angeschaut oder hier heruntergeladen werden.

Dass der Event unglaublich war, lässt sich in den Reaktionen auf Social Media unschwer erkennen, die Wechselwirkung zwischen diesem Event und der Szene kaum überbetonen. Von den vielen DJs, die darin ihre erste Inspiration fanden, zu dem bleibenden Impact, welcher Qlimax auf den Sound von Hardstyle hinterlässt.

Es bleibt nur, danke zu sagen für ein Phänomen, welches mir und vielen anderen über lange Zeit das Winterhalbjahr in Vorfreude versüsst hat.

(eli)

Idee und «Konzeption»

Ursprünglich nahm ich die Kamera in der Idee mit, die Reise zu Vloggen. Diese Idee musste dann aber leider dem Genuss des Moments & einigen Jam-Sessions weichen, weshalb ich unsere Reise schon vor dem Event fotografisch festzuhalten begann. Am Tag des Events hoffte ich auf das Beste, dass mich dieser Zwerg dann als Eventfotografie-Tool beeindrucken würde.

Shooting am Tag X

Vorbereitend auf den Abend erstellte ich mir Presets für die Brennweiten 24- und 70mm mit passendem Shutter-Speed, um mit einem Knopfdruck auf zwei gute Ausgangslagen zurückgreifen zu können.

Speziell bei Feuereffekten experimentierte ich mit dem Shutter-Speed, um eine gute Balance zwischen Bewegung und „eingefrorenem“ Look zu erreichen.

Die ZV-1 war insgesamt das fast perfekte Tool für den Abend. Der Formfaktor war fantastisch, einfach in einer Bauchtasche zu transportieren, und die 2.8er Blende bei 70mm kann sich definitiv sehen lassen. Einziger Negativpunkt: die 24mm sind für Vlogging definitiv, aber auch für Eventfotografie etwas knapp bemessen.

Bei der Materialsichtung fiel mir auf: oft nutzte ich die 24mm, obwohl mehr gute Detailaufnahmen von Ravern, trotz der geringeren Lichtstärke, zur Abwechslung geholfen hätten.

Nach(t)bearbeitung

Zusammen mit der Post-Festival-Depression begleitete mich auch die Post-Produktion der Fotos über Wochen. Die Good News: dank grossem Kontrast zwischen der Lichtshow und der Dunkelheit liessen sich die Schatten in der Nachbearbeitung oft ins pure Schwarz ziehen, was das Rauschen im Schattenbereich minimierte.

Sturz in InDesign

Während dem Bearbeitungsprozess schien mir die Idee einer Fotosammlung doch etwas mager, weshalb ich den Entschluss fasste, die Auswahl in meinem meistgehassten Adobe-Programm aufzuarbeiten. Der Prozess war erstaunlicherweise sehr angenehm. Ich wählte ein Layout, Gestaltete einige Vektor-Elemente im Qlimax-Stil und kuratierte eine Playlist, um dem Zine einen ähnlichen Bogen zu verschaffen, wie es der Event selbst hatte. Ein multimediales Storytelling, mit minimalem Text, Musik und Fotos zu erstellen, war für mich eine interessante Herausforderung.

Fazit

Für ein Nebenprojekt häuften sich die Stunden für dieses Projekt ziemlich, aber der Prozess hat sich definitiv gelohnt. Zumal ich währenddessen konstant in Erinnerungen schwelgen konnte 🙂