Reglement 60.006D
Es ist allgemein bekannt, dass die Küche im Militär nicht mit Gault-Millau-Punkten protzen und sich die Kasernen nicht mit Erwähnungen im Hotel- und Restaurantführer von Michelin schmücken können. Günstig, schnell und in grossen Mengen sollen die Speisen zubereitet werden können, die auf Übungen in der Gamelle landen. Na dann, «ohne Mampf kein Kampf».
Es darf aber nicht nur das Negative hervorgehoben werden: Die Armee kümmert sich immer mehr um eine gesunde und ausgewogene Ernährung aller Angehörigen der Armee. Da jedoch einige nicht mehr oder nie in den Genuss dieses Gaumenschmauses kommen werden oder gekommen sind, haben wir auch wegen eigener durchwachsener Erfahrungen mit der Militärküche einige mehr oder weniger bekannte Gerichte ausgesucht, fleischlos abgeändert, nachgekocht und fotografiert.
Auf der Webseite kannst du dich durch die Rezepte klicken oder direkt die Broschüre als PDF herunterladen. Unsere Inspiration haben wir aus dem offiziellen Buch «Kochrezepte für die Militärküche». Aber Achtung: Wenn du nicht gleich für 100 Nasen kochen willst, versuche es doch zuerst mit unseren familienfreundlichen Rezepten. En guete!
(mou)
Die Idee
Beni und ich, Basil, haben selber einschlägige Erfahrung mit dem Essen im Militär – von ausgezeichnet bis fast ungeniessbar. Während ich nur in der Fassstrasse auf meine Portion warte, ist Beni auch in der Küche unterwegs und kennt damit auch die anderes Seite. In unserer Kompanie gibt es so genannte Detachements-Köche. Sie werden ausgebildet, um Gruppen von etwa zehn Personen auf dem Feld bei Übungen zu bekochen. In einem WK durfte auch ich diesen sehr kurzen Kurs besuchen und habe seither das Reglement 60.006D zu Hause: das heilige Kochbuch der Armee. Das ist nun ein paar Jahre her, immer wieder habe ich mir vorgenommen, etwas aus diesem Buch zu kochen. Doch es kam nie dazu. Beim Ausstauben im Winter ist es mir dann wieder in die Finger geraten: Der perfekte Grund, ein digezz mit einem tollen Team zu starten. Ganz nach dem Motto «Militärküche abwechslungsreich und gesund».
Die Rezepte
Wir mussten uns zuerst einen Überblick über die mehr als 400 Seiten verschaffen. Nebst den Rezepten selber sind noch sehr viele nützliche Information über Zubereitungsarten und Geräte zu finden, welche in einer gut ausgerüsteten Industrieküche anzutreffen sind. Auch werden einige Kapitel der Ernährungswissenschaft gewidmet. Eigentlich logisch, denn die Leitungen, die bei anspruchsvollen Übungen erbracht werden müssen, kommen ja nicht von ungefähr. Nach stundenlangem diskutieren, welche Rezepte wir etwas abändern und nachkochen können, haben wir uns auf fünf Gerichte festgelegt.
Das Produzieren
Da Romy auch sonst für ihren Blog viel kocht und fotografiert, haben wir uns entschieden, das Kochen und Shooten bei ihr zu Hause zu machen. Doch bevor es an Kochen gehen konnte, mussten die Rezepte auf vier Personen runtergerechnet werden. Die Produkte hat Romy dann bei Migros im Online-Shop auf den Studiotag bestellt. Für das Kochen und Fotografieren haben wir zwei Tage eingerechnet, die wir voll ausgenutzt haben. Uns war zu Beginn klar, dass das Zubereiten, schön präsentieren und Fotografieren länger dauert, als wenn man nur für sich etwas kurz kocht. Dass es aber gerade so viel Zeit in Anspruch nimmt, hätten wir nicht gedacht. Als Hintergrund konnte Beni von seinem Verein mehrere alte Militärblachen ausleihen. Ich selber brachte das TAZ-Oberteil, die Gamelle und das Kochbuch mit. Fotografiert wurde mit einer Canon R5, 24-70mm f2.8-Objektiv, Tageslicht und einem LED-Dauerlicht mit Softbox für den weichen und angenehmen Look. Romy hat die besten Bilder dann ausgewählt und in ihrem Stil bearbeitet.
Für Beni und mich als Food-Photography-Noobs war es spannend zu sehen, wie man die einzelnen Objekte am besten in der Szene arrangiert, um ein ausgewogenes und einladendes Bild zu erhalten. Schlussendlich ist der Zweck der Bilder ja, einem zum Nachkochen zu animieren.
Die Produkte
Nachdem alle Bilder im Kasten waren, stürzte sich Beni in die Entwicklung der Webseite. Dafür wollte er zuerst eine eigene Seite nur mit HTML und CSS aufbauen. Nachdem das etwas ins Stocken geraten war, wollte er nach der zweiten IM4-Blockwoche die Seite mittels einem Custom Template bei WordPress machen. So konnte er das Gelernte gleich in einem eigenen Projekt anwenden. Besonders die die Custom Gutenberg-Blocks haben ihm die Arbeit massiv erleichtert. Die Seite sollte eine leichte Ähnlichkeit mit der offiziellen Seite des VBS haben. Hier hätten wir uns bei der Gestaltung der Broschüre und der Webseite noch mehr Gedanken machen und besser untereinander absprechen müssen.
Romy gestaltete gleichzeitig die Broschüre mit den Rezepten für die Verbreitung als PDF. Dabei waren wir uns lange uneinig, welche Texte es nebst den Zutaten und der Anleitung noch benötigt. Wollen die Nachkochenden überhaupt Texte lesen oder geht es nur ums Kochen? Mit einem kurzen Teaser zu jedem Rezept sowie einem militärisch angehauchten Text über das authentische Genuss-Erlebnis haben wir unserer Meinung eine gute Balance gefunden. Das Layout wurde sehr einfach gehalten und den echten Reglementen der Armee angelehnt.
Die Texte zu schreiben war auch nicht ganz einfach: Es ist für mich das erste Mal, dass ich Rezepte schreibe. Dabei die Balance zwischen Unterhaltung und Information zu finden ist knifflig. Einerseits will man schnell auf den Punkt kommen, um den Köchinnen und Köchen das Leben einfach zu machen. Andererseits will man all jene unterhalten, die nicht gerade am Herd stehen und auf eine klare Anleitung angewiesen sind. Und dabei noch unterschwellig den Militär-Slang einfliessen lassen. Entsprechend oft musste ich die Texte redigieren und schärfen.
Die Learnings
- Kochen fürs Foto ist nicht wie Kochen fürs Essen
- Gesamtheitliches Gestaltungskonzept hätte die Arbeit massiv erleichtert und aufgewertet
- Das Ziel der Arbeit schon am Anfang des Projekts im Detail festlegen, so dass alle am selben Strang ziehen
- Texte mit mehreren Absichten (Informieren und Unterhalten) ist schwieriger als gedacht
- Zutaten-Tabellen im Web ohne Code-Snippets zu erstellen ist eine Qual
Wie weiter?
Die logische Konsequenz aus unserer bisheriger Arbeit wäre, noch mehr Rezepte auszusuchen, abzuändern und nachzukochen – was nicht sonderlich kreativ wäre. Stattdessen könnten wir uns vorstellen, mehrere Videos über das Kochen über offenem Feuer im Wald zu machen. Halt so, wie es bei einer Durchhalteübung im Militär auch wäre. Dabei könnten die ganzen Utensilien, besondere Techniken und das Feuer an sich thematisiert werden. Bleiben wir also gespannt ob wir im Herbst plötzlich aus dem Wald Gourmet-Militärküche zaubern.