SIXTH II – ein Kunstprojekt

Ein 7-minütiger Onetake von Tanz & Trauer. Mit diesem Projekt wollte Anja Leber ein für sie sehr persönliches und tiefgründiges Thema verarbeiten. Seit einer Weile hatte sie sich mit den Themen Tod und Trauer auseinandergesetzt. Hierdurch ist sie auf die sechs Phasen der Trauer nach Elisabeth Kübler-Ross gestossen.

Direkt konnte sich Anja mit den Theorien von der schweizerisch-US-amerikanischen Psychiaterin identifizieren und sah einen Bezug zu ihren persönlichen Gefühlen.

Diese Erkenntnisse bewegten Anja dazu, ein audiovisuelles Tanzprojekt auf die Beine zu stellen, mit welchem sie ein persönliches Ereignis aus ihrem Leben verarbeiten will.

The Sixth II ist ein sehr persönliches Kunstprojekt von Anja Leber mit der international bekannten Tänzerin PALETA CQ – aufgenommen von mir.

Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.

(mou)

Umsetzung

Inhaltlich hatte ich wenig beigetragen. Dies war aber natürlich auch richtig so. Denn ein so persönliches Projekt muss man selbst gestalten. Dies hatte ich von Anfang an mit Anja besprochen. Ich wollte mich darauf konzentrieren, die Bewegungen und damit ausgelösten Emotionen so roh und echt einzufangen, während ich mit Linsenwahl, Kamerabewegung, und Farbstil das gezeigte möglichst unterstreichen, aber ja nicht stören oder vorwegnehmen wollte.

Location

Die Location war von Anfang an ein schwieriges Thema. Anja wusste lediglich, dass sie ein riesiger Raum/Halle möchte in der sie und Paleta klein und bedrückt wirken. Ursprünglich hatte sie die Reithalle in Bern vorgeschlagen. Diese haben wir dann auch besichtigt und hätten sie für die gewünschten Daten gekriegt. Ich habe jedoch mehrmals erwähnt, dass die ganzen Graffitis im Hintergrund sehr vom Gezeigten ablenken werden.

Da ich die Säulenhalle in Bern bereits kannte und auch schon vor diesem Projekt darin drehen durfte, haben wir entschlossen auch diese zu besichtigen. Für mich war klar – nichts ist cleaner und imposanter als dieser Raum.

Glücklicherweise konnte ich Anja davon überzeugen hier zu drehen. Schnell fand sie auch, dass die Location eigentlich gut zum Thema passte und sah Brücken von ihrer Story zur Halle mit den über 20m! hohen Säulen.

Onetake

Von Anfang an war klar. Das Projekt wird ein Onetake. Also – kein Schnitt – ein einziger Take. Dies bedeutet, dass wir den fast 7 minütigen Durchgang üben mussten. Hierfür hatten wir die Location extra einen zusätzlichen Tag gemietet, um Laufwege und Geschwindigkeiten zu finden und zu erproben. Dies hatte sich als extrem wichtig entpuppt. Denn am Übungstag hatten wir den Durchgang über 10 mal durchgemacht. Zuerst langsam und in einzelne Stücke herunter gebrochen – danach als Ganzes.

Am Drehtag hatten wir uns das Ziel gesteckt, mit 3 Übungsdurchläufen und 3 «scharfen» Durchläufen das Ganze einzufangen. Schlussendlich hatten wir das Projekt nach dem 7. Versuch am Drehtag eingefangen. Das musste auch so sein. Denn die Qualität – sei es Tanz, Kameraführung oder Focus Pulling, hatte mit jedem Take abgenommen. Ein 8. mal hätten wir wohl nicht sauber hingekriegt.

Technik

Ich hatte früh entschieden dass ich die Kamera auf einem Gimbal durch das Geschehen führen möchte. Aus der Hand wäre das ganze zu wackelig geworden, gerade weil der Zuschauer fast 7 Minuten ohne Unterbruch zusieht. Ebenfalls wollte ich dass eine 2. Person den Fokus zieht. Ich konnte unmöglich genau getaktete Schritte ablaufen, das Framing im Auge behalten und dazu auch noch den Fokus bedienen (obwohl das technisch mit dem DJI RS 2 Gimbal möglich ist). Auf Autofokus zu vertrauen war auch keine Option, da ich genau im richtigen Moment den Fokus auf einem gewissen Teil des Bildes wollte.

Da die Halle ca. 20m hoch ist wahr Licht gar nie ein Thema. Wir mussten also mit den Phosphor-Röhren arbeiten die uns die Halle gab. Dies war auch der Grund wieso wir uns schlussendlich für schwarz-weiss entschieden. Der Gelbstich welcher das Videomaterial aufwies lenkte zu fest ab.

Alles in allem…

…finde ich das Projekt sehr gelungen. Am Anfang war ich skeptisch, da ich keinerlei Kontrolle über das Licht hatte. Im Nachhinein merke ich – es hat mir geholfen mich auf die Bewegung und das Framing zu konzentrieren. Wie immer – Einschränkungen helfen mir oft, mich kreativ wirklich auszuleben, anstatt mich an jedem Detail zu verlieren – so ironisch es klingen mag.