Sounddesign für die Tanzfläche

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Mit einem Mikrofon, einer Digital Audio Workstation und einigen Alltagsgegenständen habe ich ein Musikstück produziert, welches ausschliesslich aus selbstaufgenommenen Sounds besteht.

Mit etlichen Softwaretools und Samplepacks, die die Musikindustrie hervorbringt, wird es immer leichter, professionelle Musikstücke zu produzieren. Auch im Bereich der Synthesizer, das sind Klangerzeuger, herrscht ein grosses Angebot an professionell hergerichteten Presets. Mit diesen Presets klingt dein Track in Sekundenschnelle so wie bei deinem Lieblingsproduzenten.

Hat ja alles was Gutes, die Einstiegsschwelle für Produzenten ist somit um einiges tiefer und der Workflow wird vereinfacht. Du kannst dich auf das Wesentliche konzentrieren, nämlich auf das Komponieren. Aber das macht irgendwie nicht so Spass. Und seine eigenen Sounds kreieren, das solltest du schon können, wenn du dich vom Sound-Dickicht, welches Tag für Tag seinen Weg in die Welt findet, abheben willst.

Mit ein bisschen Ideenreichtum, einem Papiersack, einem Stück Alufolie, einer Spraydose, einem Schlüsselbund und deinem Körper hast du alles, was du brauchst, um einen mehr oder weniger tanzbaren Track herbeizuzaubern.

Das fertige Musikstück besteht ausschliesslich aus diesen 11 Samples.

Zu viel von der Zauberei will ich nicht verraten. Die meisten verstehen ab hier wohl sowieso nur noch Bahnhof. Doch für die wenigen, die es wirklich interessiert, gibts einen kleinen Input, wie man aus einem Pfeifton seine Lieblingsklänge zaubert. Alle anderen können den nächsten Abschnitt sonst einfach überspringen.

Ein Synthesizer erzeugt grundsätzlich Schwingungen. Das ist schlussendlich nichts anderes als ein Pfeifton zum Beispiel. Mit einem Sampler, wie er in der DAW Ableton Live anzufinden ist, lässt sich solch ein Ton in der Tonhöhe verändern, also transponieren. Mit einem Saturator lassen sich dann Obertöne einer Grundschwingung erzeugen. Das funktioniert so ähnlich wie ein Verstärker für eine Gitarre. Dieser verzerrt das Eingangssignal. Mit Kompressoren, Equalizern, Vocodern sowie Hall und Delay-Effekten sind deiner Kreativität dann fast keine Grenzen mehr gesetzt. Viel mehr gibts eigentlich nicht zu wissen, am besten einfach selbst probieren.

Auf den Kreativprozess folgen etliche Stunden an Mixing. Da passt du alle einzelnen Spuren aufeinander ab, so dass alles zusammen harmoniert. Zum Schluss knallst du noch einen Kompressor auf den Masterchannel, dass es auch ordentlich ballert. Und thats it!

Zum krönenden Abschluss gibts obendrauf eine Audiovisualisierung mit meinem neu designten Artistnamen. Sonst wäre das ja alles nicht wirklich Multimedia.

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(bas)

Reflexion

Es war eine grosse Herausforderung, nur mit selbst aufgenommenen Klängen ein fertiges Musikstück zu produzieren. Das technische Know-how ist nicht zu unterschätzen. Recording, Sounddesign, Composing, Arrangement, Mixing und Mastering sind alles Disziplinen, die alleine schon eine Kunstform sind. Etliche Stunden habe ich verbraucht, um meine Instrumente überhaupt so tönen zu lassen, wie ich sie gerne hatte. Das machte aber auch am meisten Spass, da ich in diesem Bereich bestimmt am meisten lernte. Ich experimentierte mit etlichen Effekten und Einstellungen, was mich auf ganz neue Ideen brachte. Beim Composing und Arrangement entstanden dann etliche Versionen, die zum Ende hin zu einem definitiven Arrangement geführt haben. Mixdown und Mastering braucht ebenfalls viel Ausdauer, ein geschultes Gehör und ein hohes Mass an Disziplin. Wenn 35 Spuren simultan laufen, hat jede Klangveränderung einer einzelnen Spur einen Einfluss auf die Gesamtbalance zwischen den verschiedenen Klängen. Das kann nervenaufreibend sein, wenn man den Überblick verliert.

 

Learnings

Ich bin verblüfft, wie weit ich mit einem Pfeifton und einigen Geräuschen komme, wenn ich genug lange am Sounddesign herumtüftelt. Mitunter hat mich am meisten erstaunt, wie Stereoeffekte einen Einfluss auf die Gesamtwirkung eines Musikstückes haben. Alle Klänge habe ich in Mono aufgenommen, also mit nur einem Mikrofon. Das klang zu Beginn ziemlich langweilig. Hierbei merket ich aber, dass die Kontrolle über das Stereobild wesentlich einfacher handzuhaben ist. Ich konnte viel gezieltere Stereoeffekte anwenden, als wenn ich 20 Samples gebraucht hätte, die alle einen leicht anderen Hall haben. Nebst dem war es eine Bereicherung, alle Produktionsschritte von der Ideeenfindung bis zum Mastering selbst durchzuspielen. Ich habe in jeder Disziplin einmal mehr grundlegende Erfahrungen gesammelt, welche unabdingbar sind, um irgendwann professionell Musik zu produzieren.

 

Fazit

Der ganze Prozess war extrem spannend und lehrreich. Ich hätte mir kein besseres Digezz Projekt für das erste Semester wünschen könne. Trotzdem hat mich das Ganze auch viele Nerven gekostet. Es gab 22 Versionen des Mixdowns, bis ich endlich mal annäherungsweise zufrieden war mit dem Klang. Nebst dem musikalischen und technischen Teil war es deshalb eine willkommene Abwechslung, die grafischen Inhalte für das fertige Video mit in das Gesammtwerk einfliessen zu lassen. Das Videomaterial ist zwar sehr minimalistisch, jedoch habe ich damit als Aftereffects Neuling sehr viele grundlegende Anwendungsmöglichkeiten erlernt, die ich nicht missen will. Und die eigens Entwickelte Schrift für meinen Artistname ist schon auch bizli cool. Die ist übrigens in Illustrator entstanden.