The Meeting: Eine Lego Stop-Motion Produktion
Stop-Motion – eine magische Brücke zwischen der Welt der stillen Fotografie und der kinematographischen Bewegung, die unsere Vorstellungen von Realität und Fantasie neu formt. Eine Technik, mit der wir uns beide schon lange einmal auseinandersetzten wollten. So schlossen wir uns zusammen, gewappnet mit Neugier und dem Willen, in dieses unbekannte Terrain vorzudringen.
Unsere anfängliche Idee eines kleinen Projekts verwandelte sich unerwartet in eine beeindruckende Reise in die Welt des Stop-Motion. Wir tauchten ein in eine Welt, in der jeder Frame, jeder Moment, jedes winzige Detail zählt. Am Ende entstand etwas viel Grösseres als nur ein kurzes Video. Es entstanden insgesamt drei Videos, aber noch viel wichtiger zwei MMP-Studenten die nun gleichermassen fasziniert, wie auch eingeschüchtert von dieser Technik sind und unglaublich viel dabei gelernt haben. Es ist eine Kunst, die eine Meisterschaft in Geduld verlangt.
The Meeting (Teaser)
Die über 600 Bilder sprechen mehr als tausend Worte.
The doomed City (Erster Versuch)
Bewaffnet mit nur einem iPhone und einem Ninja-Legoset, stellte sich David der Herausforderung der Stop-Motion Filmtechnik. Mit jedem abfotografierten Legostein begann unsere ungewöhnliche Reise in diese kunstvolle Filmwelt.
Der Plot:
Inmitten des friedlichen Dorflebens bahnte sich unbemerkt eine unerwartete Gefahr ihren Weg. Das mächtige Ninjago-Schiff tauchte am Horizont auf und warf seine Schatten über die Idylle. Ahnungslos von dem drohenden Unheil wurden die Dorfbewohner aus ihrer Ruhe gerissen. Mit einem gewaltigen Knall brach das Schiff durch die Schutzmauern des Dorfes und stürzte es ins Chaos. Panik ergriff die Bewohner, die verzweifelt versuchten, ihre Häuser gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Ein tapferer Verteidiger trat hervor und stellte sich den Ninjas. Doch in einem herzzerreissenden Wendepunkt des Geschehens fiel er mutig im Kampf, sich selbst opfernd, um das geliebte Dorf zu schützen.
Behind-The-Scenes von The Meeting
Volle Speicherkarten, leer Akkus – wir konnten leider nicht jeden Augenblick festhalten. Am Set war Geduld mehr als nur ein Schlagwort, es war unser Mantra. Trotz aller Hindernisse konnten wir einige unvergessliche Momente eingefangen.
Idee
David hatte plötzlich die zündende Idee – einen Lego Stop-Motion Film zu drehen. Die Story? Ein aufeinander treffen mächtiger Präsidenten, die sich dann in einer skurrilen Szene verstricken. Kaum hatte er mir von dieser DIGEZZ-Idee erzählt, war ich Feuer und Flamme. Stop-Motion hat mich schon immer irgendwie gepackt. Und hey, wir sind vielleicht nicht die geborenen Bastler, aber mit Lego? Das kriegen wir doch locker hin, dachten wir uns!
Umsetzung – «The Meeting»
Um das Video zu realisieren, hat David an einem Wochenende einen Testlauf mit seinem iPhone durchgezogen. Und ehrlich gesagt, für einen Test, der nur mit einer iPhone-App gemacht wurde, hat das Ergebnis uns ziemlich beeindruckt! So entstand «The doomed City», mehr Infos zur Umsetzung findest du im entsprechenden Kapitel.
Lange beschäftigten wir uns mit der Suche nach der geeignetsten Machart für unser Stop-Motion. Das ganze nur mit einer simplen App zu erstellen, schien uns zu langweilig. Daher recherchierten wir, wie wir den Stop-Motion mit einer richtigen Kamera filmen oder besser gesagt abfotografieren konnten. Flagship unter den Stop-Motion Softwares ist Dragonframe: eine 300 Dollar Software, die es jedoch recht in sich hatte. Unzählige Netflix-Shows, sowie einer der bekanntesten Stop-Motion Produktionen «Shaun das Schaf» wurden damit erstellt. Andere alternativen um ein Stop-Motion mit einer externen Kamera zu erstellen, gab es nicht wirklich. Unserer Meinung nach, waren uns die Alternativen zu wenig professionell für unser DIGEZZ.
Um unser Stop-Motion aufzunehmen, benutzten wir meine Kamera, eine Fuji XT-4. Für ein Behind-The-Scenes welches wir zusätzlich erstellten, liehen wir uns zum ersten Mal ein paar Kameras und Stative von der Technikausleihe aus. Dadurch konnten wir qualitativ hochwertige BTS-Aufnahmen machen.
Da wir zur Umsetzung ein ganzes Buch schreiben könnten, hier ein Überblick unserer Schritte der Production:
- Story schreiben: Präsidenten-Plot war geboren
- Testversuch von David
- Suche nach der richtigen Software & Technik
- organisieren der Legos & Hilfsmittel
- Ort für Aufnahme planen –> TV-Studio im Medienhaus
- aufstellen der BTS-Technik
- Aufbau unserer Lego-Szene
- basteln unserer Protagonisten
- Set aufbauen
- Frame für Frame einfangen (in 4k)
- alles abbauen
Bei unserer Produktion von «The Meeting» entstanden genau 644 Bilder.
Und hier die Schritte unserer Postproduction:
- Zusammenfügen aller gesammelten Aufnahmen (250 GB)
- Schnitt in Premiere Pro
- Erstellung unseres Intro/ Outro in After Effects
- editieren des Greenscreens und Special Effects
- Sound Design erstellen
- Erstellen der Thumbnails
- Youtubekanal erstellen und Videos hochladen
Ehrlichgesagt haben wir beide unterschätzt, wie viel Aufwand so ein simples Stop-Motion benötigt. Aus zeitlichen Gründen haben wir uns relativ schnell (etwas bei Bild 200) entschieden es nur bei einem Teaser zu belassen. So fügten wir aber dafür während des Aufnahmeprozesses weitere Elemente dem Teaser hinzu. So entstanden auch die Szene «Putin als Teufel», sowie die Bedankung aller involvierten Figuren mit dem legendären Soundtrack.
Umsetzung – «The Doomed City»
Ich war von der Idee fasziniert, ein Lego-Stop-Motion Video zu erstellen, angetrieben von einer Fülle an filmischen und fesselnden Handlungen, die in meinem Kopf herumschwirrten. Die Aussicht, einen Stop-Motion-Film zu inszenieren, reizte mich vor allem, weil es mir eine grössere Kontrolle und Flexibilität ermöglichte. Ohne auf echte oder gute Schauspieler angewiesen zu sein, konnte ich mühelos das Drehbuch ändern und die Bewegungen der Lego-Figuren selbst machen.
Was ich jedoch nicht erwartet hatte, war dass all das alleine zu bewältigen eine enorme Herausforderung sein würde. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass allein eine gute Geschichte nicht ausreicht. Es gibt so viele verschiedene Teile, die zusammenkommen müssen, um ein ansprechendes Stop-Motion Video zu erstellen. Angefangen bei den grundlegendsten Dingen wie Licht, Kameraobjektiven, Lego-Figuren und Lego-Bewegungen bis hin zu Bildanimationen, Sounddesign und sowie vieles weiteres Außerdem ist es ziemlich schwierig, die genauen Figuren zu finden, die man möchte, um die Geschichte so präzise wie möglich zu erzählen. Deshalb endet man damit, die Figuren selbst zu erstellen oder Teile der Geschichte zu kürzen und zu opfern. Dies ist jedoch nicht die beste Option, da die Geschichte das Fundament des gesamten Films bildet. In meinem Streben nach Geschichtenerzählung sehnte ich mich auch danach, mich von den Einschränkungen traditioneller Stop-Motion Regeln zu lösen. Als Regisseur genoss ich die Freiheit, Grenzen zu überschreiten und zu experimentieren. Normalerweise werden Stop-Motion-Filme mit einer statischen Kamera gedreht, bei der nur die Lego-Figuren in Bewegung sind, während die Kamera situativ steht. Doch ich entschied mich dafür, während der Aufnahmen der Legofiguren dynamische Kamerabewegungen einzusetzen, um der Geschichte einen Hauch von Realismus, Lebendigkeit und so verschiedenen Perspektiven zu verleihen. Diese Entscheidung passte zu den dynamischen und intensiven Momenten des Plots. Die Idee war gut, aber da ich es zum ersten Mal machte, gab es ein paar Dinge, die ich übersehen habe. Ich habe nicht genügend Bilder aufgenommen, um die Bewegungen des Objekts ausreichend fliessend zu gestalten, und ich habe die Figuren nicht oft genug bewegt, um sie realistisch und geschmeidig wirken zu lassen. Insbesondere die Lego Bewegungen, waren eine echte Geduldsprobe für mich. Jede Figur muss millimeterweise bewegt werden, um die Animation so flüssig wie möglich zu machen, und man muss ruhige Hände haben, damit die Figur nicht auf den Boden fällt. Sobald sie fällt, muss man sie wieder in dieselbe Position bringen, sonst wirkt es unnatürlich und fehlerhaft. Die Bedeutung der richtigen Beleuchtung, um die Stimmung der Geschichte zu setzen, wurde ebenfalls deutlich. Nach dem Filmen des Stop-Motion-Videos begann ich darüber nachzudenken, einen Namen für meine Video-Produktionsfirma zu finden, mit dem Ziel, sie so professionell wie möglich zu präsentieren. Nachdem ich zahlreiche Kombinationen und Optionen erkundet hatte, entschied ich mich für den Namen «Dream Walk Productions». Der Name verkörpert die Vorstellung, dass unsere Videos die Zuschauer auf eine Reise mitnehmen, ähnlich einem Spaziergang durch einen Traum. Anschließend erstellte ich das Produktions-Logo und die Intro/ Outro Animationen mithilfe von Adobe After Effects.
Nachdem ich all dies erreicht hatte, wurde mir bewusst, welche immense Herausforderung es ist, alle verschiedenen Aspekte der Produktion alleine zu verwalten. Als ehrgeiziger Regisseur machte ich mich auf den Weg, ein Team zusammenzustellen, um bei zukünftigen Videoprojekten zu helfen. Ich teilte meine Pläne und Ideen mit meinem Mitstudenten Yuri, zeigte ihm meine Skripte und den Prototyp meines ersten Videos, und er zeigte grosses Interesse. In diesem Moment begann Dream Walk Productions zu wachsen und sich zu etwas Grösserem zu entwickeln.
Reflexion/ Learnings
«Diese Erfahrung war für uns sehr aufschlussreich und bereichernd, und es gab viele wertvolle Erkenntnisse. An erster Stelle stand die Entdeckung der Komplexität hinter der scheinbaren Einfachheit von Stop-Motion. Was auf den ersten Blick als einfaches Spiel mit Lego erscheinen mag, entpuppte sich als ein hochkomplexer, technischer und kreativer Prozess. Diese Erkenntnis hat unser Verständnis und unsere Wertschätzung für Filmemacher und Künstler im Stop-Motion-Bereich wesentlich vertieft. Vorbereitung und Organisation sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Projekt. Die Planung des Ortes, die Organisation der Lego und Hilfsmittel, sowie das genaue Nachdenken über die Storyline und die Charaktergestaltung erwiesen sich als essentielle Bestandteile unseres Projekts. Die Herausforderung, die passende Technik und Software zu finden und zu erlernen, war ebenfalls ein grosser Teil unseres Lernprozesses. Der Umgang mit einer professionellen Software wie Dragonframe war zwar anfangs entmutigend, doch die Beschäftigung damit und das anschliessende Gefühl der Zufriedenheit, als wir anfingen, unsere Vision zum Leben zu erwecken, war unbezahlbar. Es hat mich daran erinnert, dass es immer lohnenswert ist, neue Fähigkeiten zu erlernen und seine Komfortzone zu verlassen.
Insgesamt war diese Erfahrung eine lehrreiche Reise, die unsere Fähigkeiten und unser Verständnis sowohl in der Technik als auch in der kreativen Gestaltung erweitert hat. Sie hat uns gezeigt, dass es wichtig ist, einen Plan zu haben, aber auch flexibel genug zu sein, um sich an Veränderungen anzupassen, wie wir es mit unserem Teaser getan haben. Obwohl es eine herausfordernde Aufgabe war, sind wir dankbar für die Erfahrungen und Fähigkeiten, die wir dabei gewonnen haben und freuen uns darauf, sie in zukünftigen Projekten anzuwenden.»
Ausblick
Nach der harten Arbeit und den vielen Stunden, die wir in «The Meeting» investiert haben, sind wir stolz auf das, was wir geschaffen haben. Es war eine grossartige Lernerfahrung, und wir sind gespannt darauf, unsere Fähigkeiten weiter zu verbessern. Mit der Zeit haben wir realisiert, dass Stop-Motion eine Kunstform ist, die Geduld, Präzision und eine Menge Kreativität erfordert. Aber trotz der Herausforderungen hat es so viel Spass gemacht, dass wir definitiv mehr davon machen wollen.
Unser nächstes Projekt? Wir spielen mit der Idee, eine Serie von kurzen Lego-Filmen zu erstellen, die auf aktuellen politischen Ereignissen basieren. Wir glauben, dass dies eine humorvolle und unterhaltsame Art sein könnte, aktuelle Themen zu beleuchten und gleichzeitig unsere technischen Fertigkeiten zu verbessern. Es ist eine aufregende Reise, auf der wir sind, und wir können es kaum erwarten, zu sehen, wohin sie uns führt.
In der Zwischenzeit hoffen wir, dass unser Teaser und das gesamte Making-of andere dazu inspiriert, ihren eigenen Stop-Motion-Film zu erstellen. Wie unser Projekt gezeigt hat, benötigt man dazu nicht unbedingt eine teure Ausrüstung oder einen professionellen Hintergrund – alles, was man braucht, ist eine Idee, ein Smartphone und eine Menge Legosteine und Kreativität!
Also, bleibt dran und seid gespannt, was als nächstes kommt!