Typografische Innovation durch Variable Fonts

Einführung in das Thema

Variable Fonts, offiziell bekannt als OpenType Font Variations, sind Schriftarten, die mehrere Schriftschnitte oder ganze Schriftfamilien in einer einzigen Font-Datei integrieren. Entwickelt wurden sie von führenden Unternehmen wie Adobe, Apple, Google und Microsoft und wurden erstmals 2016 vorgestellt. Sie ermöglichen es, sowohl die Ladezeiten zu verbessern als auch die Gestaltungsmöglichkeiten zu erhöhen. Mittlerweile werden Variable Fonts von den gängigen Webbrowsern unterstützt und sind in führenden Designsoftwares integriert. Trotz ihrer potenziellen Vorteile und weitgehenden Unterstützung sind Variable Fonts jedoch noch nicht weit verbreitet.

Ziel

Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, die Anwendungshindernisse und Vorteile von Variablen Fonts zu erforschen und zu untersuchen, inwieweit Variable Fonts in der Praxis eingesetzt werden und warum sie als technische Innovation noch nicht weit verbreitet sind. Dazu wurden qualitative Expert:inneninterviews. Die Ergebnisse sollen ein umfassendes Verständnis der Hindernisse und Chancen für den Einsatz von Variablen Fonts liefern. Daraus resultiert folgende Fragestellung und Hypothese: Welche Anwendungshürden und Vorteile bieten Variable Fonts? Dabei legen bisherige Forschungsergebnisse die Hypothese nahe, dass Gestalter:innen und Entwickler:innen digitaler Inhalte sich der Vorteile und Anwendungstechniken Variabler Fonts zu wenig bewusst sind, was dazu führt, dass diese wenig verbreitet sind.

Methodik

Zur Beantwortung der Forschungsfrage und Überprüfung der Hypothese wurden qualitative Expert:inneninterviews geführt. Die ausgewählten Fachpersonen stammen aus den Bereichen Typografie, Webdesign, Webentwicklung und Spezialist für Variable Fonts. Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgte aufgrund ihrer Expertise und Erfahrung mit Variablen Fonts. Die Interviews wurden transkribiert, analysiert und kritisch diskutiert. Zusätzliche Fachliteratur wurde herangezogen, um die gewonnenen Erkenntnisse zu bestätigen und zu erweitern.

Ergebnisse

Die Ergebnisse bestätigen, dass trotz einer positiven Einstellung gegenüber Variablen Fonts eine Kluft zwischen theoretischem Wissen und praktischer Anwendung besteht. Hemmende Faktoren sind die mangelnde technische Weiterentwicklung der Anwendungen, fehlende technische Kenntnisse und ein Mangel an praktischen Anwendungsbeispielen. Risikoaversion bei Designer:innen und Entwickler:innen erweist sich als entscheidender Faktor für die Adoptionsresistenz. UX-Designer:innen beeinflussen durch ihre Fontwahl die Verbreitung von Variablen Fonts.

Schlussfolgerung

Die Arbeit verdeutlicht, dass das Bewusstsein und die technische Weiterentwicklung von Variablen Fonts gefördert werden müssen, um deren Verbreitung zu steigern. Praktische Anwendungsbeispiele und unterstützende Massnahmen durch Softwareanbieter:innen sind notwendig, um die Vorteile dieser Technologie vollständig auszuschöpfen. Trotz der bestehenden Herausforderungen bleibt das Potenzial von Variablen Fonts für die Zukunft des Webdesigns vielversprechend.

Das Lehrprojekt

Für mein Lehrprojekt habe ich eine eigene Schriftart, einen variablen Font, entworfen. Passend dazu gestaltete und druckte ich ein Booklet, welches die Schrift präsentiert und ihren Hintergrund aufzeigt.

Die Inspiration für die Schrift kam aus meiner Diplomarbeit, die sich mit technischer Innovation beschäftigt. Der Optimismus und die Innovationsfreude des Space Age der 50er und 60er Jahre prägten mein Design. So entstand «innovage», eine modulare Display-Schrift, die den futuristischen Stil dieser Ära widerspiegelt und zu neuen kreativen Möglichkeiten einlädt.