Unser Beitrag für das ZFF 72

PERCEPTION

Wenn sich die Blätter langsam aber sicher von den Bäumen lösen, dann ist es Zeit, sich wieder wärmer anzuziehen. Junge Filmemacher wissen: Es ist auch Zeit für die nächste Runde «ZFF 72».

So auch für uns. Wir machten mit. Und schafften es mit «PERCEPTION» in die Top 10 der Jury. Das Protokoll eines ereignisreichen Wochenendes.

Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.

(ash)

Tag 1

11.59 Uhr. 12.00 Uhr.

Heroes.

«Hmm, okey. Spannend. Mal überlegen.» Irgendetwas in dieser Richtung werden wir uns gedacht haben, als wir auf dem Weg in die Ausleihe das Thema der diesjährigen Ausgabe des ZFF 72 erfuhren.

Und so überlegte jeder ein bisschen für sich, bis wir uns schliesslich zu sechst in einer Churer WG zusammenfanden. Der Plan war es, an diesem Nachmittag gemeinsam eine Storyline zu entwerfen.

Der Plan sollte scheitern. Doch dazu später mehr.

Heroes. Da wurde mit grossem Geschütz auf die Corona-Pandemie gezielt. Dass wir nichts zu dieser Thematik machen wollten, mussten wir nicht diskutieren. Und so liessen wir unserer Fantasie freien Lauf, warfen Ideen in die Runde, verwarfen diese Ideen wieder, und diskutierten munter weiter darüber, wie wir diese 72 Sekunden gestalten wollten. Und es machte richtig Spass.

Wir hatten bald alle eine gemeinsame Vorstellung davon, wie unser Film sein sollte. Er sollte, wie bereits erwähnt, nichts mit Corona zu tun haben. Er sollte nicht zu vorhersehbar sein. Er sollte auch nicht lustig sein. Eigentlich sollte er sogar richtig düster werden.

Wir wussten also ganz genau, was unser Film nicht sein sollte, und ein bisschen wussten wir, was er sein sollte.

Doch das half uns nichts, denn nach wie vor hatten wir keine Geschichte. In Wirklichkeit hatten wir Unmengen an Geschichten, aber keine überzeugte uns wirklich.

Und dann begannen die Stunden zu fliessen, gefühlt immer ein wenig schneller. Und mit jeder Stunde mehr hatten wir sicher zehn neue Varianten durchdiskutiert, für gut befunden, nur um am Schluss wieder jede Einzelne davon zu verwerfen. Die Zeit begann langsam gegen uns zu spielen, am späten Abend hatten wir uns noch immer nicht geeinigt.

Und so kam es, dass wir irgendwann nach Mitternacht tatsächlich nach Hause gingen, ohne ein fertiges Drehbuch für den nächsten Tag zu haben.

Tag 2

Es war ungefähr 10 Uhr, als die versammelte Mannschaft wieder auf ihren Plätzen sass, die sie bereits den ganzen Nachmittag des Vortags belegt hatte. Wir wussten, dass es nun an der Zeit war, Nägel mit Köpfen zu machen.

«Wir teilen uns auf. Drei gehen auf Location-Suche, drei schreiben diese Geschichte fertig.»

Da waren wir also an dem Punkt, an dem wir einfach vorwärts machen mussten, um noch eine reelle Chance dafür zu bewahren, am Montag einen Film einreichen zu können. Wir mussten pragmatisch denken, nur noch drei Personen diskutierten über die Geschichte. Was sich als sehr effizient herausstellte, denn nicht mal eine Stunde nach diesem Beschluss hatten wir uns auf eine Handlung geeinigt.

Die Geschichte über einen Helden, der sich selbst als etwas anderes sieht, als er eigentlich ist, kam uns aber nicht einfach so zugeflogen. Es war das Ergebnis einer Kombination von Ideen, die wir am Freitag durchdiskutiert hatten.

Nun galt es, die Schauspieler dafür vorzubereiten. Unser Protagonist wurde von Maurus Held gespielt, eine Nebenrolle nahm Luka Lastric ein. Doch wir suchten noch eine weibliche Darstellerin. Nach ein paar Telefonen war es dann Vanessa Ottlik, eine Klassenkameradin, welche sich netterweise für die Rolle zur Verfügung stellte.

Währenddessen fingen wir damit an, in einer anderen WG eine erste Szene einzurichten. Irgendwann zwischen 8 oder 9 Uhr abends fiel dann die erste Klappe.

Tag 3

Nein, Tag 3 begann nicht mit dem Schnitt.

Tag 3 endete so etwa um 5 Uhr am Morgen. Wir drehten fast die ganze Nacht durch, wechselten viermal das Set, und hatten dabei doch einen riesigen Spass. Erschöpft und doch glücklich verabschiedete sich jeder in Richtung seines Betts. Die ganze Nacht hindurch hatte niemand gemotzt oder sich beklagt. Alle zogen am selben Strang. So sieht Teamgeist aus.

Um drei Uhr nachmittags trafen wir uns erneut in einer anderen WG. Wir schliefen bewusst etwas länger, um für die Postproduktion fit zu sein. Die Aufgaben wurden erneut verteilt: Drei Personen kümmerten sich um den Schnitt, zwei um die Musik und jemand gestaltete ein Filmplakat. Eine erste Schnittversion wurde baldmöglichst dem Audiodepartement übergeben, damit die Musik besser auf den Film abgestimmt werden konnte. Das Voiceover nahmen wir auch in diesem Schritt auf.

Zwischendurch mussten wir uns noch auf einen Titel für den Film einigen. Wir entschieden uns für den englischen Ausdruck für Wahrnehmung, «PERCEPTION» eben. Da wir sowieso den ganzen Film auf Englisch machen wollten, fiel die Wahl bezüglich der Sprache nicht allzu schwer.

Als wir mit dem Rohschnitt zufrieden waren, machten wir einen Picture-Lock. Nun begannen die Arbeiten am Sounddesign, parallel kümmerte sich das Schnittteam um Details im Film (Stabilisierungen, Zooms, Drehungen, etc.). Auch das Colorgrading wurde in diesem Schritt erledigt. Als der Sound zum Film fertig war, wurden die beiden Projekte zu einem zusammengefügt und der Ton wurde abgemischt.

Dieser Prozess, der soeben in drei Abschnitten beschrieben wurde, dauerte bis um sieben oder acht Uhr morgens.

Da wir dies aber erwartet hatten, konnten wir uns gut darauf einstellen. Alle hielten die Nacht durch, gelegentlich fielen einzelne Krieger der Couch zum Opfer. Doch unser Film war endlich fertig, gespannt sahen wir uns versammelt den finalen Export an – alles passte. Wir reichten den Film ein.

Und hier endete dieses ereignisreiche Wochenende. Wir hatten es tatsächlich geschafft.