Von Excel-Tabellen zum Konfettiregen
Die Gala im Plaza in Zürich gilt als Highlight einer jeden MMP-Laufbahn. Alle Jahre trudeln die Scharen ein, werden verpflegt, umsorgt und unterhalten. Das Programm läuft ohne Unterbrechung ab und am Abend geht es nach ein paar Stunden Party wieder nach Hause. Doch wie sehen die vielen Stunden, Tage und Wochen aus, in denen vorbereitet und aufgebaut wird?
Genau das war dieses Jahr das Thema des Aftermovies. Die ganzen Arbeiten, die lange vor dem Eintreffen des Publikums anfallen, sollen auch filmisch festgehalten und gewürdigt werden. Wie das Event selbst aussieht, haben wir aus unzähligen Instagram-Storys erfahren. Die Awards wurden vergeben, die Publikumspreise abgesahnt und Mägen mit Bagels und Bier vollgeschlagen. Was nach diesem Abend noch bleibt, ist dieser Aftermovie – viel Spass!
Idee / Konzept
Roland Köppel vom Event-Team hatte dieses Jahr die Vorgabe, dass der Aftermovie mehr auf die Arbeit des ganzen Teams eingeht und so auch für spätere MMP-Generationen dokumentiert wird, was einem blüht, wenn man sich für den Major Live-Communication entscheidet. Die Filme von 2019 und 2020 seien zu fest auf das Event und die Partypeople fokussiert gewesen. Trotzdem schaute ich mir die Clips genau an, um die Location besser kennenzulernen und um meine Shots ein wenig zu planen. Betonung auf wenig, denn Eventvideografie kann man nicht planen, auch wenn man sich ganz fest Mühe gibt. Es kommt immer anders.
Pre-Production
Der Regieplan half mir, die wichtigsten Stationen der Show zu identifizieren. Da ich bereits am Mittag eintreffen und sofort mit dem Filmen beginnen sollte, musste ich mit grossen Datenmengen und vielen Clips rechnen. Laptop mit externen Speichermedien musste also eingeplant werden.
Ich stellte mir zwei Rigs zusammen, welche ich für unterschiedliche Zwecke nutzte:
Rig 1 «Gimbal»
- Fujifilm XT-4
- SLR Magic 21mm T1.6 / Fujinon 56mm F1.2
- DJI Ronin RS-2 mit Follow Focus
- Atomos Shinobi 5
- Rode Videomic Pro
- Aputure MC
Rig 2 «Handheld»
- Fujifilm XH-1
- SLR Magic 21mm T1.6 / SLR Magic 12mm T2.8
- Cage mit Grip und Follow Focus
- Atomos Shinobi 5
- Rode Videomic Pro
- Aputure MC
Mit geladenen Akkus, formatierten Speicherkarten und einem viel zu schweren Rucksack ging es nach Zürich. Nach einem kurzen Aufbau des Materials wurde ich vom Team in der Location herumgeführt und auf die wichtigsten Punkte des Aufbau und des Abends aufmerksam gemacht. Ab dann lief die Kamera fast ununterbrochen und niemand war mehr vor mir und meinem hellen Headlight sicher.
Aufnahmen
Für den dokumentarischen Anspruch des Films wollte ich so nah wie möglich an meinen «Protagonisten» dran sein und die Aufregung, den Stress oder die Erleichterung spüren. Bei diesem Part stellte sich mein Major, Videoformate Nonfiktional, als solide Wahl heraus. Mit dem Vorwissen konnte ich besser abschätzen, welche Winkel gute Bilder geben und wie ich mich um viele Menschen herum bewegen soll.
Der zweite Teil, also die Show, sah dann etwas anders aus. Diesmal verwendete ich anders als beim Doku-Part das Gimbal und rannte wie von einer Wespe gestochen, neben und hinter dem Publikum herum. Dabei war das Fokusziehen, ich hatte nur manuelle Objektive dabei, nicht ganz einfach. Trotzdem konnte ich die wichtigsten Momente auf der Bühne und im Publikum scharf und zur richtigen Zeit einfangen.
Für alle Tech-Nerds: Auch wenn es wenig Licht hat, geht F-Log voll klar, wenn man nicht über ISO 2000 geht und die Bilder etwas überbelichtet. Ich stellte nur an einigen Stellen Rauschen fest, welches sich einfach mit Noise Reduction in Resolve beseitigen liess.
Post-Production
Mit ein paar hundert Gigabyte an Material ging es in den Schnitt. Zuerst alle Clips durchschauen und die Ins und Outs der wichtigen und spannenden Stellen einfügen. Ab auf die Timeline und – über 20 Minuten. Oh no. Also musste ich mir passende Musik suchen und einen Geistesblitz beschwören, wie ich das alles auf drei bis fünf Minuten herunterbrechen kann. Diesen hatte ich dann einmal und es wurde herumgeschnippelt, bis ich einen ersten Rohschnitt fürs Feedback an Roland senden konnte.
Dieses fiel zum Glück sehr positiv aus, ich musste nur einige Szenen kürzen und andere ganz rauslassen. Nach einigen Runden mit Feintuning der Schnitte, dem Color Grading sowie dem Sound wurde die zweite Version prompt von Roland freigegeben dann von mir auf YouTube veröffentlicht.
Learnings
Vertrau dem Material! Gerade die Tage nach dem Shoot war ich mit dem gedrehten Material gar nicht glücklich und konnte mir nicht vorstellen, daraus einen tollen Aftermovie zu machen. Einmal war dann auch dieses kreative Tief überwunden und es machte wieder Freude, am Schnitt zu arbeiten.
Das Gimbal machte mir während der Show grosse Sorgen. Da ich es von einem Kollegen nur einen Tag vor der Gala ausgeliehen habe, hatte ich keine Zeit, damit zu üben. Besonders der Follow Fokus braucht einige Zeit, bis man ihn gut und verlässlich bedienen kann.
Präzisere Kommunikation mit dem «Kunden». Als ich eintraf, war plötzlich die Rede von kurzen Quotes, die vom Publikum eingefangen werden sollten. Da dies beim Briefing nie angesprochen wurde, war ich nicht darauf vorbereitet. Es war schade, dass ich wegen fehlendem Material diese Idee nicht umsetzen konnte.