Wenn Pferde ins Licht treten – Ein Studiofotografie-Projekt
Die Studiofotografie erfordert präzise Lichtkonzepte, um Motive optimal zur Geltung zu bringen. Doch was passiert, wenn das Motiv kein Mensch, sondern ein Pferd ist? In diesem Projekt musste ich mich vom gewohnten Blitzlicht und klaren Anweisungen verabschieden – und dabei nicht nur mein Know-how, sondern auch meine Kreativität auf die Probe stellen.
Ein Umdenken in der Studiofotografie
Als ich zum ersten Mal darüber nachdachte, Pferde im Studio zu fotografieren, war ich voller Vorfreude – aber auch Unsicherheiten. Studiofotografie ist eine präzise Arbeit, bei der Lichtquellen, Hintergründe und Positionierungen stimmen müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Doch ein Pferd im Studio? Ein grosses, schreckhaftes Tier zwischen Blitzlichtern und Aufnahmeszenen? Das war eine ganz andere Herausforderung.
Nach einigen Überlegungen wurde mir schnell klar: Ein Pferd im Studio mit Blitzlicht zu fotografieren, war keine gute Idee. Die meisten Pferde reagieren schreckhaft auf schnelle Bewegungen und grelles Licht – und genau das wollte ich vermeiden. Also entschied ich mich, mein Konzept zu überdenken: Weg mit dem Blitzlicht, hin zu natürlichem Licht. Aber wo könnte ich ein Pferd so fotografieren, dass es sich sicher fühlt und trotzdem im richtigen Licht erscheint? Die Antwort war einfach: Das Pferd musste nicht unbedingt ins Studio – vielmehr sollte das Studio zum Pferd kommen.
Der Anfang mit Gymkanapferden
Der erste Schritt war, das Ganze mit weniger schreckhaften Pferden zu probieren. Ich entschied mich für Gymkanapferde, die für ihre ruhigere Art bekannt sind. Diese Pferde sind nicht ganz so nervös und schreckhaft wie viele andere, was mir die nötige Sicherheit gab, sie im Stall zu fotografieren. Der Stall wurde also kurzerhand zum Studio.
Die Idee war, das natürliche Licht des Stalls zu nutzen und so wenig wie möglich in die Szene einzugreifen. Der erste Versuch war einfach: Ich stellte einen Foto-Hintergrund in den Stallgang und positionierte das Pferd in natürlichem Licht bei dem Stalltor. Die Bilder, die ich mit dieser Technik aufnahm, waren authentisch und warm – das Licht war weich und schattierte das Pferd sanft, wodurch die natürliche Schönheit des Tieres perfekt zur Geltung kam.
Aber einfach wäre doch zu einfach?
Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich das Setup weiter verfeinern wollte, um die Bildwirkung noch stärker zu beeinflussen. Ich begann, zusätzliches Licht hinzuzufügen – aber ganz behutsam. Ich wollte nicht, dass das Pferd von zu vielen externen Lichtquellen verunsichert wird. Deshalb fügte ich immer nur eine Lichtquelle nach der anderen hinzu, je nachdem, wie das Pferd reagierte. Eine Softbox hier, ein Reflektor dort – jedes Licht setzte ich gezielt ein, um die Stimmungen und Texturen im Fell und auf der Haut des Pferdes hervorzuheben.
Ich hatte immer ein Auge auf das Pferd und versuchte, eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Die Reaktion des Tieres war entscheidend – schliesslich sollte das Bild nicht nur gut beleuchtet sein, sondern auch die natürliche Eleganz und Ruhe des Pferdes einfangen. Zu meiner Freude hatten die Pferde keine Angst vor dem sanften Licht und so konnte ich allmählich die Möglichkeiten der Beleuchtung erweitern.
Das Resultat?
Am Ende war das Ergebnis genau das, was ich mir erhofft hatte. Die Kombination aus natürlichem Licht und gezielt eingesetzten Lichtquellen gab den Fotos eine besondere Atmosphäre. Es war ein Prozess, der viel Geduld, viel Experimentierfreude und noch mehr Flexibilität erforderte. Aber das Endergebnis war für mich beeindruckend: Die Pferde, die anfangs eher misstrauisch gegenüber dem „Studio“ waren, strahlten auf den Bildern in einer natürlichen Weise.
Was ich dir mitgeben möchte…
Dieser Prozess hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und die Fotografie an das jeweilige Motiv anzupassen. Statt starrer Regeln habe ich gelernt, dass man beim Arbeiten mit Tieren viel Geduld und Einfühlungsvermögen braucht. Ein Pferd im Studio muss nicht unbedingt das Studio betreten – manchmal reicht es, das Studio einfach zu ihm zu bringen.
(pru)
Von der Idee zur Umsetzung
Zu Beginn war das Projekt nur eine lustige Idee, ein bisschen ein Experiment, das ich ausprobieren wollte. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wuchs der Wunsch, es wirklich umzusetzen. Ich wollte die Herausforderung annehmen, Pferde im Studio zu fotografieren – und das in einer Art und Weise, die sowohl das Tier als auch die Fotografie respektiert. Die Umsetzung war eine spannende Reise, die viel meiner Freizeit in Anspruch nahm. Das war aber auch ein grosser Vorteil: Da wir einen Pferdestall zu Hause haben, war das „Studio“ direkt vor der Tür, und das Model – also das Pferd – war ebenfalls greifbar. Diese Nähe erleichterte vieles, vor allem die Organisation und Flexibilität beim Experimentieren mit den Lichtern und dem Setup.
Die Herausforderung der Lichtsetzung
Die grösste Herausforderung bestand darin, die Beleuchtung völlig anders zu gestalten, als ich es von Menschenporträts gewohnt war. Die Lichtsetzung bei Tieren muss viel behutsamer und sanfter erfolgen, da sie weniger geduldig und oft schreckhaft sind. Es war interessant zu sehen, wie sehr das Licht die Wirkung eines Porträts verändern kann, besonders bei einem so sensiblen Motiv wie einem Pferd. Als kleiner «Funfact»: Babyöl hilft für glänzendes Fell 🙂
Aufwändige Nachbearbeitung
Der Zeitaufwand war jedoch enorm. Die Fotobearbeitung war genauso aufwändig wie bei Menschen – vielleicht sogar noch intensiver, da jedes Bild im Photoshop noch einmal extra bearbeitet wurde. Besonders bei den Pferdebildern fiel es auf, wie jedes Detail und jedes Haar sichtbar wird, was die Nachbearbeitung deutlich anspruchsvoller machte. Die vielen Details zu korrigieren, die bei einem Tier ebenso wichtig sind wie bei einem menschlichen Porträt, war sehr zeitintensiv.
Zukünftige Projekte und Ausblick
Jetzt, wo das Projekt abgeschlossen ist, möchte ich weiterarbeiten – vor allem mit weissen Hintergründen. Wie genau ich das umsetzen werde, weiss ich noch nicht, aber ich bin gespannt auf die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich dabei ergeben werden. Die Arbeit mit den Tieren hat mir auf jeden Fall gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und kreative Lösungen zu finden.