Wie reden wir heute über Sex?
Junge Menschen haben weniger Sex. Das belegen aktuelle Studien aus Europa und Amerika. Irgendwie schade – kann Sex doch so aufregend und lustvoll sein.
Fragt man die Zielgruppe 21- bis 28-jähriger Schweizer*innen nämlich im qualitativen Gespräch, was sie mit dem Wort Sex assoziieren, fallen Begriffe wie Intimität, Anziehung zwischen Menschen und nicht zu vergessen: Spass!
In der Bachelorthesis habe ich mich mit der Sexualität meiner Generation beschäftigt. Mit dem Schwerpunkt darauf, wie wir das Thema medial und gesellschaftlich in unserem Alltag wahrnehmen. Und bin konkret der Frage nachgegangen, ob die heutige – vor allem auch mediale – Präsenz die persönliche Sexualität beeinflusst.
Besonders die digitalen, jederzeit verfügbaren Möglichkeiten, Sex auszuleben – beispielsweise durch Pornografie – wird von den meisten 21- bis 28-jährigen Schweizer*innen aus dem deutschsprachigen Raum kritisch betrachtet. Die Zielgruppe sieht zwar die dadurch neu gewonnen Freiheiten, aber doch auch die möglichen negativen Einflüsse davon. Vor allem die dadurch verbreitete unrealistische Darstellung von Sex und den damit einhergehenden Druck auf die persönliche Sexualität.
Und gerade deshalb werden die Präsenz und Liberalisierung des Themas Sex in der Gesellschaft und im eigenen Umfeld als positiv und unbedingt nötig empfunden. Aber nur, wenn sie einen diversen, tabufreien und offenen Austausch fördern. Denn nur dieser kann in dieser Welt voller Superstimuli vermitteln, wie intim und persönlich die eigene Sexualität ist. Die mediale Aussenwelt sollte dabei mehr als Inspiration, nicht aber als nachzueiferndes Vorbild gesehen werden.
Wichtig bezüglich diesem Austausch und der damit zusammenhängenden Präsenz ist auch, dass sich nicht jede*r gleich intensiv und offen mit der Thematik auseinandersetzen möchte. Oder sich in der eigenen Sexualität nicht mit der hemmungslosen und experimentierfreudigen Entdeckung von Sex identifizieren kann. Weshalb die Auseinandersetzung mit dem Thema in einem von Rezipient*innen gewollten Moment und Setting stattfinden sollte. Damit befasst sich das parallel zur Thesis entstandene Lehrprojekt «Hesch Lust?».
Unter diesem Namen und Einstiegsfrage ist eine Website entstanden, die sich rund um die Vielfalt von Sexualität meiner Generation dreht. Ein Sammelsurium an Menschen, Stimmen, Emotionen und verschiedensten Aspekten von Sex – portraitiert in multimedialen Formaten. Jedes Format so eigen und individuell, wie Sex und Sexualität eben auch sein sollte.