«Wotsch es Gschichtli ghöre?»
Stell dir vor, du sitzt zu Hause im Bett und draussen regnet es in Strömen. Du hast vielleicht einen Tee oder eine Tasse Kaffee auf deinem Nachttischchen und was fehlt? Eine Geschichte. Eine sonore, warme Stimme nimmt dich auf eine Reise in eine spannende Welt mit.
Hör’ dir die Reihe «Wotsch es Gschichtli ghöre?» an, die ich diesen Frühling mit der Erzählerin LYRA produziert habe.
Und falls heute kein Regentag ist – Geschichten Hören eignet sich meiner Meinung nach auch perfekt fürs Aufräumen, Putzen oder Einkaufen ;).
Zu allen drei Geschichten habe ich jeweils auch eine Illustration gezeichnet:
(hil)
Idee
Ich liebe Hörbücher! Ich wollte unbedingt mal selbst ein Hörbuch produzieren. Als ich LYRA hörte ihre Geschichten erzählen, musste ich sie fragen, ob sie mit mir aufnehmen wolle – und so entstand unsere Zusammenarbeit.
Der Inhalt meiner Drachengeschichte enstand aus der Beobachtung, dass ich gelegentlich etwas nicht lernen kann, wenn ich es unbedingt und verbissen lernen möchte und der Beobachtung, dass ich es dann per Zufall lerne, währenddem ich mich auf etwas ganz anderes konzentriere. Mein Fazit ist: Durchhaltevermögen ist gut, aber Verbissenheit bringt nur Ärger. Und: Auf Umwegen lernt man oft mehr ;).
Workflow
1. Geschichte schreiben
Ich wurde eines Tages vor etwa einem halben Jahr gebeten, eine Gute-Nacht-Geschichte zu erzählen. So erfand ich aus dem Stegreif heraus die Drachen-Geschichte. Später fiel mir sie wieder ein und ich schrieb sie auf und besserte sie ein bisschen aus, damit sie LYRA vortragen konnte.
2. Besprechung & Auswahl
LYRA und ich besprachen die Geschichten, die sie mir mitbrachte und wir entschieden uns zusammen für unsere zwei Favoriten. Ich erzählte ihr von meiner Drachen-Geschichte und sie nahm sie gerne in ihr Repertoire auf, damit wir sie zusammen aufnehmen konnten. Sie half mir dabei, den Text weniger formell und mehr wie eine Geschichte zum Erzählen, anstatt zum Lesen zu formulieren.
3. Audio-Aufnahmen
Am meisten Spass am Projekt hatte ich bei den Audio-Aufnahmen! Ich habe mir für dieses Projekt ein richtiges Mikrofon besorgt, ein Shure MV7, der kleine Bruder vom Shure SMB7. Der Klang war im Vergleich zu den Handy- und Computer-Aufnahmen, die ich in zu vorherigen Projekten (Sei, seier, am seiesten) machte, absolut göttlich! Wir nahmen Hunderte von Takes auf, bis wir beide in den Flow kamen und die Aufnahmen lebendig und der Ton professionell wurden.
Ich selbst sprach das Intro für die Geschichten ein, was für mich etwas Neues war. Ich mochte es nie, meine Stimme aufgenommen zu hören und mag es immer noch nicht so sehr, aber mit diesem super Mikrofon war es trotzdem gut. Ich sprach meinen Text gerne ein, nur anhören wollte ich ihn nicht mehr unbedingt ;).
4. Audio-Schnitt
Den Audio-Schnitt wie auch das Aufnehmen nahm ich mit Adobe Audition vor, eines der wenigen bekannten Adobe-Programmen, das ich noch nie benutzt habe. Aber wenn man sich in der Adobe Creative Cloud schon auskennt, lernt man jedes neue Programm schneller und so bereitete mir das glücklicherweise keine grosse Mühe.
5. Video
Zuerst hatte LYRA die Idee, Makroaufnahmen von ihren Augen und ihrem Mund zu machen, währenddem sie die Geschichte vorträgt. Das probierten wir aus. Es stellte sich aber als sehr schwierig heraus, wenn man so was im Nachhinein macht – Wir haben diese Idee zwar umgesetzt aber verworfen. Wir hätten die Video- und Stimm-Aufnahmen gleichzeitig machen sollen. Na ja, das weiss ich jetzt fürs nächste Mal.
Ich entschied mich, anstatt einem Video ein Standbild zu machen, da ich selbst oft YouTube benutze und das Handy einfach im Hosensack habe, währenddem ich ein Hörbuch höre. Das Video sehe ich kaum an, falls es überhaupt eines hat.
Ich illustrierte für alle drei Geschichten eine Vektor-Illustration mit Adobe Illustrator. Vor einiger Zeit sah ich 3D Papier-Scherenschnitte auf Pinterest und wollte auch einen solchen Effekt mit meinen Illustrationen erzielen. Diese Arbeit war mit den Audio-Aufnahmen mein Lieblingsteil.
Dann fügte ich das Audio und die Illustration mit Adobe Premiere Pro zusammen und fügte noch Blur und Transparenz Animationen hinzu.
6. Upload & Untertitel
Danach lud ich die Videos auf YouTube und machte ich mich daran, Untertitel hinzuzufügen. Diese Arbeit unterschätzte ich ein wenig. Ich wollte dreisprachige Untertitel – in Schweizerdeutsch zum Mitlesen, in Hochdeutsch, zum Verstehen und in Englisch für alle, die kein Deutsch können. Das habe ich auch fertig gebracht, es kostete mich aber Stunden von repetitiver Fleissarbeit. Dafür lernte ich einiges übers Untertiteln auf YouTube und das SRT Dateiformat, wie auch über die Funktionen von YouTube-Studio.
Selbstkritik & Erkenntnisse
Das war mein Lieblings Digezz-Projekt bis jetzt! Mir und LYRA hat das Ganze so gefallen, das wir vorhaben, die Reihe «Wotsch es Gschichtli ghöre» weiter zu ziehen und zum Beispiel einen wöchentlichen Podcast auf Spotify zu starten.
Gut war, dass ich für dieses Projekt ein professionelles Mikrofon besorgt hatte und dass ich eine solch gute Zusammenarbeit mit LYRA hatte.
Fürs nächste Mal würde ich die verschiedenen Plattformen wie Spotify, TikTok, Instagram ins Projekt einbeziehen und nicht nur auf einer einzigen Plattform posten. Ausserdem denke ich, könnten die Untertitel in Zukunft weggelassen werden und mit einem PDF-Transkript in allen drei Sprachen ersetzt werden, für die, die wirklich mitlesen wollen. Das ist wahrscheinlich angenehmer als Untertitel mitzulesen.