Zepotha – Behind Mirrors
Ein Horror Kurzfilm, inspiriert von den 80er Jahren. Eine Filmproduktion von Katharina Bumann und Dominik Bolsinger. Mitbeteiligte MMP StudentInnen: Melina Aeschbach, Andri De Bros.
Im Sommer 2023 hat Emily Jeffri, eine junge Musikerin, “Zepotha” ins Leben gerufen. Um ihr noch unveröffentlichtes Album zu promoten, rief sie ihre TikTok Community dazu auf, so zu tun, als hätte es in den 80ern einen Horrorfilm mit dem Titel “Zepotha” gegeben. Der Soundtrack dazu: Ihre Musik. Schnell schwappte der Hype über ihre Community hinaus und immer mehr Nutzer*Innen sprangen auf den Trend auf. Es wurden fiktive Charaktere entwickelt, Szenen erfunden, vom Film inspirierte Outfits, Make-Up Looks und viele weitere Elemente erstellt. Schnell war “Zepotha” in aller Munde. Das Ganze ging so weit, dass Leute, die den ursprünglichen Post der Musikerin nicht kannten, erfolglos begannen, in den Tiefen des Internets nach dem Film zu suchen, jedoch nirgends fündig wurden. Viele wurden komplett in die Irre geführt, ohne zu erkennen, dass es sich um einen erfundenen Film handelte.
Aufgrund des massiven Erfolgs und der grossen Nachfrage startete Emily Jeffri dann im August einen Filmwettbewerb. Leute aus aller Welt konnten ihre Adaption von „Zepotha“ als Kurzfilm einreichen und so entschieden auch wir uns dort mitzumachen.
Da wir jedoch erst knapp vier Wochen nach dem Wettbewerbsausschrieb darauf stiessen, standen wir nun vor der grossen Herausforderung, innerhalb eines Monats einen Horror Kurzfilm zu erstellen. Der erste Schritt war die Erstellung der Hauptcharaktere, um dann anhand dieser das Grundkonstrukt des Films aufzubauen. Die Namen der Charaktere waren durch deren wiederkehrenden Auftritte in den TikTok Posts zum Trend teilweise bereits vorgegeben. Nach der Namensgebung wurden ihre Charakterzüge bestimmt, Interessen und Hobbys ergänzt, die Bezüge untereinander hergestellt und Moodboards für die Charaktere und den Filmlook erstellt.
Katharina hat über die drei nächsten Wochen Outfits und Gadgets eingekauft, um dem 80er Stil gerecht zu werden. Schlussendlich hatten wir dann mehrere Koffer mit Kleidern, welche wir alle ans Set brachten, damit auch sicher etwas dabei ist, was den Schauspielern passt, da wir zuvor nicht alle Schauspieler zusammentrommeln konnten, um die Kleider anzuprobieren.
Als nächstes haben wir mehrere Storylines entwickelt, welche wir aufgrund des Zeitdrucks und kleinen Budgets den möglichen Locations entsprechend anpassen mussten. Zeitgleich haben wir also Locations gescoutet, wobei wir uns aus logistischen Gründen auf maximal zwei verschiedene beschränken wollten. Nach langer Recherche im Internet und herumreisen zwischen verschiedensten Orten der Schweiz, vor allem im Wallis und in Graubünden, hat sich aus einem zufälligen Gespräch mit Dominiks Eltern eine neue Möglichkeit gezeigt. Dominiks Onkel hatte nämlich kürzlich eine Hütte auf einer Alp in der Nähe von Innsbruck gepachtet. Dominik hat ihn sofort kontaktiert und konnte eine Vereinbarung treffen, dass wir an zwei der kommenden drei Wochenenden Zugriff auf die Hütte hätten, dort logieren und filmen dürften.
Nach dem Festlegen der Location begannen wir, das Drehbuch zu schreiben. Zeitgleich haben wir im Studiengang und in unseren Freundeskreisen nach Schauspielern gesucht. Auch hier wendeten wir uns aufgrund des Budgets nicht an Schauspielschulen. Folglich erklärte sich Katharina bereit, die Hauptrolle zu übernehmen. Die anderen Rollen wurden auf Melina Aeschbach und Andri DeBros aus dem MMP Studium und Leonard Pfeffer, einem Freund aus Zürich, aufgeteilt. Dominik übernahm die Rolle des Regisseurs und Director of Photography und sein kleiner Bruder Julien konnte noch spontan als Tonmann engagiert werden.
Zwei Wochen vor der Deadline sind wir dann zu zweit zur Hütte gefahren, um erste Requisiten zur Hütte zu bringen, die Location und deren Umgebungen zu besichtigen und entsprechend das Drehbuch nochmals anzupassen. Dazu kam noch, dass wir einen See finden mussten, um eine der Szenen filmen zu können, welche essentiell für die Storyline war. Nach etlichem suchen auf Google Maps, stiessen wir auf einen grossen See, welcher jedoch 45min mit dem Auto von der Hütte entfernt lag. Auf der Rückfahrt nach Chur am 5.10. fuhren wir dann noch kurz an diesem See vorbei. Da dies die einzige brauchbare Option weit und breit war, mussten wir uns schliesslich trotz der Distanz auf diesen See festlegen. Am Abend des 5.10. haben wir dann das ganze Material, welches uns von der Filmbude von Andri zur Verfügung gestellt wurde, in Chur geholt und in die Autos verladen.
Als 6-Köpfiges Team sind wir dann am Folgetag, dem 6.10. nach der Uni 4h zur Hütte gefahren. Aufgrund des engen Zeitplans begannen wir noch am Abend der Ankunft mit dem Dreh. Es wurde eine Kleideranprobe gemacht, die finalen Outfits mit den Schauspielern zusammengestellt und schliesslich eine komplette Szene gedreht. In den folgenden 2 Tagen wurde von morgens bis abends bzw. morgens bis morgens durchgehend gedreht. Die Pausen waren minim und gegessen und geschlafen wurde sehr wenig. Zudem hatten wir am zweiten Tag noch eine Autopanne, welche viel Improvisation und Nerven kostete. Die Feuerwehr und der Abschleppdienst mussten gerufen und einige Szenen abgeändert werden. Nachdem die letzte Szene dann am 8.10 im Kasten war, konnten unsere Crewmitglieder mit dem zweiten Auto am Sonntagabend den Weg nach Hause antreten. Unser Auto stand immer noch in Reparatur. Dominik, Katharina und Julien steckten also für die nächsten Tage auf der Hütte fest. Schliesslich konnten wir einen Leihwagen mieten um zurück in die Schweiz zu fahren und unseren Pflichten nachzugehen, bis wir einige Tage später wieder nach Österreich fuhren und unser Auto abholen konnten.
Zu Hause galt es, das ganze gedrehte Material zu sichten und zu sortieren. Dominik machte sich dann an den Schnitt, die Vertonung und das Colorgrading. Katharina erstellte für die Veröffentlichung ein Logo für Jaronatlas Productions, ein Thumbnail für Youtube sowie ein Filmposter:
Am 20. Oktober haben wir unseren Film pünktlich zum Wettbewerb eingereicht. Am 30. Oktober wurde er von Emily Jeffri in die Top 10 aller eingereichten Filme und später von einem weltweiten Publikum auf den 3. Rang gewählt. Wir sind sehr stolz, dieses Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt und erfolgreich ausgeführt zu haben!
Um das ganze zu promoten haben wir ein Reel und einen Trailer geschnitten, welche in den Sozialen Medien sehr gut angekommen sind. Um das ganze abzurunden haben wir anschliessend noch die Outtakes zusammengetragen.
Diese Dokumentation ergänzen wir mit einem kurzen Vlog:
(eli)
Das ist uns gelungen:
Während der Produktion konnten verschiedene Elemente besonders positiv herausstechen:
In die Auswahl der Outfits wurde viel Zeit und Energie gesetzt. Schlussendlich hat Katharina das 80’s Genre perfekt getroffen, was massgeblich dazu beitrug, dass die Charaktere nicht nur glaubwürdig, sondern auch visuell ansprechend wirkten. Die sorgfältige Auswahl der Requisiten unterstützte die Immersion der Zuschauer, indem sie nicht nur zur Handlung passten, sondern auch eine zusätzliche visuelle Tiefe und Authentizität schafften.
Auch die Wahl des Hauptdrehorts war besonders treffend, da sie nicht nur viel Abwechslung bot, sondern auch aktiv zur Handlungsentwicklung beitragen konnte. Die Hütte und deren Umgebung erwies sich also als das perfekte Setting für einen Horrorfilm.
Die anfangs angepeilte Farbpalette, wurde am Set, sowie auch im Grading, gut getroffen und konnte ziemlich akkurat umgesetzt werden. Zudem sind wir, den Umständen entsprechend, dass dies unser erster komplett selbst gedrehter Film ist, mit der cinematographie sehr zufrieden.
Die schauspielerische Leistung und die sprachliche Kompetenz, alles auf Englisch zu machen, war trotz Laienschauspielern sehr überzeugend. Das Engagement der Schauspieler sowie ihre authentische Emotionalität verliehen der erzählten Geschichte Glaubwürdigkeit und Tiefgang. Die Dialoge waren prägnant und nuanciert, wodurch sie perfekt zur Entwicklung der Charaktere, sowie auch zur Gesamthandlung beitrugen.
Ein weiterer gelungener Aspekt des Projekts waren die Offenheit und der Mut, ein derartiges Vorhaben zu zweit anzugehen. Die Bereitschaft, das Risiko einzugehen, dieses Projekt überhaupt erst anzugreifen, war massgeblich. Es gab so viele Möglichkeiten, wie das ganze hätte schief laufen können, doch wir haben immer daran geglaubt, es durchziehen zu können. Dazu kam die Fähigkeit, uns gegenseitig zu ergänzen und zu motivieren, was viele Flüchtigkeitsfehler minimierte und die Grundlage für ein positives und produktives Arbeitsklima bildete.
Das Durchhaltevermögen, das während des gesamten Projekts von der Crew an den Tag gebracht wurde, verdient besondere Anerkennung. Trotz enormer Herausforderungen und Zeitdruck wurde das Ziel nicht aus den Augen verloren und somit ist das Endergebnis ein eindrucksvolles Zeugnis für das Engagement und die Ausdauer des Teams.
Das sind unsere Learnings:
Unser Filmprojekt war von Anfang an eine sehr ambitionierte Angelegenheit, die mit einigen Herausforderungen konfrontiert war. Eine der ersten wichtigen Lehren, die wir ziehen können, betrifft die Vorbereitungszeit. Dies war uns zwar von Beginn an klar, aber wir hatten nicht genug Zeit, um uns angemessen auf den Dreh vorzubereiten. Eine längere Vorbereitungsphase hätte uns geholfen, die Szenen besser durchzudenken und uns auf unvorhergesehene Probleme vorzubereiten.
Am Drehort hatten wir auch nicht genug Zeit zur Verfügung, um die Szenen so umfassend umzusetzen, wie wir es gerne gehabt hätten. Da wir nur das eine Wochenende zur Verfügung hatten, um an dieser Location zu drehen, ging es zwar nicht anders, doch im Nachhinein hätten wir Szenen kürzen oder sogar einige davon weglassen können, um sicherzustellen, dass die verbleibenden Szenen die gewünschte Qualität erreichen. Zudem wurden unerwartete Zwischenfälle, wie die Autopanne, womit man immer rechnen muss, nicht im Zeitplan berücksichtigt.
Die Pausen während des Drehs waren unzureichend. Wir hätten mehr Pausen einplanen sollen, um Erschöpfung vorzubeugen und die Konzentration des Teams aufrechtzuerhalten. Zusätzlich dazu haben wir die Bedeutung von ausreichender Verpflegung und genug Schlaf für das gesamte Team unterschätzt. Dies hat einen großen Einfluss auf die Produktivität und das Wohlbefinden aller Beteiligten gehabt.
Die Tonqualität des Endprodukts ist ungenügend. Die Tonaufnahme einer erfahrenen Person zu überlassen und eigene, regelmässige Kontrollen des Tons, hätten dazu beigetragen, dieses Problem zu minimieren und eine höhere Klangqualität zu erzielen.
Da wir den mobilen Generator, welchen wir brauchten um die Aperture Lichter im Wald laufen zu lassen, erst kurz vor dem Dreh ausleihen konnten, wussten wir nicht wie lange er hält und mussten so einfach hoffen, dass uns der Strom für die geplanten Szenen reicht. Auch hier wäre mehr Zeit und bessere Planung von Vorteil gewesen.
Zudem wurde die Hütte auch durch einen, von Solarstrom betriebenen, Generator mit Strom versorgt, was bedeutete, dass wir extrem Sparsam mit unseren ganzen Geräten, Akkus, Lichtern und den Lampen der Hütte sein mussten. Am letzten Tag fiel aufgrund mangelnder Sonneneinstrahlung und übermässiger Stromnutzung öfters die Stromversorgung aus.
Auch war es eine Herausforderung, die Dialoge an die Charaktereigenschaften der Protagonisten anzupassen. Dies ist entscheidend, um Authentizität und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten. Auch war es für und schwierig, durch das Zusammenspiel von Dialogen und Videoaufnahmen eine Geschichte zu erzählen. Wo braucht es noch einen Satz eines Protagonisten? Wo lassen wir Bilder sprechen? Inwiefern verstehen Zuschauer die Geschichte, die in unseren Köpfen mehrfach durchgespielt wurde und klar erscheint?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unser Filmprojekt von einer besseren Vorbereitung, angemessener Zeit am Drehort, mehr Pausen, ausreichender Verpflegung und Schlaf, verbesserter Tonkontrolle sowie einer sorgfältigeren Ausgestaltung der Dialoge profitiert hätte. Diese Erkenntnisse werden uns helfen, in Zukunft bessere Produktionen zu realisieren, indem wir auf diese Punkte verstärkt achten und sie entsprechend berücksichtigen.
Im Grossen und Ganzen sind wir jedoch sehr stolz, zu zweit innert so kurzer Zeit ein solch anspruchsvolles Projekt auf die Beine gestellt und mit der unglaublichen Unterstützung unserer Kollegen erfolgreich umgesetzt zu haben!