Zusammenfinden
Schulen blieben von der Covid-19-Pandemie nicht verschont. Viele Quarantänen und Social-Distancing haben definitiv auf die Moral geschlagen. Was macht eine Schule kurz vor den Sommerferien, um den Schülern wieder Motivation für das kommende Jahr mitzugeben? Ein Einmann-Videoprojekt ist geboren, um den Schülern die Möglichkeit zu bieten, wieder zusammenzufinden.
Die Schule Balainen in Nidau hat mich angefragt, ein Videoprojekt mit ihnen zu realisieren. Die Idee entstammt von den viralen «Jerusalema»-Tanzvideos, die während der Pandemie bekannt wurden. Die jeweiligen Klassenlehrer haben mit ihrer Klasse einen Tanz einstudiert, bei dem auch die Schüler mitgewirkt haben. Zum Schluss sollen alle Tänze in ein Video einfliessen, das die gesamte Schule repräsentieren soll.
Nachdem das Drehbuch fertig geschrieben und die Tänze einstudiert waren, folgten die Drehtage. Anfangs noch etwas skeptisch haben dann doch alle, von Kindergarten bis 9. Klasse, mit Freude mitgetanzt. Ich denke, ich hatte hinter der Kamera genau so viel Freude wie die Schüler. Auch für mich war es ein kurzer Ausbruch aus dem Homeoffice.
(mou)
Planung:
Die Planung verlief ziemlich reibungslos. Ich habe mit der Verantwortlichen des Projektes das Drehbuch besprochen. Sie hat es grundsätzlich verfasst und ich habe mich um den roten Faden gekümmert. Parallel hat die Verantwortliche für die Tänze diese mit den Klassen einstudiert. Weiter habe ich mir mein Material für die Drehtage bereit gemacht. Sehr wichtig für dieses Projekt: Genügend Batterie und Speicherplatz! Dank Benjamin Tschumi, einem Mitschüler unserer Klasse, hatte ich eine gute Kamera mit dazugehörigem Gimbal ohne desswegen extra nach Chur in die Ausleihe fahren zu müssen.
Drehtage:
Die Drehtage kurz vor Ende des Schuljahres waren die Intensivsten. Zwei Tage lang haben wir von Morgen bis Abend gedreht und viel Speicherplatz gefüllt. Obwohl es die intensivsten Tage waren, hat es mir sehr Spass gemacht mit den Schülern zu arbeiten. Man hat nämlich gemerkt, dass es ihnen auch Spass machte. Ich habe mir für das Tanzvideo vorgenommen möglichst viele dynamische Aufnahmen zu machen. Sprich viel Bewegung mit der Kamera reinbringen, um dem Tanz gerecht zu werden. Beim Schneiden des Videos habe ich dann gemerkt, dass es vielleicht etwas zu dynamisch war und stationäre Aufnahmen dann etwas gefehlt haben. Da die Dynamik ja eigentlich schon von den Tänzern selber kommt, hätten mehr stationäre Aufnahmen nicht geschadet.
Post-Production:
Auch wenn die Drehtage die Intensivsten waren, hat die Post-Production mit Abstand am meisten Zeit in Anspruch genommen. Wie schon angesprochen haben mir teils stationäre Aufnahmen gefehlt und andererseits habe ich definitiv unterschätzt, wie viel Zeit ein Tanzvideo generell in Anspruch nimmt. Nicht nur dass jeder Schnitt im Einklang mit der Musik sein muss, ich konnte zum Teil auch gute Aufnahmen nicht verwenden, weil sie im «falschen» Takt des Stückes vorkamen. Nach einer Ersten Besprechung des Rohschnittes mit der Schulleitung, habe ich mich an den Feinschliff und das Grading gemacht. Da der Grosse Teil des Aufwandes in den Rohschnitt floss, konnte ich mich hier etwas austoben. Das Grading durfte aber nicht zu stark sein, da wir sehr viele verschiedene Aufnahmen (inne und aussen, sehr unterschiedlich beleuchtete Schulzimmer etc.) gemacht haben und dann jeweils ein starkes Grading nicht passend war. Für ein nächstes Projekt muss ich mir sicher schon vorher überlegen wo wir genau filmen werden, auch wenn wir in diesem Projekt etwas eingeschränkt waren, was die Drehorte betraf.
Lizensierung:
Nach einer sehr erfolgreichen Premiere bei den Schülern zu Beginn des neuen Schuljahres, blieb nun noch das Veröffentlichen des Videos. Es war ein Wunsch der Schule das Video auch auf der Website zu bewerben und dafür brauchten sie natürlich die nötigen Lizensierungen für das Musikstück. Gerade weil viele «Jerusalema»-Videos wegen Urheberrechtsverletzungen runtergenommen wurden und dies dann meist noch mit einer Busse gekrönt wurden, war mir dies ein wichtiges Anliegen. In Rücksprache mit unserem Medienrechts-Dozenten Daniel Köhler habe ich den Vorschlag der Lizensierung der Schule mitgeteilt. Die Schule hat sich dann mit der SUISA in Verbindung gesetzt und das Musikstück lizenziert. Seit dem positiven Bescheid kann ich (schon etwas stolz) auf Youtube nun meine Arbeit begutachten. Alles in allem sehe ich das Projekt als sehr gelungen und es hat riesig Spass gemacht mit der Schule zusammenzuarbeiten.